Schülerinnen und Schüler in Nigeria © Foto: Kirche in Not

Nigeria: Trauriger Jahrestag – 232 entführte Mädchen bleiben verschollen

Burgdorf/Schweiz | 14.04.2015 | APD | International

Vor einem Jahr, am 14. April 2014, entführte die islamistische Terrormiliz Boko Haram im nigerianischen Chibok 252 Mädchen. 20 von ihnen konnten entkommen, die übrigen gelten seither als verschollen. Die dramatische Entführung sei nur die Spitze des Eisbergs, schreibt Open Doors Schweiz, christliche Hilfsorganisation für verfolgte Christen, in einer Medienmitteilung.

Demnach habe die nigerianische Regierung vor einem Jahr zunächst zögerlich reagiert, weltweit habe das Ereignis aber starke Reaktionen ausgelöst, besonders in den sozialen Medien (#BringBackOurGirls). Boko Haram hatte zwischenzeitlich in einem Bekennervideo angekündigt, die Mädchen „auf dem Markt“ verkaufen zu wollen. Über den Verbleib der grössten von Boko Harma entführten Gruppe kursieren die verschiedensten Vermutungen.

Boko Haram: Kampf gegen Christen und Allianz mit dem „Islamischen Staat“ (IS)
Die islamistische Miliz verübe seit Jahren Anschläge gegen alles, was als „westlich“ wahrgenommen werde, so Open Doors. Dazu gehörten in besonderem Masse christliche Kirchen, die gezielt angegriffen, sowie Christen, die entführt oder vertrieben würden. Ziel der islamistischen Terrormiliz sei die Errichtung eines eigenständigen islamischen Staates. Im August 2014 rief Abubakar Shekau, Anführer der Terrormiliz, ein islamisches Kalifat im Nordosten Nigerias aus und Anfang März schloss sich Boko Haram offiziell dem IS an. Die Parallelen zwischen der Terrormiliz und den Inhalten sowie Methoden des „Islamischen Staates“ in Syrien und im Irak seien offensichtlich, schreibt Open Doors.

UNICEF: 800.000 Kinder auf der Flucht
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF veröffentlichte am 13. April einen Bericht zu Nigeria, in dem von 1,5 Millionen Flüchtlingen infolge der Übergriffe von Boko Haram die Rede ist, darunter seien 800.000 Kinder.

Religion für Machtstreben instrumentalisiert
Eine neue Studie von Open Doors stärke die These, dass dem andauernden Kampf gegen die Christen in Nigeria ein klares Machtkalkül zugrunde liege. Demnach würde die Religion dazu instrumentalisiert, Altlasten aus der Kolonialzeit zu beseitigen und politische sowie wirtschaftliche Ziele durchzusetzen. Diese Instrumentalisierung der Religion sei von den Medien fast unbemerkt geblieben.

Open Doors stehe Betroffenen durch Nothilfemassnahmen, Traumabegleitung und Hilfe zur Selbsthilfe bei. Auf dem Weltverfolgungsindex von Christen, der vom Hilfswerks jährlich publiziert wird, sticht Nigeria durch die höchste vergebene Wertung im Bereich Gewalt hervor. In der Gesamtwertung belegt es Rang 10 unter allen Ländern, in denen weltweit Christen verfolgt werden.

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