T. Ócsai, (re), Präsident der Adventisten unterzeichnet mit J. Cserbik, Leiter der „Christlichen adventistischen Gemeinschaft" © Foto: TED

Adventisten in Ungarn überwinden Kirchenspaltung

Pécel/Ungarn | 04.05.2015 | APD | International

Mit der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Vergangenheitsbewältigung und dem Aufbau einer vereinten Zukunft“ geht eine 40-jährige Kirchenspaltung der Adventisten in Ungarn zu Ende. Die dortige Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und die „Christliche adventistische Gemeinschaft“ (KERAK) wollen Verletzungen der Vergangenheit heilen und miteinander ihre Zukunft gestalten.

Die gemeinsame Erklärung wurde am 23. April in Pécel bei Budapest von Pastor Tamás Ócsau, Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Ungarn, und von Pastor János Cserbik, Präsident der KERAK, unterzeichnet. Darin werde, so der Pressedienst der adventistischen Kirchenleitung in Nord- und Südosteuropa „tedNEWS“, die Aufforderung der Bibel zur Einheit und Vergebung hervorgehoben und für beiderseitiges Fehlverhalten um Entschuldigung gebeten. Beide Seiten verpflichteten sich gemeinsam an der Zukunft zu bauen, um Gottes Auftrag, den er der Gemeinde Jesu anvertraut habe, zu erfüllen.

Laut „tedNEWS“ kam es 1975 während der Regierungszeit der Kommunisten zur Spaltung, als eine Gruppe junger Pastoren und Gemeindemitglieder die adventistische Kirchenleitung in Ungarn der Kollaboration mit der Regierung beschuldigte. Nach der Unruhe, welche die Kirche erschütterte, seien die meisten Mitglieder dieser Gruppe ohne stichhaltige biblische Gründe aus der Kirche ausgeschlossen worden. Während der kommunistischen Ära organisierten sich die Ausgeschlossenen als Untergrundkirche. Nach der politischen Wende in Ungarn (1989) wurden die Schismatiker als religiöse Gemeinschaft staatlich anerkannt und behielten in der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung mit der Mutterkirche ihre adventistische Identität bei. Vor 25 Jahren entstand daraus die Christliche adventistische Gemeinschaft (KERAK), welche sich in den folgenden Jahren immer stärker von der Mutterkirche distanzierte.

Obwohl nach der kommunistischen Ära der Vorwurf der Kollaboration mit der Regierung nicht mehr erhoben werden konnte, so „tedNEWS“, entfernten sich beide adventistischen Gemeinschaften immer mehr voneinander. Jahrelange Bemühungen der Weltkirchenleitung und der Leitung in Nord- und Südosteuropa (TED) der Adventisten konnten die Spaltung nicht beheben. Zwar hätten sich etliche Ortsgemeinden und auch Pastoren der KERAK der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten wieder angeschlossen, doch die Leitung der KERAK sei selbst nach intensiven Gesprächen um Einigung auf Distanz geblieben. Erst Gespräche mit einer neuen Generation von KERAK-Leitern im Jahr 2011 hätten einen Durchbruch erzielt, sodass jetzt die gemeinsame Erklärung unterzeichnet werden konnte.

Die Christliche adventistische Gemeinschaft (KERAK) in Ungarn besteht aus sechs Verwaltungsregionen mit 79 Gemeinden und 1.620 Mitgliedern.

Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten wurde 1912 in Ungarn gegründet. Es versammeln sich 4.684 erwachsen getaufte Mitglieder in 105 Kirchengemeinden zum Gottesdienst. Die dortigen Adventisten unterhalten ein Theologisches Seminar, ein Verlagshaus sowie ein Alten- und Pflegeheim.

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