Sonja Hasler, Moderatorin mit den Podiumsteilnehmern (v. li): Heinz Bichsel, Karl Klimmeck, Peter Schmid, Hansjürg Mark Wiedmer © Foto: APD Schweiz

„Flying Bible distribution“ - Mitgliederversammlung der Schweizerischen Bibelgesellschaft (SB)

Egerkingen/Schweiz | 13.05.2015 | APD | Bibel

Unter dem Motto „face THE book – 60 Jahre Schweizerische Bibelgesellschaft“ eröffnete Reto Mayer, SB-Präsident, am 12. Mai die jährliche Mitgliederversammlung in der reformierten Pauluskirche Egerkingen/SO. Die rund 45 Teilnehmenden waren mehrheitlich Delegierte von reformierten Kantonal- oder von Freikirchen sowie Einzelmitglieder.

In der zweistündigen Geschäftssitzung am Morgen wurde der Jahresbericht sowie die Jahresrechnung 2014 angenommen, welche mit einem Defizit von 44.792 Franken abschloss. Damit musste das zweite Mal in Folge auf die Reserven zurückgegriffen werden. Die Bibelgesellschaft stehe vor finanziellen Herausforderungen, heisst es im Bericht auf der SB-Website. 2014 ist ein Legat von 223.800 Franken eingegangen, die Einzelspenden sind jedoch tiefer als im Vorjahr ausgefallen.

„Flying Bible distribution“
Eva Thomi, Geschäftsleiterin der Schweizerschen Bibelgesellschaft, berichtete von einem „ungeplanten“ Projekt im Begegnungszentrum „Living Stones“, in Palästina, wo sich junge Menschen zum Bibelstudium und zur Freitzeitgestaltung treffen. Dort stellten die Leitenden des Zentrums fest, dass immer wieder Bibeln definitiv aus dem Büchergestell verschwinden, die nie mehr zurückgebracht würden. Man gehe davon aus, dass Jugendliche zu Hause ungestört die Bibel lesen wollten, so Thomi. Intern spreche man deshalb von diesem ungeplanten Teil des Projekts als von der „Flying Bibel distribution“ (Fliegende Bibelverteilung).

Orthodoxe Bibelübersetzung auf Deutsch
Gängige deutschsprachige Bibelübersetzungen fussten auf dem Text von Nestlé-Aland, der in den orthodoxen Kirchen als Vorlage für Übersetzungen nie verwendet worden sei, erläuterte Karl Klimmeck, stellvertretender Geschäftsführer der SB. In der orthodoxen Kirche werde immer die byzantinische Textfamilie verwendet, auf der auch die Liturgie und Theologie der Kirche fusse. Deshalb werde an einer orthodoxen Bibelübersetzung auf Deutsch gearbeitet. Zielsetzung sei vorerst ein „Evangeliar“, Text mit den vier Evangelien, herauszugeben.

Wahlen in den Vorstand
Neu in den Vorstand gewählt wurden Dr. theol. Soham Al-Suadi (34) und der evangelisch-reformierte Pfarrer Jakob Bösch (66). Frau Al-Suadi ist theologische Projektleiterin der Evangelisch-reformierten Landeskirchen der Deutschschweiz und Assistentin für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Universität Bern. Pfarrer Jakob Bösch ist Präsident der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Thurgau. Von 2004 bis 2013 war er Präsident der Schweizerischen Bibelgesellschaft.

Strategie der Schweizerischen Bibelgesellschaft
Die vom SB-Vorstand für 2012 bis 2016 ausgearbeitete Strategie der Bibelgesellschaft werde überprüft und hinsichtlich der abnehmenden Bedeutung der Bibel in der heutigen Gesellschaft angepasst, erläuterte Vize-Präsident, Martin Vogler. Es würden Ausstellungen durchgeführt, um die Bibel auch jungen Menschen bekannt zu machen oder zu aktuellen Problemen aus biblischer Sicht Stellung zu beziehhen, wie mit der Migrationsausstellung "Gott hat den Fremdling lieb". Zudem werde die SB am Jugendkongress "Explo" 2015 in Luzern mit einem Stand vertreten sein.

Im weiteren Sinne um die Strategie der Bibelgesellschaft ging es in der Podiumsdiskussion am Nachmittag. Unter der Leitung von Sonja Hasler, TV-Moderatorin in Auszeit, diskutierten Dr. theol. h.c. Peter Schmid, SEK-Vizepräsident; Pfarrer Heinz Bichsel, Leiter Fachstelle OeME-Migration der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn; Hansjürg Mark Wiedmer, Theologe und Chefredaktor der Reformierten Presse; sowie Karl Klimmeck, Theologe und stellvertretender Geschäftsführer der SB.

Ob es nach 60 Jahren des Bestehens die Bibelgesellschaft überhaupt noch brauche, war eine der Fragen. Heinz Bichsel fand, dass das Abnehmen der Relevanz der Bibel spürbar sei, es aber falsch wäre, wenn sich die Bibelgesellschaft zurückziehen würde, zumal dies den bereits jetzt sich ausbreitenden religiösen Analphabetismus in der Gesellschaft weiter fördern würde. Peter Schmid versteht die abnehmende Relevanz der Bibel als Kulturverlust. Trotzdem müsse sich die SB "massvoll entstauben". Es sei wichtig, dass die Bibel verantwortlich vermittelt werde, meinte Bichsel. Die Teilnehmer waren sich einig, dass dies vornehmlich die Aufgabe der Kirchen sei, die mit der Bibelgesellschaft zusammenarbeiten müssten.

Jahresbericht der Schweizerischen Bibelgesellschaft als Download:
http://ow.ly/MTsxa

Über die Schweizerische Bibelgesellschaft
Die Schweizerische Bibelgesellschaft wurde am 26. November 1955 in Aarau als Nachfolgerin des Bundes der Schweizerischen Bibelgesellschaften gegründet. Heute zählt sie 45 Kollektivmitglieder; darunter evangelisch-reformierte Kantonalkirchen, die Christkatholische Kirche, evangelische Freikirchen, kantonale Bibelgesellschaften, und christliche Gemeinschaften und Werke in der Schweiz, mit denen sie die Verantwortung für die Verbreitung der Bibel teilt. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist seit 1982 Mitglied der Schweizerischen Bibelgesellschaft.
Die Schweizerische Bibelgesellschaft ist ein Kompetenzzentrum für die Bibel in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Sie unterstützt und fördert die Übersetzung, Herstellung und Verbreitung von Bibeln, Bibelteilen und biblischer Literatur im In-und Ausland. Sie engagiert sich mit über 146 im Weltbund der Bibelgesellschaften (United Bible Society) zusammengeschlossenen nationalen Bibelgesellschaften dafür, die Bibel in verständlichen, modernen und den Bedürfnissen angepassten Formen zu den Menschen zu bringen.

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