Diskussionsrunde mit den Referenten zum Thema: „Ich bin mein eigener Priester“ © Foto: Jens Mohr / APD Deutschland

Jeder sein eigener Priester

Stuttgart/Deutschland | 04.06.2015 | APD | Kirchentag 2015

Dem Phänomen von Religion als Selbstermächtigung auf die Spur zu kommen war Anliegen der Veranstaltung „Ich bin mein eigener Priester“ im Zentrum Weltanschauung auf dem Evangelischen Kirchentag in Stuttgart. Aus dem Blickwinkel eigener spiritueller Praxis, des esoterischen Selbstversuchs und wissenschaftlicher Analyse versuchten die Referenten Möglichkeiten und Grenzen moderner Spiritualität aufzuzeigen.

Bernd Kramer, Journalist und Autor, schilderte seine Selbstversuche im esoterischen Bereich: Die Leute dort seien nicht alles Scharlatane, sondern selbst von der Wirkung ihrer „Heilmittel“ überzeugt. Meistens seien es persönliche Erfahrungen, die sie dazu gebracht hätten.

Professor Dr. Hubert Knoblauch, Soziologe in Berlin, stellte in seinem Impulsreferat die These auf, dass Religion gegenwärtig Gegenstand einer Transformation sei, weil sich auch die Gesellschaft dramatisch verändert habe. Die „populäre Religion“ zeichne sich nach Knoblauch dadurch aus, dass Authentizität eine grosse Rolle spiele, die eigene spirituelle Suche aber nicht unbedingt eine Füllung von Sinn zum Ziel habe. Zwar werde Transzendenzerfahrung besonders betont, gleichzeitig gelte aber das Selbst als Ressource der Spiritualität. Auf Ganzheitlichkeit und Körperbezug werde besonders Wert gelegt.

Sabrina Fox, Autorin aus München, betonte, dass Trost und Wachstum ganz unterschiedliche Motivationsquellen für spirituelle Sucher darstellten. Wer Trost suche, sei auch anfälliger für irrationale Angebote.

Kai Funkschmidt, Wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, betonte den Gottesbezug der biblisch-christlichen Religion: Selbstermächtigung gegen Gott wäre der falsche Weg. Die Gemeinschaft von Gläubigen sei als Korrektiv auch deshalb wichtig, um Einzelne vor spiritueller Fehlentwicklung oder geistlichem Hochmut zu bewahren.

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