Flagge der Europäischen Union © Foto: Matthias Müller / churchphoto.de

EU-Kommission im Dialog mit Religionsvertretern: Respekt vor Vielfalt

Brüssel/Belgien | 17.06.2015 | APD | Religion + Staat

Die Europäische Kommission hat am 16. Juni an ihrem Sitz im Berlaymont-Gebäude in Brüssel, fünfzehn führende Vertreterinnen und Vertreter christlicher, jüdischer, muslimischer, hinduistischer, buddhistischer Glaubensgemeinschaften sowie der Mormonen zum jährlich stattfindenden Dialogtreffen empfangen. Begrüsst wurden die Partner zum 11. Treffen vom Ersten Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, der auch Antonio Tajani, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, dazu eingeladen hatte. Das diesjährige Treffen stand unter dem Motto „Zusammenleben und mit Meinungsverschiedenheiten positiv umgehen“, heisst es in einer Medienmitteilung der Europäischen Kommission.

Nach den Anschlägen zu Jahresbeginn in Paris und Kopenhagen habe die EU-Kommission den Dialog mit europäischen Religionsführern über die enormen Herausforderungen führen wollen, denen die europäischen Gesellschaften gegenüberstehen würden, schreibt ComECE, die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft.

„Dieser Dialog war noch nie so wichtig wie heute. Unsere Gesellschaften stehen vor grundlegenden Herausforderungen und Kirchen sowie Religionsgemeinschaften zählen zu jenen Akteuren, die bei der Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Überbrückung von Unterschieden eine wichtige Rolle spielen können“, sagte Frans Timmermans.

„Wir können Radikalismus und Fundamentalismus nur mit vereinten Kräften besiegen. Der Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften ist für die Wahrung der Werte unserer Gesellschaften von zentraler Bedeutung“, sagte Antonio Tajani, Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Er forderte auch den Einbezug der Jugend in diesen Dialog.

Der Präsident der ComECE, Reinhard Kardinal Marx, erklärte, dass es beim gesellschaftlichen Zusammenhalt vor allem auch um Fragen der sozialen Gerechtigkeit gehe: „Hinter gesellschaftlicher Ab- und Ausgrenzung steckt die Angst vieler Menschen, von der modernen Welt bedroht zu werden.“ Die Moderne sei komplex und herausfordernd. „Die religiöse Botschaft kann aber eine Hilfe bieten, Verantwortlichkeit im Umgang mit der Freiheit zu lernen und Respekt vor der Vielfalt zu gewinnen.“ Es sei nicht ausgemacht, dass das westliche Freiheitsmodell dauerhaft erfolgreich ist: „Europa befindet sich in einer prekären Situation, da es aussenpolitisch von Unsicherheit umgeben und nach innen von Spannungen geprägt ist.“

Die Ergebnisse dieses Treffens werden laut der EU-Kommission in das erste jährliche Kolloquium über Grundrechte in der EU einfliessen, das am 1. und 2. Oktober 2015 stattfindet. Es wird dem zentralen Thema „Toleranz und Respekt: Antisemitismus und Muslimenhass in Europa verhindern“ gewidmet sein.

Hintergrund
Die Europäische Kommission lädt seit 2005 regelmässig Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und religiösen Vereinigungen sowie weltanschaulichen Gemeinschaften zu hochrangigen Treffen und Arbeitssitzungen ein. Seit 2009 ist dieser Dialog im Vertrag von Lissabon verankert und findet unter Art. 17 AEUV statt, demzufolge die EU einen „offenen, transparenten und regelmässigen Dialog“ mit dem Kirchen und religiösen Gemeinschaften führt.

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