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Alkoholkonsum von Jugendlichen: Der Preis ist entscheidend!

Lausanne/Schweiz | 18.06.2015 | APD | Schweiz

Eine neue wissenschaftliche Untersuchung von Sucht Schweiz belege, dass höhere Preise den Alkoholkonsum von jungen Menschen erheblich senken könnten und in der Bevölkerung breite Akzeptanz finden würden, schreibt die Präventionsorganisation. Bei der aktuellen Beratung des Alkoholgesetzes ignoriere vor allem der Nationalrat diese nachweislich wirksame Massnahme und politisiere damit am Volk vorbei.

Laut dem Kompetenzzentrum im Suchtbereich sind mit dem Wertverlust des Euros die Preise für Importbiere bis auf 45 Rappen für die billigsten Halbliter-Büchsen gesunken und die Schweizer Brauer müssten wohl bald nachziehen. Zudem versuche die Spirituosenbranche, im Rahmen des aktuell debattierten Alkoholgesetzes erhebliche Steuersenkungen für inländische Brenner durchzusetzen, welche bald auch die ausländischen Anbieter einfordern würden. Der Preisverfall werde den Alkoholkonsum von Jugendlichen steigen lassen, wie dies bereits nach der Steuer- bzw. Preissenkung auf ausländischen Spirituosen 1999 festgestellt worden sei.

Jugendliche haben erhöhte Preissensitivität
Ein Mindestpreis oder allgemeine Preiserhöhungen würden sich laut der Präventionsorganisation als Ausweg anbieten. Akzeptanz sowie Auswirkung auf den Bier- und Spirituosenkonsum seien in einer vor kurzem veröffentlichten, im Rahmen des Suchtmonitorings durchgeführten Studie von Sucht Schweiz untersucht worden.

Fast 20 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten würden bei einem Mindestpreis von 70 Rappen pro halben Liter weniger Bier kaufen. Bei einem Mindestpreis von Fr. 1.50 würden bereits 53 Prozent der Konsumenten und Konsumentinnen weniger trinken, unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen beträgt dieser Wert gar 64 Prozent. Mindestpreise fänden mehrheitlich Akzeptanz. Bei einer Untersuchung von Sucht Schweiz aus dem Jahr 2012 hätten 57 Prozent dieser Massnahme zugestimmt.

Die Einführung von Mindestpreisen wäre für die Mehrheit der Bevölkerung wohl auch deshalb akzeptabel, weil bereits heute durchschnittlich deutlich mehr für Bier (fast zwei Franken/5dl) und Spirituosen (25 Franken/7dl) als der erfragte Mindestpreis bezahlt werde, hält die Stiftung fest. Allerdings würden gerade Jugendliche angeben, mit Konsumreduktion auf einen Mindestpreis zu reagieren, da sie eher billigen Alkohol kauften.

Nach Angaben des Kompetenzzentrums gibt die Hälfte der Befragten der vorliegenden Studie an, dass sie bei einer allgemeinen Preiserhöhung von 25 Prozent, weniger Alkohol kaufen würden, unter den 15- bis 19-Jährigen seien es fast 70 Prozent. Die Zustimmungsrate der Befragten zu dieser Massnahme liege bei 55 Prozent.

Der Nationalrat politisiert am Volk vorbei
Die vorliegende Studie bestätige internationale Untersuchungen, wonach die Preisgestaltung vor allem auf das Trinkverhalten von jungen Menschen einen Einfluss habe, so Sucht Schweiz. Wer bereits als Jugendlicher viel trinke, habe ein stark erhöhtes Risiko, als Erwachsener eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Deshalb seien konsumsenkende Massnahmen entscheidend.

Bei der aktuellen Parlamentsdebatte zur Revision des Alkoholgesetzes könnten Massnahmen zur Reduktion des missbräuchlichen Alkoholkonsums ergriffen werden, beispielsweise mit einem Mindestpreis, allgemeinen Preiserhöhungen oder auch einem Nachtverkaufsverbot, schreibt die Stiftung. Steuererleichterungen, die den Preis des Alkohols gar noch senken würden, seien strikt zu vermeiden. „Es darf nicht sein, dass bei einer Gesetzesrevision, bei der ein Hauptziel die Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs war, nun fast nur noch Absatzförderungsmassnahmen diskutiert werden, so wie Anfang Juni im Nationalrat“, heisst es in der Medienmitteilung.

Ende Juni habe die Ständeratskommission die Möglichkeit, der Ausbreitung von Alkoholproblemen Einhalt zu gebieten. Ansonsten könne die Gesetzesrevision im Wahlherbst zur reinen Schnapsförderung verkommen – mit entsprechenden Folgen für die öffentliche Gesundheit.

Suchtmonitoring Schweiz – Themenheft Alkohol und Preissensitivität in der Schweiz im Jahr 2014: http://www.suchtmonitoring.ch/docs/library/gmel_veioycbq0itv.pdf

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