Papst Franzikus anlässlich der Reise nach Südkorea © Foto: Korea.net

Papst bittet Waldenserkirche um Vergebung für Verfolgungen

Turin/Italien | 22.06.2015 | APD | Ökumene

Papst Franziskus hat bei seinem ersten Besuch am 22. Juni im „Tempio“, der evangelischen Kirche der Waldenser in Turin/Italien, um Vergebung für Verfolgungen gebeten, welche die römisch-katholische Kirche im Mittelalter gegenüber Mitgliedern der Waldenserkirche begangen hatte. Im Rahmen der Inquisition wurden die Waldenser aus der römisch-katholischen Kirche ausgeschlossen, als Häretiker bezeichnet und verfolgt.

Laut Notizie Evangeliche NEV, Nachrichtenagentur des Bundes der evangelischen Kirchen in Italien, ist Papst Franziskus der Einladung der Waldenserkirche gefolgt, seit 1979 eine Union der Waldenser- und methodistischen Kirchen in Italien. Im Verlauf der historischen Begegnung mit der „ältesten christlichen Minderheit im Land“, in der Waldenser-Kirche in Turin, hat der Papst die Bitte um Vergebung ausgesprochen: „Im Namen der katholischen Kirche bitte ich um Vergebung für unchristliche Haltungen und Verhaltensweisen, die wir im Lauf der Geschichte gegen sie angewandt haben, die unmenschlich waren. Im Namen des Herrn Jesus Christus, vergebt uns!"

Der Papst habe mit dem Überschreiten der Schwelle der Waldenserkirche eine hohe, seit 800 Jahren bestehende Mauer, niedergerissen, so NEV.

„Seine Bitte um Vergebung hat uns tief berührt und wir haben sie mit Freude aufgenommen“, sagte Pastor Eugene Bernardini, Moderator der „Tavola Valdese“, ausführendes Organ der Synode, gegenüber NEV. „Man kann natürlich die Vergangenheit nicht ändern, aber es gibt Worte, die zu einem bestimmten Moment ausgesprochen werden müssen. Der Papst hatte den Mut sowie das Einfühlungsvermögen und hat die richtigen Worte getroffen", sagte Bernardini.

Waldenserkirche
Die protestantische Glaubensgemeinschaft, deren geografisches Zentrum in den Cottischen Alpen, den sogenannten Waldenser Tälern, westlich von Turin liegt, geht zurück auf eine Gründung des Lyoner Kaufmanns Petrus Valdes (1140-1206). Im Mittelalter wurden die Waldenser von der römisch-katholischen Kirche als Häretiker verfolgt.

Nach Angaben des wissenschaftlichen Mitarbeiters der Deutschen Waldenservereinigung leben in Italien rund 20.000 sowie in Argentinien und Uruguay 7.000 Mitglieder. In Italien bilden die Waldenser seit 1979 mit den Methodisten eine gemeinsame Kirche, die Chiesa Evangelica Valdese (Englisch: Union of the Methodist and Waldensian Churches).

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