Delegierte der adventistischen Weltsynode in San Antonio stimmen ab © Foto: TED

Adventistische Kirchenleiter zur Frage der Frauenordination

San Antonio, Texas/USA, | 10.07.2015 | APD | Weltsynode 2015

Die Ablehnung der Frauenordination durch die Delegierten der 60. Adventistischen Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) in San Antonio, Texas/USA hat vor allem bei Delegierten aus Nordamerika, Europa und Australien Enttäuschung hervorgerufen. Die Weltsynode hatte am 8. Juli bestimmt, dass es den weltweit dreizehn überregionalen Kirchenleitungen (Divisionen) auch weiterhin nicht gestattet sein soll, in ihrem Gebiet Frauen, die im Pastorendienst tätig sind, zu ordinieren.

Deutschland
Pastor Johannes Naether, Leiter der Adventisten im Norden und Osten Deutschlands, zugleich Vorsitzender der Freikirche in Deutschland, erläuterte kurz nach der Abstimmung, dass die Entscheidung der Delegierten die unterschiedlichen Auffassungen der Weltkirche in dieser Frage abbilde. Es sei wichtig, trotz unterschiedlicher Positionen weiter „in einem Dialog zu bleiben und das Thema der Vielfalt in Einheit weiter zu bearbeiten.“ Es gebe auch andere Fragen, welche die Weltkirche nicht einheitlich lösen werden könne. „Heute wäre die Gelegenheit gewesen, einen mutigen Schritt nach vorne zu gehen und einer regionalen Lösung in der Frage der Ordination der Frau zuzustimmen“, so Naether. „Dennoch wird uns Gott weiter begleiten.“

Pastor Rainer Wanitschek, Kirchenleiter der Adventisten im Süden Deutschlands wäre eine weltweite Einigung am liebsten gewesen, sodass „unsere Schwestern zum Pastorendienst ordiniert werden könnten“. Die Verantwortung für eine Anstellung von Männern oder Frauen als Pastoren werde innerhalb der regionalen Kirchenleitungen sehr sorgfältig wahrgenommen - auch in Bezug auf eine Ordination oder Segnung. „Es geht um den Auftrag Jesu, Menschen beider Geschlechter in die Nachfolge Jesu zu rufen, auszubilden“ und Pastoren und Pastorinnen mit Vollmacht auszusenden, sagte Wanitschek.

Deutschsprachige Schweiz
Günther Maurer, Präsident der Adventisten in der deutschsprachigen Schweiz, favorisierte den Vorschlag, die Frage der Frauenordination den überregionalen Kirchenleitungen (Divisionen) zu überlassen. Nach seinem Verständnis sei die Bibel zur Frage der Einsegnung von Frauen neutral. Er hätte bei einer Einführung der Frauenordination für Pastorinnen keine Uneinigkeit in der Kirche befürchtet, da schon seit Jahren Gemeindeleiterinnen (Älteste) auf lokaler Ebene eingesegnet würden. Die Entscheidung, ob eine Ordination von Pastorinnen zur Erfüllung des biblischen Missionsauftrages innerhalb ihres Verantwortungsbereiches hilfreich sei oder nicht, werde von regionalen oder nationalen Kirchenleitungen getroffen, welche dies gut abschätzen könnten. Hinzu komme, dass Adventisten nicht die Priesterschaft von Männern vertreten würden, sondern das „allgemeine Priestertum“, das auch Frauen einschliesse. „Für mich ist die Frage der Einsegnung keine vorrangige - vielmehr ob jemand entsprechende Gaben hat. Wenn ja, dann spielt das Geschlecht keine Rolle.“ Die Ordination gebe dann dazu die offizielle Bestätigung und Bevollmächtigung, so Maurer.

Österreich
Pastor Christian Grassl, Leiter der Adventisten in Österreich, hielt fest, dass die Kirche in Österreich die Frage der Frauenordination bisher nicht gross diskutiert habe. Grundsätzlich hielten sich die Adventisten in Österreich an die Vorgaben des Weltfelds. Von daher werde sich mit der getroffenen Entscheidung in Österreich nicht viel ändern.

Adventistische Kirchenleitung in West- und Südeuropa
„Ich fühle mit denen mit, die wegen des Ergebnisses gestern leiden”, sagte der neugewählte Präsident der Kirchenleitung in West- und Südeuropa (Intereuropäische Division, EUD), Mario Brito, am Tag nach der Abstimmung. „Übereinstimmung zu erzielen ist in einer weltweiten Kirche schwierig. Lasst uns dafür beten, dass Gott uns allen hilft, uns wie sein Volk zu verhalten. Lasst uns unseren Schwestern versichern, dass sie unserem Herzen nahe stehen, und, wie der frühere Präsident, Bruno Vertailler, gesagt hat: ‚Wir lieben euch!‘“

Adventistische Kirchenleitung für Nord- und Südosteuropa
Die Entscheidung sei für die Kirchenleitung in Nord- und Südosteuropa (Transeuropäische Division TED) eine Enttäuschung gewesen. Viele adventistische Jugendliche könnten nicht verstehen, weshalb die Frauenordination überhaupt diskutiert werde. Der Entschluss der Weltsynode sei eine „globale Entscheidung, welche einen lokalen Kontext betreffe“, sagte Pastor Raafat Kamal, Präsident der Transeuropäischen Kirchenleitung. Die Auswirkungen müssten nun auf lokaler Ebene angegangen werden. In seiner Kirchenregion arbeiteten mehr als 60 Pastorinnen und weitere 30 im administrativen Bereich der Kirche. Diese hätten die Diskussionen an der Weltsynode aufmerksam verfolgt. Es gehe nun darum, einen Weg in die Zukunft zu finden, mit dem sowohl die Pastorinnen, deren Kirchenleitungen als auch Kirchgemeinden unterstützt werden könnten, so Kamal.

Nordamerikanische Kirchenleitung
In Nordamerika arbeiten 107 Pastorinnen, von denen mehr als 35 bereits ordiniert worden sind. Das Ergebnis der Abstimmung der Weltsynode zur Frauenordination habe die Nordamerikanische Kirchenleitung (NAD) betrübt, heisst es in einer NAD-Medienmitteilung. Sie respektiere diese Entscheidung aber und wolle mit der Weltkirche weiterhin zusammenarbeiten.

„Wir bitten unsere Mitglieder, ihre Energie auf das zu fokussieren, mit dem wir übereinstimmen - dem Auftrag unserer Kirche“, sagte NAD-Präsident, Pastor Daniel Jackson. „Gott hat uns alle berufen, ihm zu dienen, ob die Kirche uns dafür anerkennt oder nicht. Die Nordamerikanische Kirchenleitung erkennt an, dass jede Person, unabhängig von ihrer Rasse, ihrem Alter oder ihrem Geschlecht eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des Evangeliums spielt.“

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