Kirche (Tempio) der Waldenser in Torre Pellice, 40 Kilometer südwestlich von Turin/Italien © Foto: W. Bammerlin

Waldenser: Zurückhaltende Antwort auf Vergebungsbitte des Papstes

Rom/Italien | 25.08.2015 | KAP/APD | Ökumene

Die derzeit tagende Synode der Waldenser hat laut Kathpress, Katholische Presseagentur Österreich, Papst Franziskus für die Bitte um Verzeihung gedankt. „Mit tiefem Respekt und innerer Bewegung" habe man die Vergebungsbitte des Papstes aufgenommen, mit der er sich im Namen seiner Kirche für unchristliches Verhalten von Katholiken gegenüber ihren Vorfahren in der Vergangenheit entschuldigt habe, heisst es in einem von 180 Synodalen unterzeichneten Schreiben. „Jedoch erlaubt uns diese neue Situation nicht, für diejenigen zu sprechen, die mit Blut und anderen Leiden ihr Zeugnis zum evangelischen Glauben bezahlt haben und an ihrer Stelle zu verzeihen", heisst es weiter in der am 25. August veröffentlichten Erklärung. Die Synode der Waldenser tagt bis am 28. August in Torre Pellice/Italien, 40 Kilometer südwestlich von Turin.

Franziskus hatte bei seinem Besuch in Turin am 22. Juni als erster Papst eine Kirche der Waldenser aufgesucht, zu einem Neuanfang in den ökumenischen Beziehungen aufgerufen und um Vergebung gebeten. Wörtlich sagte er damals: Seitens der katholische Kirche bitte ich euch zum Vergebung. Ich bitte um Vergebung für Handlungen und Haltungen, die unchristlich, ja unmenschlich waren, die wir im Laufe der Geschichte euch gegenüber verübt haben. Im Namen Jesu Christi, vergebt uns!"

Die waldensischen Synodalen werten die Äusserung des Papst als „klaren Willen, ein neues Kapitel mit unserer Kirche zu beginnen, das anders ist als das der Vergangenheit". Man müsse zu einer „versöhnten Verschiedenheit" gelangen, die uns ein „gemeinsamen Zeugnis für unseren Herrn Jesus Christus erlaubt". Und weiter heisst es in der Erklärung, die demnächst dem Papst zugeleitet werden soll: „Unsere Kirchen sind bereit, gemeinsam an dieser Geschichte zu schreiben, die auch für uns neu ist."

Die im 12. Jahrhundert vom Lyoner Kaufmann Petrus Valdes (1140-1206) gegründete Glaubensgemeinschaft wurde über Jahrhunderte unterdrückt und ihre Mitglieder von der katholischen Kirche als Häretiker verfolgt.

Nach Angaben des wissenschaftlichen Mitarbeiters der Deutschen Waldenservereinigung leben in Italien rund 20.000 sowie in Argentinien und Uruguay 7.000 Mitglieder. In Italien bilden die Waldenser seit 1979 mit den Methodisten eine gemeinsame Kirche, die Chiesa Evangelica Valdese (Englisch: Union of the Methodist and Waldensian Churches). Die Waldenser gelten als die ersten evangelisch-reformierten Christen in Europa. Sie waren schon da, bevor Martin Luther 1517 in Wittenberg die Reformation eingeleitet hatte.

(1717 Zeichen)
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland). Kostenlose Textnutzung nur unter der Bedingung der eindeutigen Quellenangabe "APD". Das © Copyright an den Agenturtexten verbleibt auch nach ihrer Veröffentlichung bei der Nachrichtenagentur APD. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.