Schlafende Flüchtlinge in einem Stadtpark von Belgrad/Serbien © Foto: ADRA Serbien

„Zäune in Europa sind ein Konjunkturprogramm für Schlepper“

Hannover/Deutschland | 15.09.2015 | APD | International

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm traf am 15. September im Anschluss an seine Reise nach Ungarn und Serbien (13. bis 14. September) zu Gesprächen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Brüssel ein. Im Mittelpunkt dieses ersten Treffens des EKD-Ratsvorsitzenden mit dem EU-Spitzenpolitiker sei angesichts der tagespolitischen Lage sowie der persönlichen Eindrücke Bedford-Strohms der Situation vor Ort die Flüchtlingskrise in der EU gestanden, teilte die EKD mit.

Demnach habe Heinrich Bedford-Strohm die Initiativen der EU-Kommission für einen verbindlichen Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge ausdrücklich begrüsst und sich beim Kommissionspräsidenten für dessen Einsatz für eine europäische Lösung der Krise bedankt.

Keine Kriminalisierung der Flüchtlinge
Eine Kriminalisierung von Flüchtlingen und eine weitere Abschottung Europas durch Stacheldraht und Militär stünden im Widerspruch zum Gebot christlicher Nächstenliebe, so der Landesbischof und würden das Geschäft der Schlepper nur noch lukrativer machen: „Zäune sind ein Konjunkturprogramm für Schlepper“.

Zivilgesellschaft beweist grosses humanitäres Potenzial
Bedford-Strohm habe laut EKD gegenüber Jean-Claude Juncker den vielfältigen ehrenamtlichen Einsatz für die Flüchtlinge in Europa hervorgehoben. Auf seiner jüngsten Reise habe er viel Hilfsbereitschaft und Offenheit erlebt: „So viele Menschen in Ungarn und Serbien packen mit an und helfen den Flüchtlingen. Die europäische Zivilgesellschaft beweist in diesen Tagen ihr grosses humanitäres Potenzial.“

Keine einfachen Antworten in der Flüchtlingsfrage
Der EKD-Ratsvorsitzende betonte, dass die ungelöste Flüchtlingsfrage Europa vor eine grosse Bewährungsprobe stelle. „Einfache Antworten kann es nicht geben“, so Bedford-Strohm. Deshalb setze die EKD sich gemeinsam mit ihrem ökumenischen Partnern für eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge in der EU, die Schaffung menschenwürdiger Aufnahmestandards und den Ausbau legaler und sicherer Wege für Schutzsuchende nach Europa durch Neuansiedlung, Ausstellung humanitärer Visa und erleichterte Familienzusammenführung ein. Die Möglichkeiten für Migranten in der EU Arbeit aufzunehmen, sollten zudem ausgebaut und erleichtert werden.

Kurz vor seiner Zusammenkunft mit Kommissionspräsident Juncker hat EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm seine Reise nach Ungarn und Serbien beendet. Gemeinsam mit Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe, hatte er sich über die laufenden Hilfsprojekte in der Region informiert.

Egal auf welcher Fluchtroute, egal an welchem Zaun...
Nach Besuchen im ungarischen Lager bei Röszke und der serbisch-mazedonischen Grenzregion unterstrich Füllkrug-Weitzel: „Es sind weiterhin zehntausende Menschen als Flüchtlinge in Europa unterwegs. Ändern sich die Routen, folgen wir. Wir stehen den Menschen bei - egal auf welcher Fluchtroute, egal an welchem Zaun."

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