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Weltgesundheitsorganisation: Verarbeitetes rotes Fleisch ist krebserregend - Gesundheitsabteilung der Adventisten rät zur Überprüfung der Essgewohnheiten

Silver Spring, Maryland/USA | 30.10.2015 | APD | Gesundheit & Ethik

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am 26. Oktober eine Studie ihrer Internationalen Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer IARC) publiziert, welche eine Arbeitsgruppe von 22 Experten aus zehn Ländern durchgeführt hat. Die dabei rund 800 ausgewerteten Studien hätten ergeben, dass der Verzehr von Wurst und Schinken, also verarbeitetem rotem Fleisch (Kalb, Lamm, Rind, Pferd, Schwein etc.) definitiv krebserregend sei. Rohes rotes Fleisch sei „wahrscheinlich“ krebserregend. Dabei bestehe ein Zusammenhang zwischen der Menge der konsumierten verarbeiteten roten Fleischprodukte und der Wahrscheinlichkeit an Darm- oder Magenkrebs zu erkranken.

Die Internationalen Agentur für Krebsforschung IARC unterscheidet fünf Kategorien von „krebserregend für Menschen“ bis „wahrscheinlich nicht krebserregend für Menschen“. Verarbeitetes rotes Fleisch stuft die WHO in Kategorie 1 ein, in der auch Alkohol, Tabak und Asbest klassifiziert sind. Rohes rotes Fleisch wird in Kategorie 2 „wahrscheinlich krebserregend für Menschen“ eingestuft.

Warnungen vor Fleischgenuss bereits vor 120 Jahren
Diese WHO-Erkenntnisse bestätigten Aussagen, welche Ellen G. White, die Mitbegründerin der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, bereits vor 120 Jahren gemacht habe, kommentierte Dr. med. Peter N. Landless, Direktor der Gesundheitsabteilung der adventistischen Weltkirchenleitung die WHO-Ergebnisse. Ellen G. White habe vor Fleischverzehr gewarnt und pflanzenbasierte Kost empfohlen: „Die Menschen essen fortwährend Fleisch, das Tuberkulose- und krebserregende Keime enthält.“ Es sei schade, dass viele Adventisten den Ratschlägen von E. G. White nicht gefolgt seien, so Landless, in einem Artikel der nordamerikanischen Kirchenzeitschrift Adventist Review AR.

Nur Minderheit der Adventisten lebt vegetarisch
Er hoffe, dass die Adventisten diese WHO-Ergebnisse zur Kenntnis nehmen werden, nicht weil diese Thematik einen Bezug zur Erlösung habe, sondern eine Frage der Lebensqualität sei, ergänzte der Mediziner. Adventisten sei es nicht verboten, Fleisch zu essen, heisst es im AR-Artikel. Sie verzichteten aber auf den Verzehr von Schweinefleisch, Garnelen und anderen im dritten Buch Mose (Leviticus) als „unrein“ bezeichnetem Fleisch. Von den knapp 19 Millionen Adventisten weltweit ernähre sich nur eine Minderheit vegetarisch. In Südamerika und im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion gebe es unter den Adventisten starken Widerstand gegen fleischlose Kost.

Fleischkonsum reduzieren
Dr. Michael Orlich, Forschungsleiter der Adventistischen Gesundheitsstudie 2, (Adventist Health Study-2) bezeichnete die WHO-Ergebnisse als wichtig, die „von allen berücksichtigt werden sollten, die Entscheidungen treffen oder Empfehlungen betreffs Ernährung geben müssen“. Dieser Expertenbericht basiere auf hunderten Studien, welche mögliche Zusammenhänge zwischen verarbeitetem rotem Fleisch und Krebs erforscht hätten. Adventisten als auch die Öffentlichkeit im Allgemeinen wären gut beraten, den Verzehr von verarbeitetem rotem Fleisch zu reduzieren oder ganz vom Speiseplan zu streichen. Das Gleiche gelte wahrscheinlich auch für rohes rotes Fleisch, so Dr. Orlich.

Stellungnahme der WHO trotz wirtschaftlichem und politischem Druck
Dr. med. Peter N. Landless forderte in einem Interview die Adventisten auf, die Ergebnisse dieser WHO-Studie ernst zu nehmen. Die Weltgesundheitsorganisation habe Position bezogen obwohl es wirtschaftlichen und politischen Druck seitens der Fleischindustrie und von Ländern gebe, die viel rotes Fleisch exportierten. „Wenn eine grosse Organisation wie die WHO eine solche Stellungnahmen abgibt, dann deshalb, weil es sehr wichtig ist", sagte der Arzt in einem Interview.

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