Allorthodoxe Synaxis: Weg frei zum „Orthodoxen Konzil von Kreta“

Chambésy/Schweiz | 29.01.2016 | APD | Orthodoxie

Die gemeinsame Erklärung des Gipfeltreffens (Synaxis) der orthodoxen Kirchenführer zum bevorstehenden Konzil (Heilige und Grosse Synode der Orthodoxie) wurde mit einem Tag Verspätung am 28. Januar 2016 veröffentlicht.

Grund für die Verzögerung war laut der Orthodoxen Nachrichten-Agentur ONA die Weigerung des georgischen Patriarchen Ilia II., den Entwurf für das Konzilsthema „Ehehindernisse“ zu unterschreiben. Er war daraufhin bereits am 27. Januar, wie auch sein russischer Amtsbruder Kyrill und noch vor ihnen Theophilos III. von Jerusalem, aus dem Zentrum des Ökumenischen Patriarchats in Chambésy, am Genfer See, abgereist, an dem die Allorthodoxe Synaxis stattfand.

Einvernehmen benötigt keine Einstimmigkeit
Laut ONA wäre an dieser Weigerung beinahe im letzten Moment das ganze Gipfeltreffen (Synaxis) der orthodoxen Kirchenführer und damit auch das orthodoxe Konzil gescheitert. Für dieses, als auch die anderen Vorbereitungstreffen sei Einvernehmen der 14 griechisch-orthodoxen Kirchen vereinbart worden. So hätten seit dem Abend des 27. Januars die um Bartholomaios I. versammelten übrigen Patriarchen, Metropoliten und Erzbischöfe nach einem Ausweg aus der „georgischen Sackgasse“ gesucht. Sie hätten sich darauf geeinigt, dass eine Zustimmung von 13:1 zu der strittigen Konzilsvorlage sehr wohl ein „Einvernehmen“ darstelle, auch wenn dies nicht Einstimmigkeit im wörtlichen Sinn bedeute. Ausserdem habe sich Elia II. durch seine Abreise selbst von der weiteren Lösungsfindung disqualifiziert.

Beobachter in Genf sähen in diesem Ausweg eine wichtige Vorentscheidung für das Konzil selbst, so ONA. Dieses könne nun nicht mehr an der Obstruktion einer oder weniger orthodoxen Kirchen scheitern. In der Sache sei es um die georgische Opposition gegen die Zulassung von Mischehen mit anderen Christen gegangen und um die Erlaubnis für Priester, nach dem Tod ihrer Frau noch einmal zu heiraten. Nach der bisherigen Regelung müssten sie in diesem Fall ehelos bleiben, das heisst Mönche werden.

Ökumene eine der Kernfragen
Inhaltlich biete das Abschluss Kommuniqué der Synaxis gegenüber dem bereits bekannt Gewordenen wenig Neues. Das Konzil werde vom 16. bis 27. Juni in der „Orthodoxen Akademie“ von Kreta stattfinden, ein Festgottesdienst finde hingegen in der Kathedrale Hagios Minas von Heraklion, der Hauptstadt der Insel, statt. Das Konzil werde sich nach Angaben von ONA nur mit jenem Teil der Themen befassen, über die bereits Einigkeit erzielt worden sei. Unter ihnen das Anliegen des Ökumenismus und einer einvernehmlichen orthodoxen Haltung dazu. Die übrigen, meist ekklesiologischen Vorlagen, blieben zur Behandlung auf einer zweiten, noch unbestimmte Session aufgespart.

Grosser Erfolg für Patriarch Bartholomaios I.
Eine gewisse Enttäuschung habe in Chambésy darüber geherrscht, dass nicht-orthodoxe Beobachter zwar zur „Grossen Synode“ eingeladen seien, aber nur beim Eröffnungs- und Schlussakt Zutritt erhalten würden.

Insgesamt werde diese Synaxis als grossen persönlicher Erfolg für den Ökumenischen Patriarchen und die ökumenisch gesinnten, reformfreudigen Kräfte in der griechisch-orthodoxen Kirchenfamilie gewertet, so die Orthodoxe Nachrichten-Agentur.

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