Präsident der adventistischen Weltkirchenleitung besucht Kurdistan

Silver Spring, Maryland/USA | 23.02.2016 | APD | International

Der Präsident der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Ted N.C. Wilson, besuchte während seiner einwöchigen Reise durch die Golfregion zusammen mit seiner Frau Nancy und einigen regionalen Leitern der Freikirche auch die kleine adventistische Gemeinde in Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak. Er besichtigte den dreistöckigen Rohbau des neuen adventistischen Gemeindezentrums in der Stadt, das neben Kirchenräumen und einer Pastorenwohnung auch Platz für eine kleine Grundschule bieten soll. Auch sprach er mit Vertretern der kurdischen Regionalregierung.

Laut der nordamerikanischen Kirchenzeitschrift „Adventist Review“ rief Wilson in einem Gottesdienst in einem Konferenzraum des Ankawa Royal Hotels in Erbil die 75 Besucher auf: „Ganz gleich, was auch geschehen mag, bewahrt euer Vertrauen zu Gott.“ Anschliessend besuchte er den Rohbau des neuen adventistischen Gemeindezentrums und sprach dort ein Gebet. Der Kirchenpräsident drückte seine Hoffnung aus, dass die künftigen Veranstaltungen in dem Gebäude derartigen Zuspruch fänden, dass es bald zu klein sei, um die Besucher aufzunehmen.

Kleine, aktive adventistische Gemeinde in Erbil
Mit dem Neubau sei bereits im Oktober 2014 begonnen worden. Der Einweihungstermin am 6. Februar 2016 habe jedoch wegen Liquiditätsproblemen des irakischen Bankensystems nicht eingehalten werden können, so „Adventist Review“. Die Gemeinde versammle sich daher immer noch zum Gottesdienst in einem gemieteten Gebäude.

2012 seien zwei Familien nach Erbil gekommen und hätten mit Andachten begonnen, teilte der Leiter der irakischen Adventisten, George Yousif, mit. Zurzeit habe die Gemeinde 25 Mitglieder. Diese stammten aus dem Irak und aus anderen Ländern. So zählten zu den Mitgliedern auch ein Kenianer, der für das World Food Programm der Vereinten Nationen arbeite, und ein Rumäne mit einer eignen Baufirma vor Ort. Auch kämen immer wieder Gäste zu den Gottesdiensten.

Die adventistische Gemeinde in Erbil kümmere sich um Flüchtlinge in der Region. Sie habe laut Yousif in dem von ihr gemieteten Gebäude zwei Familien aufgenommen. In Erbil unterhalte auch die Adventistische Entwicklung- und Katastrophenhilfe ADRA Kurdistan ein Büro. Das Hilfswerk unterstütze Binnenflüchtlinge mit Lebensmittelhilfen, Mietzuschüssen, psychosozialer Begleitung, Sprachkursen und Mikrokrediten zum Aufbau eines Kleingewerbes.

Dank für die Aufnahme vieler Binnenflüchtlinge
Pastor Wilson hatte laut „Adventist Review“ in Erbil auch eine Unterredung mit Regierungsvertretern Kurdistans. Er dankte der Regierung für die Aufnahme der vielen Binnenflüchtlinge. Wilson besuchte selbst zwei Lager für christliche Flüchtlinge am Stadtrand von Erbil. In einem hatten Adventisten sanitäre Anlagen errichtet, in dem anderen kümmert sich ADRA um Kinder. Im Gespräch würdigte der Kirchenleiter den Einsatz der staatlich Verantwortlichen für die Religionsfreiheit. Khalid Jamal Alber, leitender Beamter im Ministerium für Religiöse Angelegenheiten der kurdischen Regionalregierung, teilte mit, dass im Irak noch knapp 350.000 Christen lebten, davon 100.000 in Bagdad und im Süden des Landes sowie 250.000 in Kurdistan. Viele von ihnen seien Binnenflüchtlinge. Etwa 50.000 irakische Christen wären in den Libanon, in die Türkei und nach Jordanien geflohen.

Schwierige Jahre
Adventisten gibt es laut George Yousif seit 1923 im Irak. Die Freikirche wurde 1959 staatlich anerkannt. Gegenwärtig lebten im Land etwa einhundert Mitglieder. Die letzten Jahre seien schwierig gewesen. Vor Kriegsbeginn im Jahr 2003 hätten noch rund 500 Adventisten im Irak gewohnt. Aufgrund der allgegenwärtigen Gewalt, den Entführungen und Bombenanschlägen wären viele von ihnen ausgewandert. Viermal sei das adventistische Gemeindezentrum in Bagdad von Begleitschäden anderer Bombenanschläge mitbetroffen gewesen. „Im Jahr 2004 war die Kirche das Ziel eines Autobombenanschlags mit 150 Kilogramm Sprengstoff.“ Da die Anschläge jedoch nicht zu Gottesdienstzeiten erfolgten, wäre damals kein Gemeindemitglied zu Schaden gekommen. „Wir sind für diese Bewahrung sehr dankbar“, so Yousif. In Bagdad fänden immer noch adventistische Gottesdiente statt. Die Gemeinde biete Programme für Kinder und Frauen an.

Auch in der nordirakischen Stadt Kirkuk versammelten sich Adventisten zu ihren Sabbatgottesdiensten am Samstag in einem gemieteten Raum. In Mosul besitze die Freikirche zwei Gebäude. Doch seitdem der Islamische Staat dort die Herrschaft übernommen habe, gebe es in der Stadt keine adventistischen Gottesdienste mehr, teilte Yousif mit.

Pastor Ted N.C. Wilson ist der erste Weltkirchenpräsident der Siebenten-Tags-Adventisten der seit 1990 wieder den Irak besuchte.

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