Papst bittet Christen anderer Konfessionen um Vergebung

Rom/Vatikanstaat | 23.02.2016 | APD | Ökumene

Papst Franziskus hat um Vergebung für das Unrecht gebeten, das Katholiken Angehörigen anderer christlicher Konfessionen zugefügt haben, berichtete Kathpress in Wien. „Wir können das, was passiert ist, nicht ausradieren, aber wir wollen nicht zulassen, dass die Last der vergangenen Schuld weiter dazu beiträgt, unsere Beziehung untereinander zu vergiften“, sagte der Papst am 25. Januar bei einem ökumenischen Abendgebet in Rom. Er bat zugleich um Vergebung für die "Sünde der Kirchenspaltungen". Sie seien „eine offene Wunde am Körper Christi“.

Wörtlich erklärte Franziskus in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern: „Als Bischof von Rom und als Hirte der Katholischen Kirche bitte ich um Barmherzigkeit und Vergebung für das nicht evangeliumsgemässe Verhalten von Katholiken gegenüber anderen Christen."

Zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen rief Franziskus auch die Katholiken dazu auf, Christen anderer Konfessionen aktuelle und frühere Beleidigungen zu verzeihen.

Franziskus hatte die Angehörigen anderer christlicher Konfessionen in der Vergangenheit bereits mehrfach um Vergebung gebeten. Zuletzt entschuldigte er sich im November anlässlich eines Besuchs der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Rom bei den Protestanten. Im Juni 2015 bat er die Kirche der Waldenser um Vergebung; im Juli 2014 die Evangelikalen.

Weiter betonte der Papst vor ranghohen Vertretern der christlichen Kirchen, der ökumenische Dialog dürfe nicht nur auf fachtheologischer Ebene geführt werden. Auf dem Weg zur vollständigen und sichtbaren Einheit der Christen gehe es vor allem darum, Gott selbst in den eigenen Taten wirken zu lassen. „Wenn die Christen der verschiedenen Kirchen das Wort Gottes hören und versuchen, es in die Praxis umzusetzen, begehen sie deshalb wirklich wichtige Schritte zur Einheit“, so Franziskus. Jenseits der noch bestehenden Unterschiede zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen werde so erkennbar, dass die „Wurzel des christlichen Lebens immer der Ruf Gottes ist“.

Bereits jetzt könnten Christen auf vielfältige Weise zusammenarbeiten, um gemeinsam die Botschaft Jesu zu verkünden. „Und indem wir gemeinsam arbeiten und diesen Weg gehen, merken wir, dass wir im Namen des Herrn bereits vereint sind.“ Franziskus erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass er und die Vertreter der verschiedenen Kirchen und Gemeinden in Rom gemeinsam die Heilige Pforte in Sankt Paul vor den Mauern durchschritten hatten. Namentlich erwähnte er Metropolit Gennadios, den Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, und den anglikanischen Erzbischof David Moxon, der das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, den Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, vertreten hatte.

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