Symbolbild © Foto: Tor Tjeransen / adams

Viele Kinder in Moskau besuchen Schulfach „Grundkenntnisse der Orthodoxie"

Moskau/Russland | 19.10.2016 | poi/CBS KULTUR INFO/ | International

In der Region Moskau entscheiden sich 80 Prozent der Eltern dafür, dass ihre Kinder ab der 4. Schulstufe das Fach „Grundkenntnisse der Orthodoxie" belegen. Dies teilte die regionale Unterrichtsministerin Marina Sacharowa im Gespräch mit Journalisten mit. Demnach darf das vor einigen Jahren in der Russischen Föderation eingeführte Fach nicht mit einem konfessionellen Religionsunterricht verwechselt werden. Der gemeinsame Widerstand der Anhänger der sowjetischen Tradition sowie des westlich orientierten Säkularismus hat die Bestrebungen des Moskauer Patriarchats nach Einführung eines konfessionellen Religionsunterrichts abgeblockt.

Die Alternative zum Fach „Grundkenntnisse der Orthodoxie" wäre das Fach „Grundkenntnisse der säkularen Ethik". Die Pressestelle des russischen Erziehungsministeriums stellte ergänzend fest, dass in Moskau „Grundkenntnisse der Orthodoxie" im Rahmen des föderationsweiten Faches „Religiöse Grundkenntnisse" angeboten wird. Da in Moskau vor allem orthodoxe Christen leben, werde hier dieser Rahmen durch „Grundkenntnisse der Orthodoxie" ausgefüllt. In anderen Föderationsgebieten, etwa in Daghestan, würden im Rahmen des Faches „Religiöse Grundkenntnisse" Informationen über den Islam vermittelt. Marina Sacharowa hielt zugleich fest, dass in der Region Moskau auch islamische Eltern ohne Bedenken eine Entscheidung für das Fach „Grundkenntnisse der Orthodoxie" treffen könnten, da es dabei nicht um „einen religiösen, sondern um einen kulturellen Gegenstand" gehe.

Aus den Formulierungen der regionalen Unterrichtsministerin wurde deutlich, dass das vor einigen Jahren in der Russischen Föderation eingeführte Fach „Religiöse Grundkenntnisse" nicht mit einem konfessionellen Religionsunterricht – wie er etwa in Österreich, Deutschland oder Italien üblich ist – verwechselt werden darf. Es handelt sich um eine „Information über Religion", die aber keinerlei Verkündigungscharakter hat. Zudem wird das Fach nicht überall in der Föderation in gleichem Masse angeboten.

Einführung des konfessionellen Religionsunterrichts gescheitert
Bestrebungen der Russisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat), die Wiedereinführung eines konfessionellen Religionsunterrichts an den staatlichen Schulen wie vor dem Lenin-Dekret vom 20. Januar 1918 („Über die Trennung der Kirche vom Staat und der Kirche von der Schule") zu erreichen, sind bisher am entschiedenen gemeinsamen Widerstand sowohl der Anhänger der sowjetischen Tradition als auch des westlich orientierten Neo-Säkularismus gescheitert.

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