Russland anerkennt Zeugen Jehovas als religiöse Organisation

Moskau, Washington | 10.05.1999 | APD/th | International

Das Justizministerium von Russland hat in der vergangenen Woche den Zeugen Jehovas zugestanden, sich als religiöse Organisation registrieren zu lassen. Nach Ansicht einer Vertreterin einer Menschenrechtsorganisation könnte diese Genehmigung auch anderen christlichen Organisationen nützen.

Die Zeugen Jehovas sind nun unter dem Namen \"Verwaltungszentrale der Zeugen Jehovas in Russland\" registriert. Der Zusatz \"in Russland\" ist wichtig, weil er anzeigt, dass die religiöse Gruppe seit über 50 Jahren im Land vertreten ist. \"Das ist eine erfreuliche Entwicklung für die Religionsfreiheit in Russland\", sagte die Anwältin Lauren Homer gegenüber dem amerikanischen Nachrichtendienst Religion Today. Dennoch sei unsicher, wie sich die Situation der Religionsfreiheit in Russland entwickeln werde, sagte Homer. Es gebe allerdings auch andere, weniger erfreuliche Nachrichten. Die Anwältin erwähnte das diskriminierende Vorgehen von Provinzialregierungen gegen religiöse Minderheiten und ein wachsender Antisemitismus in der Gesellschaft. Dem katholischen Jesuitenorden ist die Registrierung laut der Keston Nachrichtenagentur vor kurzem verweigert worden. Keston ist ein britisches Institut, das die Entwicklung der Religionsfreiheit in der ehemaligen Sowjetunion beobachtet. Homer glaubt, dass der negative Entscheid des Justizministeriums im Falle der Jesuiten wegen formalen Fehlern im Rechtsweg zustande gekommen sei. Denn die Jesuiten seien seit dem 18. Jahrhundert in Russland, also viel länger als die geforderten 50 Jahre, erklärte die Anwältin.

Für die Zeugen Jehovas sind damit allerdings noch nicht alle Probleme gelöst. In Moskau versuchen die Staatsanwälte in einem schon seit mehreren Monaten dauernden Gerichtsverfahren, die religiöse Gemeinschaft aus der Stadt zu verbannen. Sie werfen den Zeugen Jehovas vor, Familien zu spalten und Intoleranz zu predigen. Die Staatsanwälte berufen sich dabei auf eine Gesetzesvorschrift von 1997, welche besagt, dass Gruppen, welche Hass oder Intoleranz verkünden, verboten werden müssen. Nach ihren eigenen Angaben haben die Zeugen Jehovas in Russland 250‘000 Anhänger.

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