Cover der Januar-Ausgabe von Zeichen der Zeit © Cover: Advent-Verlag Lüneburg

Aus Überzeugung leben - zum Kinostart des Films Hacksaw Ridge (Kommentar)

Moosburg/Deutschland | 02.02.2017 | APD | Kommentare

Bereits sechs Oscar-Nominierungen hat der am Donnerstag, den 26. Januar in den deutschen [und schweizer] Kinos angelaufene Film „Hacksaw Ridge – die Entscheidung“ erhalten. Hacksaw Ridge erzählt die wahre Geschichte von Desmond T. Doss, einem Siebenten-Tags-Adventisten, der im 2. Weltkrieg aus Glaubens- und Gewissensgründen den Gebrauch der Waffe in der US-Armee strikt ablehnt. Ob Zufall oder Fügung, jedenfalls ist es schon bezeichnend, dass dieser Film gerade zu Beginn der Feierlichkeiten zum 500. Jubiläum der Reformation in die Kinos kommt. Auch sie lebte von einem Mutigen wie Überzeugten, hier Martin Luther.

Der US-Soldat Desmond Doss meldete sich freiwillig zur Armee, um seinem Land als Sanitäter zu dienen. Regisseur Mel Gibson zeigt im ersten Teil des Films den jungen Doss mit seinen Werten und Überzeugungen, die sich sowohl im familiären Umfeld als auch im Soldatenalltag zu bewähren haben. Als Spinner, Weltfremder und Verrückter abgestempelt zu werden sind noch die geringsten Herausforderungen. Der Vorwurf der Dienstverweigerung, Gefängnisstrafen und angedrohte unehrenhafte Entlassung aus der Armee sind da schon heftiger. Doch Desmond Doss meistert sie alle.

Es wäre kein Gibson-Werk, wenn es nicht grausam, brutal und blutig zuging. So scheint der Regisseur in dem erst ab 16 Jahren freigegebenen Streifen im zweiten Teil nicht genug zu bekommen von der Darstellung kriegerischen Gemetzels. Aber hier folgt er seinem bekannten Muster, um seinen Helden mittels exzessiver Gewaltszenen aufzubauen. Das war so mit William Williams in „Braveheart“ und dem Christus in „Die Passion Christi“. Wahrscheinlich wird Gibson der Kritik an den Gewaltdarstellungen in Hacksaw Ridge ähnlich begegnen, wie bereits in seinem letzten Streifen, wo er in einem ABC-Interview meinte, er müsse die angenommene massive Gewalt gegen Jesus zeigen und den Zuschauer „über eine gewisse Grenze hinaus“ bringen, um ihm so die „enorme Grösse des Opfers“ begreiflich zu machen.

Gibson zeigt in der Verfilmung der Schlacht von Okinawa einen von seinen Soldaten völlig verkannten und überaus mutigen Doss, der in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges 75 seiner Kameraden aus der Hölle der Hacksaw Ridge (einer Geländeformation auf der Insel) in heldenhafter Selbstlosigkeit rettet. Auch einige seiner Kameraden und Vorgesetzten waren darunter, die ihn zuvor heftig abgelehnt hatten.

Für seinen heldenhaften Einsatz wurde Doss am 12. Oktober 1945 im Weissen Haus von US-Präsident Harry S. Truman mit der Medal of Honor (Ehrenmedaille) ausgezeichnet. Er war der erste Soldat, der mit dieser höchsten Auszeichnung der US-Streitkräfte geehrt wurde, ohne je einen Schuss im Krieg abgefeuert zu haben.

Der Film endet mit Interviewbeiträgen von Überlebenden des Geschehens in Okinawa. Sie beschreiben den selbstlosen, aber von starken Überzeugungen getriebenen Menschen Doss. Am Ende ein Appell, persönliche Überzeugungen und Gewissensfreiheit zu respektieren.

So bildet das Thema Glaube, Überzeugung und Gewissensfreiheit den angemessenen Abschluss eines nach den Worten des Filmkritikers Carsten Baumgart zugegebenermassen unbändig-radikal inszenierten Kriegsdramas mit einem explosiven Gemisch aus Glaube und Gewalt. Eine Empfehlung zum Besuch des Films wird an dieser Stelle bewusst nicht ausgesprochen. Nachdenklich macht er allemal.

Stephan G. Brass

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