Pfadfinder der Adventwacht ADWA im SOLA © Foto: Adventjugend Deutschschweiz

Bund will religiöse Jugendorganisationen von J+S ausschliessen und Nachwuchsförderung an privaten Sport auslagern

Bern/Schweiz | 23.03.2017 | APD | Schweiz

Laut einer Medienmitteilung des Bundesrats vom 22. März übergibt der Bund die Förderung des Nachwuchsleistungssports in der Schweiz wieder an Swiss Olympic und schlägt Anpassungen bei der Kaderbildung von Jugend+Sport (J+S) vor. Damit wird aus Sicht der betroffenen Jugendverbände die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit von J+S mit religiös geprägten Jugendorganisationen in der Schweiz abgebrochen und ihnen keine Fördergelder des Bundes mehr zugesprochen. Der Bundesrat eröffnete an seiner Sitzung vom 22. März 2017 die Vernehmlassung zu den entsprechenden Verordnungsanpassungen.

In den letzten 15 Jahren hat der Bund den Nachwuchsleistungssport über das Förderprogramm Jugend+Sport unterstützt. Diese Aufgabe wird nun an Swiss Olympic, den Dachverband des Schweizer Sports, ausgelagert. Die Massnahme soll zu einer klaren Aufgabentrennung zwischen dem Bundesamt für Sport BASPO und Swiss Olympic beitragen. In Zukunft wird Swiss Olympic hauptsächlich für den Leistungssport aller Altersstufen in der Schweiz zuständig sein.

Die Anpassung gestaltet sich haushaltneutral: Für den Bund reduziert sich der Aufwand, und Swiss Olympic wird mittels Verbandssubventionierung bei der Weiterentwicklung und Durchführung der künftigen Nachwuchsförderung unterstützt.

Ausschluss religiös geprägter Jugendorganisationen von J+S
Im Weiteren will der Bundesrat sicherstellen, dass nur Jugendorganisationen mit Aufgaben der J+S-Kaderbildung betraut werden, welche die Voraussetzungen gemäss dem Kinder- und Jugendförderungsgesetz (KJFG) erfüllen. Das bedeutet, dass stark religiös geprägte Organisationen, bei denen die Glaubensvermittlung und nicht die Entwicklung des Jugendlichen im Zentrum steht, von der Unterstützung durch J+S auszuschliessen sind. Der Bundesrat folgt damit dem Bundesverwaltungsgericht, das diese Haltung letzthin mehrfach bestätigt hat.

Der Bundesrat eröffnet nun die Vernehmlassung zu den notwendigen Verordnungsanpassungen. Die Bestimmungen sollen auf 1. Januar 2018 in Kraft treten.

Sportliche Förderung und christliche Grundhaltung kein Widerspruch
In einer ersten Stellungnahme bedauert Fabian Looser Grönroos, Leiter der Adventjugend in der Deutschschweiz, dass die knapp 20-jährige gute Zusammenarbeit bei der Leiterausbildung der Adventjugend mit J+S beendet werden soll. Christen prägten das Land mit, seien Steuerzahler, würden Verantwortung übernehmen und vermittelten Kindern und Jugendlichen Werte, so Looser. Christliche Jugendarbeit sei ganzheitliche Kinder- und Jugendförderung, die alle Aspekte des Menschseins im Blick habe.

Es gäbe keinen Widerspruch zwischen einer christlichen Grundhaltung, die den Menschen als ganzheitliches Wesen verstehe und der sportlichen Förderung von Kindern und Jugendlichen, sagte Andi Bachmann-Roth, Jugendbeauftragter der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA. Die sportliche Jugendförderung sei kein Mittel zum Zweck der Glaubensvermittlung, wie dies dargestellt werde. Bachmann verwies auch auf die Charta christlicher Kinder- und Jugendverbände, welche die Ziele und Arbeitsweise christlicher Kinder- und Jugendorganisationen transparent und gut verständlich darstelle: http://cckj.ch/

Betroffene Jugendorganisationen
Laut Angaben von Fabian Looser Grönroos sind unter anderen folgende christliche Jugendorganisationen vom Abbruch der Beziehungen mit J+S betroffen:
BESJ – Bund evangelischer Schweizer Jungscharen. BESJ-Trägerverbände sind: Chrischona Schweiz; Freie evangelische Gemeinde FEG; Vereinigung freier Missionsgemeinden der Schweiz VFMG; Evangelische Täufergemeinden ETG; Evangelisches Gemeinschaftswerk des Kantons Bern EGW. Im Weiteren gehören zum BESJ 36 landeskirchliche Gruppen, Jugendgruppen der Heilsarmee, der Mennoniten, des Bundes evangelischer Gemeinden, der Minoritätsgemeinden und weitere. Dem BESJ sind insgesamt 285 Ortsgemeinden angeschlossen mit 750 Kinder. bzw. Jugendgruppen.

Nebst dem BESJ sind vom Abbruch der Beziehungen mit J+S auch drei Jugendorganisationen in der Westschweiz sowie die nachstehenden Jugendverbände in der Deutschschweiz betroffen: Adventjugend der Siebenten-Tags-Adventisten; JEMK - Jungschar der Evangelisch methodistischen Kirche; YouthPlus – Mitglied der BewegungPlus Schweiz; Youthnet - Kinder- und Jugendarbeitsverband der SPM (Schweizerische Pfingstmission).

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