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Deutschland: Zahl minderjähriger Soldaten und Soldatinnen steigt

Bonn/Deutschland | 12.06.2017 | APD | International

Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) in Deutschland hat die hohe Zahl von Minderjährigen in der Bundeswehr kritisiert. „Es ist erschreckend, dass die Zahl minderjähriger Soldaten ihren höchsten Stand seit Aussetzung der Wehrpflicht erreicht hat“, betonte die EAK-Referentin für Kriegsdienstverweigerung Jasmin Schwarz.

Über 1.900 Soldaten und Soldatinnen in der Bundeswehr unter 18 Jahren
Die EAK bezieht sich mit ihrer Kritik auf die Antwort der Bundesregierung bezüglich einer Kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag. Danach waren 2016 insgesamt 1.907 Minderjährige bei der Bundeswehr, 698 als Soldaten auf Zeit und 1.209 als Freiwillig Dienstleistende. 89 waren sogar nach Ablauf ihrer Probezeit noch nicht volljährig. Ebenfalls einen Höchststand erreichte die Anzahl weiblicher Minderjähriger in der Truppe. Laut Bundesregierung waren dies im vergangenen Jahr 357 Mädchen.

Bei Aussetzung der Wehrpflicht 2011 gab es in der Bundeswehr 689 Minderjährige und ein Jahr später bereits 1.202. Mit nun 1.907 Minderjährigen ist deren Zahl in der Truppe innerhalb eines Jahres um über 20 Prozent gestiegen.

Die Armee kein grosser Abenteuerspielplatz
„Diese Entwicklung ist schon erschreckend“, meinte dazu Jasmin Schwarz. Viele Jugendliche seien noch nicht in der Lage, wirklich die Konsequenzen eines freiwilligen Dienstes in der Bundeswehr zu erkennen. Auch die Werbekampagne der Bundeswehr würde die gefährlichen Einsätze ausblenden und die Armee als eine Art grossen Abenteuerspielplatz darstellen. „Das verharmlost den Soldatenberuf, um möglichst viele junge Menschen für den Dienst zu gewinnen“, kritisierte die EAK-Referentin.

Die EAK verweist auf die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, welche die Rekrutierung Minderjähriger verbiete. „Es wäre gut, wenn sich die Bundesregierung an diese Konvention hält und die Werbung für den Soldatenberuf in Schulen und Jugendeinrichtungen endlich einstellen würde“, so Jasmin Schwarz. Es reiche nicht aus, dass die Bundesregierung darauf hinweise, dass Jugendliche nur mit Zustimmung ihrer gesetzlichen Vertreter in die Streitkräfte eintreten dürften. „Wenn wir in Europa den Einsatz von Kindersoldaten in Asien oder Afrika kritisieren, dann dürfen wir das in Deutschland nicht einfach so hinnehmen“, betonte die EAK-Referentin.

Arbeitszeitvorschriften gelten nicht für minderjährige Soldaten
Auf Kritik stosse bei der EAK auch die Aussage der Bundesregierung, wonach die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes bezüglich der zulässigen Wochenarbeitszeit auf minderjährige Soldatinnen und Soldaten keine Anwendung fänden. „Das zeigt deutlich, dass der Soldatenberuf nicht mit anderen Berufen vergleichbar und die Armee keine normale Arbeitgeberin ist. Aber ich glaube kaum, dass die Werber in den Schulen die Jugendlichen darauf hinweisen. Hier muss es dringend Veränderungen geben“, gab Jasmin Schwarz zu bedenken.

EAK
Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) ist innerhalb der „Konferenz für Friedensarbeit im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)“ der Dachverband für diejenigen, die in den evangelischen Landeskirchen und Freikirchen für Fragen der Kriegsdienstverweigerung (KDV) und Friedensarbeit zuständig sind. Bundesvorsitzender der EAK ist Oberlandeskirchenrat i.R. Dr. Christoph Münchow.

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