Einverständniserklärung für eines der Experimente im Rahmen von „Operation Whitecoat“ © Foto: US Army/public domain/wikimedia commons

USA: Dokumentation über Adventisten in „Operation Whitecoat“

Silver Spring, Maryland/USA | 03.07.2017 | APD | International

Der US-amerikanische ehemalige Luftwaffen-Pilot, Sicherheitsberater und Filmemacher Randall Larsen hat eine Filmdokumentation über das Projekt „Operation Whitecoat“ der US-Armee produziert. Erklärtes Ziel des Projekts war die Abwehr des Einsatzes von biologischen Kampfstoffen. In den Jahren 1954 bis 1973 nahmen rund 2.300 Siebenten-Tags-Adventisten an dem Projekt teil. Dies geht aus einem Interview der nordamerikanischen Kirchenzeitschrift Adventist Review mit Larsen hervor.

Zum Hintergrund von „Operation Whitecoat“
„Operation Whitecoat“, zu Deutsch etwa „Unternehmen Weisskittel“, war ein Projekt der US-Armee, um Impfstoffe gegen Biowaffen zu entwickeln. Das Projekt begann nach dem Koreakrieg 1954 und endete mit der Aussetzung der Wehrpflicht in den USA nach dem Vietnamkrieg 1973. Da Mitglieder der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten den Waffendienst verweigerten, aber durchaus bereit waren, etwa als Sanitäter waffenlos in der Armee zu dienen, wurde die adventistische Kirchenleitung in den USA gezielt vom US-Verteidigungsministerium angesprochen zu prüfen, ob das Projekt nicht eine Möglichkeit für wehrpflichtige Adventisten sei. Daraufhin wurde „Operation Whitecoat“ in den adventistischen Kirchengemeinden der USA als Alternative zu anderen waffenlosen Diensten bekannt gemacht.

Obwohl das Projekt nicht unumstritten war, wurden 19 Jahre lang durch 151 medizinische Studien grosse Mengen an Daten über natürlich auftretende Krankheiten gesammelt. Dadurch seien 13 wichtige Impfstoffe entwickelt worden, die heute noch weltweit Anwendung fänden, wie beispielsweise Impfstoffe gegen Gelbfieber, Hepatitis A oder Typhus, teilte Adventist Review mit. Nicht alle Teilnehmer des Projekts („Whitecoats“) wurden Infektionserregern und neuen Impfstoffen ausgesetzt. Manche kümmerten sich um Versuchstiere oder um kranke, infizierte Kameraden.

Zu den umstrittenen Aspekten des Projekts Whitecoat gehörte die mangelnde Aufklärung der jungen Versuchsteilnehmer über die Risiken der Versuche seitens des Verteidigungsministeriums sowie die Beeinflussung durch Theodore R. Flaiz, Leiter der medizinischen Abteilung der adventistischen Weltkirchenkirchenleitung. Er publizierte laut SPIEGEL ein Flugblatt, um die jungen Adventisten in „leuchtenden Farben“ für das Projekt zu begeistern.

Randall Larsens 2017 Dokumentation
Der Film Operation Whitecoat erzählt die Geschichte der adventistischen Kriegsdienstverweigerer in diesem besonderen Projekt. „Es hat fast 18 Monate gedauert, alte Filmclips und viele Fotos zu sammeln“, so Produzent Randall Larsen „Ich habe mehr als zwei Dutzend Whitecoats interviewt.“ Larsen plant, den Film ab Herbst 2017 an Hochschulen und Universitäten in den USA zu zeigen.

„Wir hoffen auch, dass die Kirchenmitglieder der Siebenten-Tags-Adventisten mehr über diese aussergewöhnlichen Männer erfahren und hoffen, dass die Kirche diesen Film zu Lehrzwecken nutzt, um die Diskussion über Kriegsdienstverweigerung, Ethik und den Dienst am Gemeinwesen und für den Staat zu fördern. Letztendlich wünschen wir uns, diese anregende Geschichte mit einem grossen Publikum teilen zu können, die noch nichts über Whitecoats gehört haben“, so der Filmemacher. Weitere Informationen zur Dokumentation unter:
www.operationwhitecoatmovie.com

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