„Ehe für alle?“ - Trotz Enttäuschung, Abrutschen ins Wutbürgertum keine Alternative

Witten/Deutschland | 31.08.2017 | APD | International

Am 30. Juni hat der Deutsche Bundestag die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare beschlossen. „Christsein heute“, die Zeitschrift des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland, veröffentlicht in ihrer August-Ausgabe dazu einen Kommentar, hinter den sich der Präses des Bundes, Ansgar Hörsting, stellt.

Die Stellungnahme „Ehe für alle?“ zum Beschluss des Bundestages wurde von Gemeindeleiter Reinhard Spincke (Freie evangelische Gemeinde in Norddeutschland) verfasst, der angesichts der veränderten gesellschaftlichen Situation an die vier christlichen Aufgaben „lehren“, „leben“, „lieben“ und „beten“ erinnert.

Lehren
Die Vermittlung biblischer Lehre behalte in den Gemeinden des Bundes grosse Bedeutung, schreibt Spincke. Menschliche Gesetze könnten weder die Weisheit biblischer Gebote übertreffen, noch die Schöpfungsordnung aufheben. Es werde auch in Zukunft grosse Sehnsucht nach biblischen Werten für Ehe und Familie geben. Da dürften Christen gelassen bleiben. Die biblische Lehre zu Ehe und Familie sei so klar, dass auch irritierende Aussagen führender evangelischer Theologen sie nicht relativieren könnten. „Im Gespräch mit der säkularisierten Gesellschaft müssen wir allerdings in der Lage sein, andere Argumentationsketten zu entwickeln, die nicht auf einem biblischen Menschenbild beruhen, da die Gesellschaft sich von diesem verabschiedet hat. Wir müssen also neu und grundsätzlicher argumentieren“, betont Spincke.

Leben
Noch wichtiger als die Argumente werde das Leben in christlichen Familien und Gemeinden sein. Starke und fröhliche Familien, trotz Krisen und Alltagschaos, „sind die beste Werbung für ein christliches Familienbild“.

Lieben
„Bei allem Verständnis für Frust und Enttäuschung bei Christen über gesellschaftliche Entwicklungen ist das Abrutschen ins Wutbürgertum keine Alternative“, mahnt Reinhard Spincke. Christen dürften in einer demokratischen Gesellschaft für ihre Überzeugung kämpfen und auch Unmut äussern. Christen seien aber nicht zuerst an ihren politischen Überzeugungen zu erkennen, sondern an der Liebe. Wut und Beschimpfungen dürften bei Christen deshalb keinen Platz haben. Verrohung von Kommunikation oder politische Radikalisierungen dürften Christen nicht akzeptieren, „weil sie den klaren biblischen Anweisungen widersprechen“. In Römer 13,1-7 fordere der Apostel Paulus von den Christen in einem damals christenfeindlichen Umfeld, dass sie sich den staatlichen Autoritäten unterordnen und die Obrigkeit trotz allem als Dienerin Gottes betrachten. „Diese Einstellung sollte Christen in Deutschland auch heute leiten.“

Beten
Anstelle von Wut oder politischer Radikalisierung fordere die Bibel Christen zu intensivem Gebet für die Regierenden auf, so Spincke. „Der Verweis auf das Gebet und der Blick in die Kirchengeschichte zeigen, dass der Weg der christlichen Einflussnahme in die Gesellschaft nicht zuerst über die Politik gelaufen ist, sondern über veränderte Menschen und über anziehende Gemeinschaften, die Gottes Liebe ausgestrahlt haben.“

Ein „weiser“ Kommentar
Präses Ansgar Hörsting betonte: „Dieses Statement ist klar und abgewogen, es stellt die wichtigen Aufgaben an uns Christen in den Mittelpunkt.“ Er sprach von einem „weisen Kommentar“. Der vollständige Text der Stellungnahme ist abrufbar unter:
www.downloads.feg.de/2017_08_02_CHRISTSEIN_HEUTE_Kommentar_Ehe_fuer_alle.pdf

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden gehört zu den wachsenden Kirchen in Deutschland. Gegenwärtig zählen zur Bundesgemeinschaft 479 Gemeinden mit 41.203 Mitgliedern. Hinzu kommen fast 10.000 Kinder und etwa 15.000 Freunde, welche die Gottesdienste besuchen.

Auch Adventisten nehmen Stellung zur „Ehe für alle“
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland nahm am 31. Juli ebenfalls Stellung zur „Ehe für alle“. (Siehe dazu die vorher angeführte Meldung)

Zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehören in Deutschland rund 35.000 erwachsen getaufte Mitglieder in 558 Gemeinden. Hinzukommen etwa 5.000 Pfadfinder, Teenager und Jugendliche sowie weitere Gottesdienstbesucher.

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