1.400 Kinder und Jugendliche skandierten 2017 an der Kundgebung in Bern: #wirsindauchJugendundSport © Foto: Herbert Bodenmann | APD Schweiz

Ausbildungsdachverband zur Zusammenarbeit mit BASPO gegründet

Bern/Schweiz | 31.01.2018 | APD | Schweiz

Am 30. Januar 2018 wurde in Bern der neue Jugend+Sport Lagersport-Trekking-Dachverband Ausbildung+/Formation+ (AF+) gegründet. Damit kommt es zehn Monate nach Ausschluss von zehn christlichen Jugendverbänden durch das BASPO aus dem Sportförderprogramm Jugend+Sport (J+S) für fünf betroffene Verbände zu einer Anschlusslösung, heisst es in einer Medienmitteilung der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA).

Die NZZ fasste im März die BASPO-Begründung für den Ausschluss dieser Jugendverbände folgendermassen zusammen: "Primär religiös motivierte Organisationen, die Sport lediglich als Mittel zur Erreichung anderer, eben religiöser Zwecke einsetzen, hätten keinen Anspruch auf diese Unterstützung." Nicht betroffen vom BASPO-Entscheid waren die beiden grossen christlichen Jugendverbände CEVI und Jungwacht Blauring.

Rund ein Jahr lang haben die vom BASPO-Ausschluss betroffenen christlich-evangelikalen Jugendverbände um gangbare Lösungen gekämpft. Nach dem angekündigten Ausschluss im März 2017, der Ende 2017 wirksam werden sollte, organisierten die betroffenen Jungendverbände und Jungscharen breit angelegte Proteste. Daraufhin hat sich der verantwortliche Bundesrat Guy Parmelin für eine "gemeinsame Lösung" ausgesprochen. "Mit dem neu gegründeten Verband AF+ liegt ein Ergebnis vor, welches sowohl für die beteiligten christlichen Verbände wie auch für das BASPO gangbar ist", heisst es in der SEA-Medienmitteilung.

Partnerschaftsvereinbarung als nächster Schritt
Der Dachverband hat die Organisation und Durchführung der J+S-Kaderbildung in der Sportart Lagersport-Trekking zum Ziel. Gründungsmitglieder sind die Verbände LLB, Cyfoje, FJSSR, youthnet SPM und Youthplus sowie erste Jugendvereine. Der Verband der Adventjugend wird AF+ beitreten, sobald er entsprechend rechtlich konstituiert ist.

Der zweisprachige Verband AF+ (d/f) wird vorerst ungefähr 25 Lagesport-Trekking Aus- und Weiterbildungskurse anbieten. Neben J+S-Ausbildungsverbänden werden auch lokale Jungscharen Mitglied von AF+ werden. Durch die Mitgliedschaft bei AF+ sollten ausgeschlossene Jungscharen wieder von den Dienstleistungen von J+S profitieren und Kinder und Jugendliche weiterhin ganzheitlich fördern können. Es wird erwartet, dass die AF+-Jungscharen im 2019 circa 60 Lager anmelden werden. Nun soll schnellstmöglich eine Partnerschaftsvereinbarung mit J+S abgeschlossen werden. "Nachdem die christlichen Verbände sich neu aufgestellt haben, liegt es am BASPO seinen Teil der Vereinbarungen einzuhalten und den Betroffenen ungehinderten Zugang zum J+S-Förderprogramm zu ermöglichen", schreibt die SEA.

Präsidentin ohne Gegenstimme gewählt
Finanziert wird der Dachverband durch Mitgliederbeiträge, Spenden und staatliche Zuschüsse. Um die Jungscharen und Kirchen nicht übermässig zu belasten, sollen die Mitgliederbeiträge tief gehalten werden. AF+ wolle durch eine dezentrale Arbeitsweise Kosten sparen, sagte die Präsidentin von AF+, Fabienne Flessa, die von den AF+-Gründungsmitgliedern ohne Gegenstimme gewählt wurde. Sie hat als Mitglied der Arbeitsgruppe bereits intensiv an der Entwicklung von AF+ mitgearbeitet. Als J+S-Kursleiterin bringt sie langjährige Erfahrung in der Kaderbildung mit. Im Vorstand wirken zudem Tim Wenger, Antoine Sordet und Stefan Wenk mit.

Hausaufgaben wurden gemacht
Auf die Kritik hin, ob damit nicht eine Scheinlösung erarbeitet wurde, betonte Andi Bachmann-Roth, Koordinator der Arbeitsgruppe, dass die Jugendverbände ihre Hausaufgaben gemacht hätten. Seit der Streichung der Finanzhilfen durch das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) im 2014, die der Streichung von Zusammenarbeit und Fördermittel durch das BASPO im 2017 vorangegangen war, hätten die betroffenen Jugendverbände ihre Arbeit selbstkritisch analysiert und die "Charta der christlichen Kinder- und Jugendarbeit" (www.cckj.ch) erarbeitet. Diese Charta sei gemeinsam mit der Ethik-Charta des Schweizer Sports inhaltliche Grundlage von AF+. Es wurde auch der BASPO-Forderung entsprochen, dass die christlichen Jugendverbände, welche mit dem BASPO zusammenarbeiten wollen, rechtlich eigenständige Vereine bilden müssen.

Religionsfreiheit
"Es war nie die Aufgabe christlicher Jugendarbeit, als Sportvereine zu funktionieren, sondern im Rahmen ihrer Tätigkeit, unter Aufsicht des BASPO, auch Sportförderung zu betreiben, was sie während mehr als 20 Jahren zur Zufriedenheit des BASPO taten", sagte Herbert Bodenmann, Leiter Aussenbeziehungen und Religionsfreiheit der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz. Offensichtlich habe das BASPO in der Zwischenzeit die Begründung zu religiös, für die Streichung der Förderung durch den Bund, als unhaltbar erkannt und fallengelassen, so Bodenmann. "Es widerspricht der Neutralität des Staates in religiösen Belangen, wenn er christliche Jugendverbände in förderungswürdige und förderungsunwürdige einteilt". Eine derartige Ungleichbehandlung aus religiösen Gründen sei diskriminierend und verletzte die Religionsfreiheit, sagte Bodenmann.

Haltung christlicher Jugendverbände, die sich nicht an AF+ beteiligen
Gemäss APD-Recherche gibt es einen christlichen Jugendverband, der seine frühere Zusammenarbeit mit dem CEVI erneuern und über diese Schiene am BASPO-Förderprogramm teilnehmen will. Die Trägerkirchen eines anderen Jugendverbands sind u. a. der Auffassung, dass die kirchliche Jugendarbeit nicht in rechtlich unabhängige, selbständige Vereine ausgelagert werden, sondern integraler Bestandteil der Kirche bleiben soll. Sie lehnen deshalb eine Mitgliedschaft in AF+ ab.

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