Professor Dr. phil. Baldur Edmund Pfeiffer © Foto: ThHF/privat

Baldur Pfeiffer − Altrektor der Theologischen Hochschule Friedensau verstorben

Friedensau/Deutschland | 22.10.2018 | APD | Personen

Die Theologische Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg/Deutschland trauert um ihren Altrektor Professor Dr. phil. Baldur Edmund Pfeiffer, der im 82. Lebensjahr am 16. Oktober plötzlich und unerwartet verstarb. Pfeiffer wurde 1990 nach der staatlichen Anerkennung der Hochschule als erster Rektor an die Bildungsstätte berufen, die er bis 1996 leitete.

Vom Libanon zurück nach Deutschland
Pfeiffer, 1937 in Würzburg geboren, studierte Geschichte und Religionswissenschaft in Beirut (Libanon) und Berrien Springs (Michigan, USA). 1967 promovierte er an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz mit einer Forschungsarbeit zum Verhältnis der deutschen Staaten zur USA im 19. Jahrhundert. Dem schloss sich von 1967 bis 1978 eine elfjährige Lehrtätigkeit an der adventistischen Middle East University in Beirut an. Von 1978 bis 1980 war er Pastor der adventistischen Kirchengemeinde Hamburg-Grindelberg. Danach lehrte Pfeiffer am damaligen Theologischen Seminar Marienhöhe der Adventisten in Darmstadt Kirchen- und Missionsgeschichte. Er gründete und leitete zeitgleich in Darmstadt das „Historische Archiv der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa“, welches sich heute in Friedensau befindet. Seit 1980 war Pfeiffer zudem Beauftragter der Internationalen Vereinigung zur Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit (AIDLR) in Bern, die einen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen hat und in Zusammenarbeit mit der UN-Menschenrechtskommission den Schutz der Gewissens- und Religionsfreiheit fördert. Pfeiffer gehörte auch zum Redaktionsteam der Zeitschrift „Gewissen und Freiheit“ von AIDLR.

Zentrale Anliegen: Geschichte, Gesellschaft, Gerechtigkeit
Am 5. September 1990 beschloss der Ministerrat der damaligen DDR dem Theologischen Seminar Friedensau zum 15. September 1990 den Status einer staatlich anerkannten Hochschule zu verleihen. Am 7. September 1991 erfolgte die Einführung von Professor Dr. Baldur Pfeiffer als erstem Rektor der neuen Hochschule. In seiner Amtszeit leitete er wichtige Investitionsmassnahmen zum Ausbau der Hochschule ein und gründete den Fachbereich Christliches Sozialwesen. Die Begegnung mit afrikanischen Studierenden veranlasste ihn 1996 die Hilfsorganisation „Support Africa“ ins Leben zu rufen, welche die Entwicklung von Universitäten in Afrika, insbesondere in den Bereichen der Agrar- und Gesundheitswissenschaften, fördert. Für dieses Engagement erhielt Pfeiffer im Jahr 2003 von der University of Eastern Africa in Kenia die Ehrendoktorwürde. Dem Einsatz für Menschenrechte und Religionsfreiheit blieb er sein Leben lang verbunden.

Anlässlich seines 70. Geburtstags ehrte die Theologische Hochschule Friedensau im Jahr 2007 Pfeiffer mit der Festschrift „Geschichte, Gesellschaft, Gerechtigkeit“. „Die Festschrift ist eine Würdigung des Engagements von Professor Pfeiffer für die drei Themen Geschichte, Gesellschaft und Gerechtigkeit, die in seinem Leben und Wirken zentrale Anliegen waren“, erläuterte Dr. Stefan Höschele, Dozent für Systematische Theologie und Missionswissenschaft in Friedensau. Höschele hob besonders die interkulturelle Arbeit von Pfeiffer hervor. „Die Auseinandersetzung mit dem Islam und mit Jahrtausende alten Kulturen, die sich eigenständig und kaum berührt von der europäischen Geistesgeschichte entwickelt haben, waren Herausforderungen, die er mit erstaunlicher Anpassungsfähigkeit meisterte. Auch in sein Denken, Lehren und seine Veröffentlichungen ging die Überzeugung von der Notwendigkeit der Anerkennung kultureller Vielfalt ein.“

Baldur Pfeiffer verfasste selbst historische Werke, unter anderem „The European Seventh-Day Adventists Mission in the Middle East 1879-1939“ (1981), „Die Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland“ (1989), „Die Adventisten im Nahen Osten, 1878-1939“ (1996), sowie als Mitautor von „Die Adventisten und Hamburg − Von der Ortsgemeinde zur internationalen Bewegung“ (1992).

Friedensauer Hochschule
Die auf das Jahr 1899 zurückgehende Friedensauer Hochschule bietet derzeit in den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie acht Bachelor- und Master-Studiengänge – zum Teil berufsbegleitend – sowie den Kurs „Deutsch als Fremdsprache“ an. Mehr als 30 Nationen sind unter den rund 200 Studierenden vertreten. Weitere Informationen: www.thh-friedensau.de

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