Sitzungsleitung an der Jahresendsitzung der Nordamerikanischen Kirchenleitung (NAD), Columbia, Maryland/USA © Foto: Pieter Damsteegt/NAD

Nordamerikanische Adventisten nehmen Stellung zu Beschluss der Weltkirchenleitung

Columbia, Maryland/USA | 08.11.2018 | APD | International

An der Jahresendsitzung (Year-End Meeting) des Exekutivausschusses der adventistischen Kirchenleitung in Nordamerika (NAD) in Columbia, Maryland/USA, wurde am 6. November eine Stellungnahme an die Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) bezüglich des Dokuments zum Umgang mit Regelverstössen verabschiedet, das am 14. Oktober an der Jahressitzung 2018 von der Weltkirchenleitung beschlossen worden war. In ihrer Stellungnahme bitten die nordamerikanischen Adventisten die Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) anlässlich deren Jahressitzung 2019 diesen Beschluss wieder aufzuheben. Sie ersuchen auch, dass alle Richtlinien überarbeitet werden, um Minderheiten in der Weltkirche vor Beschlüssen der Mehrheit in jenen Bereichen zu schützen, die keine lehrmässige oder nicht-biblische Belange betreffen.

Das Dokument der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz), auf das die nordamerikanische Kirchenleitung mit ihrer Stellungnahme reagiert, trägt den Titel: «Beachtung und Umsetzung von Beschlüssen der Vollversammlung und des Exekutivausschusses der Generalkonferenz durch den Exekutivausschuss der Generalkonferenz» und wird hier mit «Dokument» bezeichnet.

Die Erklärung der nordamerikanischen Kirchenleitung, anlässlich der Jahresendsitzung 2018 zuhanden der Weltkirchenleitung bestätigt ihre Übereinstimmung mit der Weltkirche in allen 28 Glaubensüberzeugungen der Adventisten sowie die «Verpflichtung zur Einheit im Leib Christi». «Wir gehören zusammen, kümmern uns umeinander und sind aufgerufen, einander mit Respekt und Vertrauen zu behandeln», heisst es in der Erklärung, die von der NAD-Kommunikationsabteilung publiziert worden ist.

Beim Untertitel «unsere Kirche» heisst es in der Erklärung, dass «die Struktur der Kirche durch Einheit und Vielfalt gekennzeichnet» sei und dass eine «dienende Leiterschaft gesunde Strukturen» schaffe, die «allen Mitgliedern des Leibes eine Stimme gibt und das Priestertum aller Gläubigen respektiert». Die Wertschätzung der Vielfalt bei der Umsetzung der Mission der Kirche ermögliche ein wirkungsvolles Eingehen auf spezifische Verhältnisse unter gleichzeitiger Aufrechterhaltung globaler Werte und der Identität, wie dies in Apostelgeschichte 15 (Apostelkonzil in Jerusalem) veranschaulicht worden sei.

Christus sei das Haupt der Kirche und die Bibel das einzige Glaubensbekenntnis. Der Heilige Geist habe sie inspiriert und interpretiere sie, so die NAD-Erklärung beim Untertitel «unsere Position». «Deshalb sehen wir uns gezwungen, Geist und Absicht, die dieses verabschiedete Dokument bestimmen, abzulehnen», schreibt die NAD-Kirchenleitung. Das Dokument stimme nicht mit dem Gemeindemodell der Bibel überein. «Wir können nicht guten Gewissens, die Umsetzung des im Dokument beschriebenen Prozesses unterstützen, oder daran teilnehmen, weil es im Widerspruch zur Kultur des Respekts und der Zusammenarbeit steht, wie dies die Bibel lehrt», so die NAD.

Sie seien überzeugt, dass das Dokument «uns von jenen biblischen Werten wegbringe, die von den protestantischen Reformatoren und den Gründern der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten vertreten worden sind», schreiben die NAD-Adventisten. Dies führe zu einer Zentralisierung der Macht und einem hierarchischen System der Gemeindeführung, welche sich über die bestehenden Richtlinien und Vorgehensweisen hinwegsetze. «Es beunruhigt uns, dass in diesem Dokument, Kirchenrichtlinien und Beschlüsse mit der Bibel gleichgesetzt werden», so die Erklärung und weiter: «Wir sind auch zutiefst besorgt über die Anwendung von Scham als Strafmassnahme, denn dies ist eine Verletzung des Geistes des Evangeliums.»

Die Formulierung «unseres Widerspruchs» stehe im Einklang mit dem Beschluss der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) von 1877, welcher das Infragestellen jedes Beschlusses der Generalkonferenz erlaube, der «in Konflikt mit dem
Wort Gottes und den Rechten des individuellen Gewissens» stehe.

Handlungsaufforderungen an die Weltkirchenleitung
Die NAD-Stellungnahme enthält zum Abschluss drei Handlungsaufforderungen an die adventistische Weltkirchenleitung:
• Der Exekutivausschuss der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) wird anlässlich des Jahresssitzung 2019 (Annual Council) gebeten, den in der Jahressitzung 2018 getroffenen Beschluss bezüglich des Dokuments aufzuheben.
• Die Jahressitzung 2019 (Annual Council) der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) wird gebeten, alle Richtlinien zu überarbeiten, die es einer Mehrheit ermöglichen, einem Minderheitsgebiet den Umgang mit nicht-doktrinären, nicht-biblischen Themen zu diktieren sowie Richtlinien zum Schutz der Interessen von Minderheitsgebieten zu schaffen.
• Die Weltkirchenleitung wird gebeten, auf die Tagesordnung der Weltsynode 2020 (Generalkonferenz-Vollversammlung) einen Punkt in die Agenda aufzunehmen, der eine Erklärung der Weltkirche fordert:
a) die «unseren gemeinsamen Respekt vor dem Reichtum und der Vielfalt der verschiedenen Kulturen und Praktiken, in denen wir dienen», bekräftigt.
b) die Dienste fördert und ermächtigt, die für den «lokalen Kontext sensibel» sind.

Originaltext (auf Englisch) der Stellungnahme der Nordamerikanischen Kirchenleitung (NAD) zum Dokument der Weltkirchenleitung bezüglich Regelverstössen:
https://www.nadadventist.org/sites/default/files/2018-11/Writing%20Committee%20Report-Final.rev__0.pdf

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