Der Konstantinopler Patriarch Bartholomaios I., wird als Ehrenoberhaupt der Orthodoxie angesehen © Foto: Christian B. Schäffler/CBS KULTUR INFO

Orthodoxe Kirche in der Ukraine erhält Selbständigkeits-Dekret am 6. Januar

| 03.01.2019 | APD | Orthodoxie

Laut CBS KULTUR INFO, Basel, wird die Prozedur zur Proklamation der Autokephalie (Selbständigkeit) der neugegründeten «orthodoxen Kirche in der Ukraine» am 5. Januar im konstantinopolitanischen Phanar, Leitung des Patriarchats, im Stadtteil Fatih von Istanbul beginnen und am 6. Januar abgeschlossen.

Wie es in einer offiziellen Mitteilung des Ökumenischen Patriarchats heisst, wird der neugewählte «Primas" der «orthodoxen Kirche in der Ukraine», Metropolit Epifanij (Dumenko), am 5. Januar, in Konstantinopel eintreffen. Um 11:30 Uhr findet in der Georgskathedrale des Phanars ein Te Deum statt, anschliessend wird der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. den «Primas» im Thronsaal offiziell empfangen. Dort wird der Patriarch den «Tomos», das Dekret über die Autokephalie der auf Veranlassung des Ökumenischen Patriarchen neugegründeten Kirche, unterschreiben. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko soll bei der Proklamation anwesend sein.

Am Sonntag, 6. Januar, wird Metropolit Epifanij Konzelebrant des Ökumenischen Patriarchen bei der Göttlichen Liturgie zum Fest der «Erscheinung des Herrn» (Theophanie) in der Georgskathedrale sein. Nach der Verlesung des Evangeliums wird Bartholomaios I. offiziell das Pergament mit dem «Tomos» überreichen. Anschliessend sind offizielle Reden vorgesehen. Die offizielle Mitteilung lässt offen, ob auch Poroschenko in der Kathedrale das Wort ergreifen wird.

Nach der Liturgie findet die traditionelle Wasserweihe statt, heute nur mehr ein Abglanz des Volksfestes der «Tanzimat»-Zeit des 19. Jahrhunderts (ab dem Hatt-i-Scherif von Gülhane 1839), als das christliche Element am Bosporus wieder voll zur Geltung kam, - noch 1914 hatte Konstantinopel mehr als 50 Prozent christliche Einwohner. Bei der Wasserweihe wird in besonderer Weise der Schöpfung gedacht, wie es auch der Theologie von Bartholomaios I. entspricht, der den Beinamen «der grüne Patriarch» trägt.

Kirchliche Beobachter stellten mit Überraschung fest, dass Metropolit Epifanij in der offiziellen Mitteilung aus Konstantinopel als «Seine Seligkeit» bezeichnet wurde, eine Titulierung, die nomalerweise nur einem Patriarchen zukommt.

In der Ukraine wurde am 15. Dezember 2018 eine eigene orthodoxe Nationalkirche gegründet. Bei einer Synode in Kiew stimmten die Bischöfe von zwei orthodoxen Kirchen für eine Vereinigung. Die moskautreue orthodoxe Kirche in der Ukraine boykottierte die Versammlung weitgehend. Von ihr nahmen nur zwei Bischöfe teil. Die Synode wählte den Metropoliten Epifani von Perejaslawl zum Oberhaupt der neuen Kirche.

Mehr als 300 Jahre hatte die Ukraine kirchenrechtlich zum Moskauer Patriarchat gehört. Die Kiewer Führung bemühte sich seit längerem um eine Eigenständigkeit (Autokephalie) der orthodoxen Kirche in der ehemaligen Sowjetrepublik. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., entschied als Oberhaupt aller orthodoxen Christen der neuen Kirche im Januar 2019 in die Eigenständigkeit zu entlassen.

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