Pfarrer Christoph Sigirst beim Referat über Zwingli © Foto: Herbert Bodenmann/APD Schweiz

Zürich: Grossmünsterpfarrer referiert bei Adventisten über Zwingli

Zürich/Schweiz | 23.09.2019 | APD | Schweiz

Christoph Sigrist, Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirche am Grossmünster, hat am 21. September die Veranstaltungsreihe der Siebenten-Tags-Adventisten in Zürich im Rahmen des Jubiläums «500 JAHRE REFORMATION» eröffnet. Das Referat stand unter der Aufforderung von Zwingli «Tut um Gottes Willen etwas Tapferes» - Wirkungen und Auswirkungen der Reformation durch Huldrich Zwingli. Sigrist zeichnete das Wirken des Reformators in drei Linien auf: Spiritualität, Soziales und Politik.

Einleitend hielt Pfarrer Sigrist fest, dass die Aufforderung von Zwingli «Tut um Gottes Willen etwas Tapferes» nicht im ursprünglichen Zusammenhang verwendet werden könne, da es ein Aufruf gewesen sei, im Krieg endlich mutig zu kämpfen. Bezüglich des Referats als Zürcher Reformationsbotschafter bei den Adventisten sagte Sigirist, dass dies sein erster Kontakt mit dieser Freikirche sei und er keine Konkurrenz zwischen Adventisten und seiner Kirche sehe. Da Adventisten kirchengeschichtlich in der Tradition der Baptisten und Methodisten stünden wolle er auch gleich zu Beginn festhalten, dass das, was Zwingli den Täufern angetan habe, falsch war und seine Kirche dafür bei den Täufern 2004 um Entschuldigung gebeten habe.

Spiritualität
Zwingli habe zwar in einer sechsjährigen Arbeit die Bibel übersetzt, wollte aber nicht, dass sein Name aufscheint. Deshalb heisse sie «Zürcher Bibel» und nicht «Zwingli Bibel», so Sigrist. Das Wort Gottes habe für Zwingli nicht an und für sich bestanden, sondern Wort Gottes sei es geworden bzw. ereigne sich, wenn man sich je von Aussagen der Bibel getroffen wisse. Spiritualität sei Resonanzraum.

Soziales
Laut dem Grossmünsterpfarrer sei sein Vorgänger vor 500 Jahren ein Meister der sozialen Umwälzung in der Stadt Zürich gewesen. Zwingli habe die bestehende Ungerechtigkeit umgetrieben und wie man das menschliche Recht als Spiegel der göttlichen Gerechtigkeit gestalten könne. Sigrist bezeichnete Zwinglis Einsatz im sozialen Bereich als «reformatorischen Dreisatz». Zuerst sei es Zwingli um eine theologische Frage gegangen, motiviert von der Erkenntnis, dass Gott parteiisch für die Armen einstehe. Zweitens ging es ihm um eine ökonomische Frage, dass den Armen in der Stadt, die in einer «himmelschreienden Armut» lebten, Geld zukommen müsse. Geld sei diakonisch gewaschen worden, so Sigrist. Zwingli habe sich auch für die Auflösung der sieben Klöster in der Stadt, den «Fetttaugen in der Armensuppe», und deren Übergabe an die Stadt Zürich eingesetzt. Als dritten Schritt sei es ihm um die soziale Ordnung gegangen, die er 1525 mit der Almosenordnung umgesetzt habe. Er habe eine Solidarkultur gefördert bei der unter anderem die Klöster als Spitäler umgenutzt und Schulen errichtet worden seien.

Politik
Für Zwingli sei Kirche, Bibel und Evangelium öffentlich und damit politisch gewesen, sagte Pfarrer Sigrist. Er habe aber alles gemeinsam mit dem Rat von Zürich umgesetzt und nicht im Alleingang. Damit habe die Reformation der Kirche zur Transformation der Gesellschaft geführt. Zwingli habe 1524 den Zölibat abgeschafft, 1525 selbst geheiratet und ebenfalls Ehegesetze implementiert, bei der die Ehe von der Kirche gelöst und auf der zivilen Ebene geregelt worden sei.

Die Veranstaltungsreihe der Adventisten an der Cramerstrasse 11 in Zürich zu «500 JAHRE REFORMATION» wird mit folgenden Themen fortgesetzt:
27. September 2019, 19:30 h: «Verstehst du auch, was du liest»
30. September 2019, 19:30 h: «Der Mythos einer einheitlichen und fromme Reformation»
3. Oktober 2019, 19:30 h: «Der Kalligraph des Bischofs»

Weitere Infos zur Veranstaltungsreihe:
https://zuerich.adventgemeinde.ch/uploaded_assets/267610-Zwingli_Plakat_A4Homepage_.jpg?thumbnail=original&1566644284

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