Symbolbild - Migrant © Foto: Alex Hudson on Unsplash

Neue Meldestelle für Opfer religiöser Diskriminierung und Gewalt

Zürich/Schweiz | 01.05.2020 | APD | Religionsfreiheit

Menschen, die aus Glaubensgründen ihre Heimat verlassen müssen und in die Schweiz fliehen, sind auch hierzulande nicht sicher vor Übergriffen aufgrund ihres Glaubens bzw. eines Glaubenswechsels, schreibt die Schweizerischen Evangelischen Allianz in SEA aktuell. Deshalb erfasse die Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen BIR der Schweizerischen Evangelischen Allianz neu solche Übergriffe, helfe den Opfern und unterstütze Begleitpersonen von Migranten sowie Behörden.

„Leider ist den Schweizer Behörden zu wenig bekannt, dass Geflüchtete aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit oder wegen ihrer Konversion zu einer anderen Religion wiederholt diskriminiert oder sogar bedroht werden“, begründet die BIR die Initiative. Weder die Polizei noch die Asylbehörden würden Übergriffe aus religiöser Überzeugung erfassen. Es fehle deshalb eine statistische Erhebung, schreibt idea Schweiz in einem Artikel. Laut SEA hat es bisher in der Schweiz keine Möglichkeit gegeben, Daten von Vorkommnissen – wie Verspottung, körperliche Gewalt bis hin zu Morddrohungen – zu erheben, welche die Glaubensfreiheit von geflüchteten Menschen teils massiv beschneiden würden.

Meldeformular für Menschenrechtsverletzungen in diversen Sprachen
Deshalb habe die Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen BIR zur Erfassung solcher Menschenrechtsverletzungen ein ausführliches Meldeformular auf Deutsch, Französisch, Englisch - sowie in Kürze auch auf Arabisch und Farsi - auf ihrer Website aufgeschaltet. Ausserdem könnten Asylsuchende, Begleit- und Fachpersonen aus dem Asylbereich Vorfälle auch telefonisch in den genannten Sprachen melden und Hilfe in Anspruch nehmen, schreibt die SEA. Die BIR werde eingegangene Meldungen für Statistiken zusammenfassen und anonymisieren.

In den Bundesasylzentren und kantonalen Asylunterkünften sind laut Livenet.ch 80 bis 90 Prozent der Bewohner muslimisch. «Wenn jemand zum Beispiel aus Afghanistan stammt und beim Ramadan nicht mitmacht, muss er sich outen. Als konvertierter Afghane wird dies in einem solchen Umfeld zu einer grossen Belastung. Viele werden dann mit den genau gleichen Repressalien konfrontiert, vor denen sie aus ihrem Heimatland geflohen sind – und das in der Schweiz», sagte ein BIR-Mitarbeiter gegenüber Livenet.ch.

Den Stein ins Rollen gebracht hat laut SEA eine umfassende Erhebung des überkonfessionellen christlichen Hilfswerks Open Doors Deutschland, die 743 religiös motivierte Übergriffe auf christliche Flüchtlinge in deutschen Asylunterkünften festgestellt hat. Seither sei es der BIR ein Anliegen, auch in der Schweiz – in den Bundesasylzentren, kantonalen Durchgangsheimen, auf öffentlichen Plätzen oder in Schulen – Fälle von Einschüchterungen oder körperlicher Gewalt aufgrund unterschiedlicher Glaubensauffassungen zu erfassen und für dieses Thema bei Anlaufstellen und Behörden zu sensibilisieren.

Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen
Die Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen setzt sich laut eigenen Angaben für religiös verfolgte Minderheiten ein, insbesondere für verfolgte und bedrängte Christen und Konvertiten. Sie wurde 2012 gegründet, ist heute in der Deutsch- und Westschweiz tätig und besteht aus einem erfahrenen Team von Integrationsmitarbeitenden, welche zum Teil selbst Migrationshintergrund haben. Die BIR bietet in folgenden Sprachen Beratung an: Deutsch, Französisch, Englisch, Kosovarisch, Arabisch, Persisch, Sorani.

Die BIR gehört der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit AGR an, einer Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA.

Zum Meldeformular in verschiedenen Sprachen, um Menschenrechtsverletzungen zu melden: https://www.agr-glr.ch/index.php?id=133

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