Pfarrer Gottfried Locher, 2018 in Basel © Foto: GEKE

Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz tritt zurück

Bern/Schweiz | 28.05.2020 | APD | Schweiz

Am 27. Mai teilte Pfarrer Gottfried Locher (53), Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS, dem Synodenpräsidenten in einem Schreiben mit, dass er per sofort aus dem Amt ausscheidet, so die EKS in einer Medienmitteilung.

Handlungsfähigkeit als Präsident eingeschränkt
«Die Handlungsfähigkeit des Präsidenten war seit einigen Wochen wegen eines Geschäfts, das dem Rat am 13. April zugetragen wurde und seither intensiv behandelt wird, eingeschränkt. Der Sachverhalt ist nicht erstellt oder erhärtet und wird nun erst abgeklärt», schreibt die EKS. Laut Tages-Anzeiger sei letzte Woche durch eine Beschwerde bekannt geworden, dass es «im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses zu Grenzverletzungen gekommen» sein soll.

Angesichts der bestehenden Herausforderungen der EKS sowie der aktuell beschränkten Gestaltungskraft als Präsident habe Locher im Gespräch mit dem Rat beschlossen, sein Amt per sofort abzugeben. Er wolle mit einer Diskussion um seine Person die Arbeit der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz nicht erschweren und mit seinem Ausscheiden ein Zeichen setzen, damit sich alle Kräfte auf die Weiterentwicklung der Kirche konzentrieren könnten.

«Der Rat der EKS respektiert diesen Schritt von Gottfried Locher und dankt für seine Verdienste für die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz», so die Medienmitteilung.

Locher hat den Ratsvorsitz seit 2011 geführt. In seiner Amtszeit kam es zu wichtigen Neuerungen, wie die Schaffung der gesamtschweizerischen Kirchenverfassung, die den Grundstein zur Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS gelegt hat. «Gegenüber den Bundesbehörden und der Verwaltung, im ökumenischen sowie im interreligiösen Dialog, ist die EKS heute gut positioniert», heisst es in der Medienmitteilung. Zudem habe Gottfried Locher als Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE im internationalen Kontext gewirkt.

Aufarbeitung innerhalb der EKS nicht abgeschlossen
Die Aufarbeitung des Geschäfts innerhalb der EKS gehe weiter. Der Rat habe bereits am 17. April 2020 beschlossen, den komplexen Sachverhalt von einer externen Stelle unabhängig untersuchen zu lassen. Nach dem Ausscheiden eines Ratsmitglieds - Pfarrerin Sabine Brändlin - und des Ratspräsidenten wolle die «EKS Klarheit, um aus den Geschehnissen die richtigen Schlüsse ziehen und letztlich gestärkt hervorgehen zu können», so die Mitteilung.

Bis zur Neubesetzung des Präsidiums werden Vizepräsidentin Esther Gaillard und Vizepräsident Daniel Reuter die Geschäfte führen.

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