Symbolbild. © Foto: Anastasia Gepp auf Pixabay

Bei negativen Gefühlen flieht jedes vierte Schulkind in Social Media

Lausanne/Schweiz | 26.08.2020 | APD | Medien

In der Schweiz flieht etwa ein Viertel der 11- bis 15-Jährigen oft mit Social Media vor negativen Gefühlen und etwa vier Prozent der Schulkinder weisen gar eine problematische Nutzung sozialer Netzwerke auf. Die von «Sucht Schweiz» durchgeführte landesweite Schülerinnen- und Schülerstudie gibt neue Einblicke ins Bildschirmverhalten von Schulkindern.

Die von «Sucht Schweiz», dem nationalen Kompetenzzentrum im Suchtbereich, durchgeführte repräsentative Schülerinnen- und Schülerstudie HBSC (Health Behaviour in School-aged Children) zum Gesundheits- und Risikoverhalten der 11- bis 15-Jährigen gibt einen Einblick zu Fragen, wie: Wo liegen die Schwierigkeiten mit der Nutzung von Social Media? Wie oft tauschst du dich online aus? Mit wem?

Laut der Medienmitteilung von «Sucht Schweiz» gehörten Bildschirmgeräte zum Alltag von Jugendlichen, wobei mit zunehmendem Alter auch die Bildschirmzeit länger werde. Während sich die Bildschirmzeit an Schultagen zwischen den beiden Umfragen von 2014 und 2018 kaum verändert hat, haben vor allem die Jungen am Wochenende noch zugelegt.

Schwierigkeiten mit der Nutzung von Social Media
Demnach berichten die 11- bis 15-Jährigen über Schwierigkeiten mit der Nutzung sozialer Netzwerke wie Snapchat, Instagram oder Twitter in den letzten 12 Monaten. Dazu zählen unter anderem:
• Der vergebliche Versuch, weniger Zeit in sozialen Netzwerken zu verbringen (M: 37.5 Prozent; J: 23.7 Prozent).
• Die häufige Nutzung sozialer Netzwerke, um vor negativen Gefühlen zu fliehen (M: 33.3 Prozent: J: 22.7 Prozent).
• Ein ernsthafter Konflikt mit den Eltern oder Geschwistern wegen der Nutzung sozialer Netzwerke (M: 18.2 Prozent; J: 14.6 Prozent).

Mit etwa vier Prozent der 11- bis 15-Jährigen (M: 5.2 Prozent; J: 3.7 Prozent), die eine problematische Nutzung sozialer Netzwerke aufweisen, «steht die Schweiz im Vergleich zu den anderen an der HBSC-Studie teilnehmenden Ländern noch gut da», so «Sucht Schweiz».

Wer mehr Probleme hat, ist mehr online
Die Zeit, die an Schultagen vor einem Bildschirm verbracht wurde und die Schwierigkeiten mit der Nutzung sozialer Netzwerke waren bei jenen Jugendlichen ausgeprägter,
• die sich von ihrer Familie mässig oder wenig unterstützt fühlen.
• die wenig zufrieden oder gar unzufrieden mit ihrem Leben sind und die ihre Gesundheit als einigermassen gut bis schlecht einstufen.
• die chronische körperliche (z. B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen) oder psychoaffektive (z. B. Müdigkeit, Einschlafschwierigkeiten) Beschwerden haben.
• die mehr als nur gelegentlich psychoaktive Substanzen konsumiert haben, v.a. Tabak (mind. einmal wöchentlich), aber auch Alkohol (mind. einmal wöchentlich) und illegalen Cannabis (mind. an drei der letzten 30 Tage).
• die mehr als einmal pro Woche nicht empfohlene Nahrungsmittel konsumierten, insbesondere Energy Drinks.

Zu beachten sei, dass es sich um statistische Zusammenhänge handelt, nicht um Ursache-Wirkungs-Beziehungen, schreibt das Kompetenzzentrum.

Wer besser drauf ist, raucht und trinkt auch weniger häufig
«Wie die Dauer der Bildschirmnutzung steht auch der Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum mit dem Wohlbefinden in Zusammenhang. Der Konsum dieser psychoaktiven Substanzen geht mit einer tieferen Lebenszufriedenheit und einem schlechteren selbstwahrgenommenen Gesundheitszustand einher», schreibt «Sucht Schweiz».

Mobbing im virtuellen Raum
Das Cyber-Mobbing zeichnet sich u.a. dadurch aus, bösartige Nachrichten oder Posts und unpassende Fotos zu verbreiten. Von mindestens einer oder zwei Belästigungen in den letzten Monaten im virtuellen Raum berichten beinahe zehn Prozent der 11- bis 15-Jährigen und fünf Prozent geben an, in dieser Zeit selbst jemanden belästigt zu haben.

Sucht Schweiz unterstützt Eltern mit Leitfaden und Tipps
Eltern sollten mit ihren Kindern ein Zeitbudget für die Mediennutzung festlegen, sich nach den Inhalten und Motiven für die Nutzung erkundigen sowie Zeitpunkt und Ort der Nutzung definieren, z. B. nicht während des Essens. Das Kompetenzzentrum stellt ratlosen und nach Antworten suchenden Eltern Tipps für den Alltag zur Verfügung: «Ein Leitfaden für Eltern»
https://shop.addictionsuisse.ch/de/eltern/92-180-digitale-medien-mit-jugendlichen-darueber-sprechen.html#/27-sprache-deutsch

Drei Flyer - in 16 Sprachen - mit Empfehlungen für Eltern oder Bezugspersonen
Empfehlungen für Eltern von Kindern bis 7 Jahre, zwischen 3 und 13 Jahren sowie für Jugendliche ab 12 Jahren können in 16 Sprachen auf der Webseite von «Sucht Schweiz» kostenlos heruntergeladen werden: https://www.jugendundmedien.ch/de/empfehlungen.html

Ausführliche Informationen zum Thema: http://ow.ly/KkNp30r69fI

(4339 Zeichen)
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland). Kostenlose Textnutzung nur unter der Bedingung der eindeutigen Quellenangabe "APD". Das © Copyright an den Agenturtexten verbleibt auch nach ihrer Veröffentlichung bei der Nachrichtenagentur APD. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.