Symbolbild – Frau mit Ultraschallbild © Foto: Christin Noelle on Unsplash

Schweiz: Jährlich bis zu 4.000 Neugeborene mit alkoholbedingten Beeinträchtigungen

Lausanne/Schweiz | 07.09.2020 | APD | Gesundheit & Ethik

Zwischen 1.000 und 4.000 Neugeborene pro Jahr kommen in der Schweiz auf Grund des Alkoholkonsums der Mutter während der Schwangerschaft mit Beeinträchtigungen zur Welt, schreibt die Stiftung «Sucht Schweiz», in einer Medienmitteilung zum 9. September, dem Welttag des alkoholgeschädigten Kindes. Das Kompetenzzentrum im Suchtbereich ruft dazu auf, die Schwangerschaft ohne Alkohol aktiv zu unterstützen und mit schwangeren Frauen solidarisch zu sein. «Nur eine Schwangerschaft ohne Alkohol kann alkoholbedingte Beeinträchtigungen beim Kind sicher vermeiden», schreibt die Stiftung.

Laut «Sucht Schweiz» stellt Alkohol für Schwangere und Ungeborene ein Gesundheitsrisiko dar. Basierend auf der aktuellen Forschungsliteratur sei es nicht möglich, eine risikofreie Trinkmenge oder einen risikofreien Zeitraum in der Schwangerschaft zu bestimmen, bei dem der Alkohol keinen negativen Effekt auf den Fötus hätte. Die Schäden für Neugeborene könnten beträchtlich sein. Zudem gelange der in der Stillzeit getrunkene Alkohol auch in die Muttermilch.

Solidarität mit schwangeren Frauen
77 Prozent der Frauen in der Schweiz trinken während der Schwangerschaft keinen Alkohol, schreibt die Stiftung. Manchen falle der Verzicht nicht einfach, wenn sie in einem Umfeld seien, wo häufig getrunken oder eine Abstinenz gar als Gemeinschaftsverweigerung angesehen werde. Es sei wichtig für Schwangere, dass Nahestehende den Wunsch der Frau nach Abstinenz unterstützen würden. «Sie können sich solidarisch zeigen, indem sie auch nicht trinken oder die schwangere Frau zumindest nicht zum Mittrinken zu verleiten», schreibt das Kompetenzzentrum.

Beeinträchtigungen auf Grund des Alkoholkonsums
Beeinträchtigungen auf Grund des Alkoholkonsums manifestierten sich in Merk- und Lernschwierigkeiten, Sprechstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität. Bei einem schwerwiegendem Alkoholsyndrom würden speziell Wachstumsverzögerungen, körperliche Auffälligkeiten, insbesondere am Kopf und im Gesicht sowie Dysfunktionen des zentralen Nervensystems mit entsprechenden Folgeschäden beobachtet, heisst es in der Mitteilung. Letzteres könne auch verzögerte geistige Entwicklung und verminderte Intelligenz bedeuten. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen einem und vier Prozent aller Neugeborenen in Europa von Beeinträchtigungen auf Grund des Alkoholkonsums betroffen sind. In der Schweiz entspricht dies zwischen 1.000 und 4.000 Kindern, von denen 10 Prozent eine schwere Form des fetalen Alkoholsyndroms aufweisen.

Empfehlungen für Schwangerschaft und Stillzeit
Gemäss den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen könne nur eine Schwangerschaft ohne Alkohol alkoholbedingte Beeinträchtigungen beim Kind sicher vermeiden. Expertin Rachel Stauffer Babel erklärt: «Alkohol passiert die Plazentaschranke schnell und kann die Entwicklung aller Organe des Ungeborenen und besonders das Zentralnervensystem beeinträchtigen.». Da der während der Stillzeit getrunkene Alkohol auch in die Muttermilch gelangt, empfiehlt sie, Fragen zum Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und Stillzeit mit Gesundheits- oder Suchtfachleuten zu besprechen.

Zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft hält Sucht Schweiz umfassende Informationen für verschiedene Zielgruppen bereit:

Für die Allgemeinbevölkerung:
Infobroschüre „Schwangerschaft und Alkohol/Tabak: gut zu wissen“ für Frauen und ihre Partner: https://tinyurl.com/y4vqszpc

Für die Fachleute:
Informationen rund um die Schwangerschaft in Zusammenarbeit mit Ärztevereinigungen: https://www.praxis-suchtmedizin.ch/

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