Katholisch-orthodoxe Einheit: Grosse Hürden bleiben bestehen - Moskauer Patriarchat soll Rechte der Katholiken mit orientalischem Ritus akzeptieren

Rom, Italien | 20.08.2000 | ZENIT/APD | Ökumene

Die Kontakte zwischen den römisch-katholischen und orthodoxen Kirchen konzentrieren sich zunehmend auf das orthodoxe Patriarchat in Moskau, aber ihr grösstes Hindernis kommt von den Katholiken des orientalischen Ritus in Osteuropa. Das ist das Ergebnis einer Konferenz von Vertretern der beiden Konfessionenfamilien, die im Mount St. Mary`s College in Emmitsburg, Maryland, USA, vom 9.-19. Juli abgehalten wurde.

Die bereits für 1999 geplante Konferenz wurde auf Wunsch der Orthodoxen verschoben, aus Protest gegen die Bombardierungen von Serbien durch die NATO-Streitkräfte. An der Konferenz nahmen römisch-katholische Bischöfe und Theologen aus den Vereinigten Staaten, Italien, Österreich, Belgien, Bosnien-Herzegovina, Deutschland, Griechenland, Israel, dem Libanon, Polen und Rumänien teil. Die orthodoxen Vertreter, Bischöfe und Experten, kamen vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und den Patriarchaten von Alexandria, Antiochien, Moskau und Rumänien sowie von den Nationalkirchen von Zypern, Griechenland, Albanien, Polen, Finnland und Estland. Das Treffen stand unter der Schirmherrschaft von Kardinal William Keeler, dem katholischen Erzbischof von Baltimore, abgehalten. Die Vizepräsidenten waren Kardinal Edward Idris Cassidy, Präsident des päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen, und der ökumenische Patriarch, Erzbischof Stylianos von Australien.

Seit dem 7. Dezember 1965, als Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras von Konstantinopel ihre gegenseitigen Exkommunikationen (Verlust aller Ämter und Rechte innerhalb der Kirche) aufhoben, haben Katholiken und Orthodoxe, die seit 1054 getrennt sind, ihre Bemühungen verstärkt, die Teilung zu überwinden. Dieser Weg stiess jedoch nach dem Fall der Berliner Mauer auf ein unerwartetes Hindernis. Seit der Wiederkehr der religiösen Freiheit in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion weigert sich das russisch-orthodoxe Patriarchat von Moskau, den Dialog fortzusetzen, weil es die römisch-katholische Kirche des Proselytismus in seinem Land beschuldigt und die wiedererlangten Rechte der Katholiken des östlichen Ritus bestreitet. Das Schwerpunktthema in Baltimore waren gerade diese \"ekklesiologischen und kanonischen Implikationen des Unionismus\". \"Die Unierten\" oder Katholiken des östlichen Ritus waren zeitweise orthodox; seit einigen Jahrhunderten jedoch anerkennen sie die Autorität des Papstes. Mit päpstlicher Genehmigung dürfen sie weiterhin die orthodoxe Liturgie feiern. Deswegen hat die orthodoxe Kirche sie jahrhundertelang als \"Unterwanderer\" betrachtet. Während der Zeit der kommunistischen religiösen Verfolgung setzte Stalin alles daran, sie von der Landkarte auszuradieren. Ihre Kirchen wurden enteignet und der orthodoxen Kirche gegeben. Ihre Bischöfe, Priester und Gläubige kamen ins Gefängnis und erlitten in einigen Fällen das Martyrium. Die Verfolgung dauerte bis in die 80er Jahre an, als Michail Gorbatschow die \"Perestroika\" einführte. Nach der Gewinnung der Unabhängigkeit von Russland haben die Ukrainischen Behörden sich bemüht, das Unrecht, das die Katholiken erlitten hatten, wieder gut zu machen, indem sie ihnen die Kirchengebäude, die Stalin der orthodoxen Kirche gegeben hatte, zurückgaben. Diese Entscheidung war jedoch für die Orthodoxen sehr schwer zu akzeptieren; sie lebten in diesen Pfarreien seit Stalins Zeit, und einige orthodoxe Priester, die verheiratet sind und Familie haben, haben jetzt ihre Pfarreien verloren. Die Abneigung des Moskauer Patriarchats gegen den Verlust dieser Kirchen ist nicht schwer zu verstehen. Die offizielle Erklärung am Ende der Baltimore-Konferenz liest sich pessimistisch: \"Obwohl die Reaktionen im allgemeinen positiv waren, begegnete man den Kirchendokumenten, die theologische Aspekte und praktische Richtlinien berührten, mit einiger Reserve und sogar offenem Widerspruch, manchmal von beiden Seiten. Deswegen empfand man es als notwendig, die Beratung durch die Gemischte Kommission fortzusetzen, um zu einer Einigung in dieser äusserst heiklen Frage zu kommen.\" Der Vatikan hat Lösungen für die Situation vorgeschlagen, die erfolgreich in Teilbereichen in Rumänien verwirklicht worden sind, wo dieses Problem ebenfalls besteht. So werden z.B. die Kirchen von Orthodoxen und Unierten gemeinsam genutzt, indem man die Gottesdienstzeiten koordiniert. Die Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche gingen aber weiter und ermöglichten es nicht, ein \"grundlegendes theologisches Konzept des Unionismus\" zu erreichen. \"Aus diesem Grund werden nur die einzelnen Mitglieder ihren Kirchen berichten. Das wird Hinweise dafür geben, wie man dieses Hindernis überwinden kann, um den Dialog friedlich fortsetzen zu können.\"

\"Trotz aller Schwierigkeiten hofft die Kommission, dass sie durch diesen Prozess in der Lage sein wird, ihr Streben nach der vollen Einheit zwischen der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche weiterentwickeln zu können\", heisst es am Schluss der offiziellen Erklärung.

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