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Erhöhte Suchtgefährung von Jugendlichen durch die Pandemie

Lausanne/Schweiz | 04.06.2021 | APD | Gesundheit & Ethik

«Die Pandemie belastet die psychische Gesundheit von jungen Menschen», heisst es in einer Medienmitteilung von Sucht Schweiz, dem nationalen Kompetenzzentrum für Prävention, Forschung und Wissensvermittlung im Suchtbereich. Es gebe heute mehr gefährdete Jugendliche und ihre Zukunftsängste könnten andauern. Die Suchtprävention sei gefordert, um die Früherkennung und Frühintervention bei gefährdeten Jugendlichen zu stärken. Die unabhängige Stiftung appelliert an Gesellschaft und Politik, die Chancen der Jugendlichen mit einem gesundheitsförderlichen Umfeld zu verbessern und sie vor aggressivem Marketing zu schützen.

Mehrere Studien berichten laut Sucht Schweiz von starken Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden von jüngeren Menschen im Zuge der Pandemie. Fernunterricht, Beschränkungen bei Freizeitaktivitäten oder unsichere Zukunftsperspektiven hinterlassen ihre Spuren. Während der Pandemie gab es zahlreiche Einschränkungen, welche die soziale Isolation oder Stress begünstigen. Wenn die Risikofaktoren wie Einsamkeitsgefühle zunehmen und gleichzeitig die Schutzfaktoren wie der Austausch im Freundeskreis abnehmen, steigt das Risiko von psychischen Problemen. Eine schlechte psychische Gesundheit erhöht auch bei Jugendlichen das Risiko für einen problematischen Substanzkonsum.

Pandemie schwächt ohnehin schon gefährdete Menschen
Laut Such Schweiz seien einmal mehr besonders jene betroffen, die schon zuvor grösseren Belastungen ausgesetzt waren z.B. durch psychische Vorerkrankungen, geringe familiäre Unterstützung, prekäre finanzielle Verhältnisse etc.

Probleme früh erkennen und handeln als gesellschaftliche Aufgabe
«Eine der zentralen Herausforderungen der Suchtprävention heute ist die Früherkennung und Frühintervention bei gefährdeten Jugendlichen», betont Liliane Galley, Leiterin Prävention von Sucht Schweiz. Umso wichtiger sei es, jetzt auf allen Ebenen in die Prävention zu investieren. Es sei eine gesellschaftliche Verantwortung, für Lebensbedingungen zu sorgen, welche die Entwicklung junger Menschen fördern und ihnen soziale und berufliche Perspektiven eröffnen würden. Bei der Gefährdung der psychischen Gesundheit brauche es rasche Hilfe.

Konsumanreize jetzt nicht erhöhen
Gleichzeitig müssten Konsumanreize vermindert werden. Schon in «normalen Zeiten» kurbelten Dumping-Preise den Konsum gerade bei Menschen mit kleinem Budget an. Sucht Schweiz ruft dazu auf, das Alkohol-, Tabak- und Geldspiel-Marketing zu überdenken. Denn es sei davon auszugehen, dass die Industrie mit der Lockerung der Schutzmassnahmen ihr Marketing verstärken werde – auch in Erwartung eines Nachholbedarfs. Hier brauche es Gegensteuer, fordert die Stiftung.

Jugendliche stärken
In der Suchtprävention seien die Stärkung von Resilienz und Schutzfaktoren zentral. «In einem Alter, in dem sich der Organismus und die Psyche in voller Entwicklung befinden, reagiert der Körper besonders empfindlich auf Substanzen wie Alkohol, Tabak oder Cannabis», schreibt Sucht Schweiz und fordert:
• Die Einschränkung von Zugang und Attraktivität von Produkten wie Alkohol, Tabak oder Cannabis, u.a. keine Dumpingpreise und keine Werbung, welche die Jugendlichen erreicht.
• Präventions- und Gesundheitsförderungsmassnahmen im schulischen und Freizeitbereich, um bei Jugendlichen die Schutzfaktoren zu stärken und Risikofaktoren zu vermindern.
• Unterstützung und Sensibilisierung von Eltern mit Kindern im Jugendalter.
• Unterstützung von Fachleuten zur Früherkennung und Frühintervention bei gefährdeten Jugendlichen.

Sucht Schweiz
Sucht Schweiz ist ein nationales Kompetenzzentrum im Suchtbereich. Sie betreibt Forschung, konzipiert Präventionsprojekte und engagiert sich in der Gesundheitspolitik. Das Ziel ist, Probleme zu verhüten oder zu vermindern, die aus dem Konsum von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen hervorgehen oder durch Glücksspiel und Internetnutzung entstehen.

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