Die Evangelische Allianz will die Ehe, auch um der Kinder Willen, nicht für homosexuell empfindende Paare öffnen. © Foto: John-Mark Smith on Unsplash

«Ehe für alle»: Rechte der Kinder kommen vor Wünschen der Erwachsenen

Zürich/Schweiz | 13.08.2021 | APD | Schweiz

In wenigen Wochen befindet das Schweizer Stimmvolk über die Öffnung der Ehe und der Adoption für gleichgeschlechtliche Paare sowie der Samenspende für lesbische Paare. Die Schweizerische Evangelische Allianz SEA-RES verstehe den Wunsch homosexueller Paare nach rechtlicher Absicherung, schreibt sie in einer Medienmitteilung. Dieser dürfe aber nicht auf Kosten der Rechte und des Wohls der Kinder realisiert werden. Für die SEA-RES ist deshalb die vorgeschlagene Gesetzesänderung zur «Ehe für alle» der falsche Weg.

SEA-RES begrüsst rechtliche Absicherung von Personen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung
In den vergangenen Jahrzehnten ist laut SEA-RES die Benachteiligung von Personen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung in der Gesellschaft in verschiedener Hinsicht beseitigt und die rechtliche Absicherung verbessert worden. Sie begrüsse diese Entwicklung ausdrücklich, denn Benachteiligung bis hin zu Stigmatisierung, Hass oder gar Gewalt gegen homosexuell empfindende Menschen seien mit dem im christlichen Glauben zentralen Gebot der Nächstenliebe und dem Respekt vor Wert und Würde jedes Menschen unvereinbar.

Kinder haben das Recht, die Eltern zu kennen – Ein Recht auf Kinder gibt es nicht
Allerdings geht es gemäss SEA-RES bei der am 26. September zur Abstimmung stehenden Gesetzesvorlage nicht primär um die rechtliche Situation der Beziehung zwischen zwei erwachsenen Personen. Durch die Ausweitung der Samenspende auf lesbische Paare sowie der gemeinschaftlichen Adoption auf homosexuelle Paare seien insbesondere Kinder und deren Rechte betroffen. Kinder haben gemäss der «UN-Konvention über die Rechte des Kindes» das Recht, «soweit möglich ihre Eltern zu kennen und von ihnen betreut zu werden». Ein Recht auf ein Kind gebe es hingegen nicht, schreibt SEA-RES. Zudem dürften Kinder nicht zum Objekt der Selbstverwirklichung von Erwachsenen werden.

Keine Frau kann einen Vater ersetzen und kein Mann eine Mutter
Mit der Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare, der Samenspende für lesbische Paare – und vermutlich in absehbarer Zeit auch der Leihmutterschaft für schwule Paare – würde ohne Not auf Diversität bei den Eltern verzichtet. «Es erstaunt, dass eine Gesellschaft, die zu Recht in zahlreichen Bereichen wie Wirtschaft, Schule oder Politik mehr Geschlechterdiversität fordert, bei der Kindererziehung plötzlich keine Notwendigkeit mehr dafür sieht», stellt SEA-Generalsekretär Marc Jost fest. «Damit in keiner Art und Weise gesagt, dass homosexuelle Eltern schlechter Kinder erziehen oder ihnen keine Nähe und Geborgenheit vermitteln können. Aber Männer sind die besseren Väter und Frauen sind die besseren Mütter», schreibt SEA-RES.

SEA-RES: Samenspende für lesbische Paare fördert vaterlose Gesellschaft
Mehrere weitere Gründe sprechen aus Sicht der Schweizerischen Evangelischen Allianz gegen die Öffnung der Samenspende für lesbische Paare. Sie fördere eine vaterlose Gesellschaft und mache ein problematisches Vaterbild zum gesetzlichen Regelfall: ein Vater, der Kinder zeugt, aber keine Verantwortung für sie übernimmt. Sie führe bei Kindern zu Unsicherheit bezüglich ihrer eigenen Identität, weil diese bei der Samenspende in eine biologische und soziale Elternschaft entzweit werde. Die Samenspende für lesbische Paare ist laut SEA-RES verfassungswidrig, weil die Bundesverfassung medizinisch unterstützte Fortpflanzung nur dann zulasse, wenn eine Unfruchtbarkeit oder die Gefahr der Übertragung einer schweren Krankheit nicht anders behoben werden könne.

SEA-RES: Ehe allein für heterosexuelle Paare ist legitime Ungleichbehandlung von ungleichen Partnerschaftsformen
Das Verständnis der Ehe als eine auf Dauer, Verlässlichkeit und Intimität angelegte Partnerschaft zwischen Mann und Frau ist nicht nur in der jüdisch-christlichen Tradition tief verankert. Das kommt nicht von ungefähr: Hetero- und homosexuelle Partnerschaften unterscheiden sich grundlegend schon darin, dass nur ersteren die Zeugung von Nachkommen möglich ist. Die Ehe als Rechtsinstitut ist deshalb nicht bloss langfristig für die Fortpflanzung des Menschengeschlechts von Bedeutung, sondern ebenso für die finanzielle und soziale Altersvorsorge der Eltern- und Grosselterngeneration wichtig. Folglich handelt es sich nicht um eine Benachteiligung, sondern um eine legitime Ungleichbehandlung von ungleichen Partnerschaftsformen, wenn die Ehe heterosexuellen Paaren vorbehalten bleibt.

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