"Anschläge in den USA kein Handeln Gottes"

Silver Spring, Maryland/USA | 20.09.2001 | APD | International

Bestürzung haben die Terroranschläge in den USA bei den Siebenten-Tags-Adventisten ausgelöst. In einer Stellungnahme sagte der Präsident der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung), Pastor Dr. Jan Paulsen (Silver Spring, Maryland/USA): "Wir sind auf brutale Weise daran erinnert worden, wie zerbrechlich unser Leben ist und auch die uns umgebenden Strukturen sind. Gegenwärtig, wo noch so viele Fragen offen sind, können wir nur bitten, dass alle Gläubigen in der ganzen Welt für die Verletzten, die Leidtragenden, die Angehörige verloren haben, und für die Rettungskräfte beten. Aber auch die Regierenden brauchen jetzt Gottes Führung, um die richtigen Entscheidungen zu treffen."
Pastor Larry Collburn, Assistent von Paulsen, teilte mit, dass die Adventisten in aller Welt diesem Aufruf gefolgt seien. "Von Kenia bis Australien und von der Elfenbeinküste bis Polen zeigen die Gemeindeglieder durch das Gebet ihre Solidarität mit den unmittelbar Betroffenen der Tragödie." Amerikanische Adventisten sollten sich an Blutspendeaktionen beteiligen. Für Verzweifelte gebe es Seelsorgeangebote. Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA bereite sich auf Hilfsmassnahmen vor. Das Verwaltungszentrum der Generalkonferenz in Silver Spring, in dem ebenfalls Gebetsgemeinschaften stattfanden, liegt nur 30 Kilometer vom Stadtzentrum Washingtons entfernt.
In einer Morgenandacht vor den Angestellten des adventistischen Verwaltungszentrums in Silver Spring sagte der Präsident der nordamerikanischen Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Don Schneider: "Menschen, die behaupten, dass die schrecklichen Anschläge Handeln Gottes seien, irren. Wenn adventistische Katastrophenhelfer einem Verletzten oder Traumatisierten beistehen - das ist Handeln Gottes. Wenn Menschen aller Glaubensrichtungen sich im Gebet für die Opfer, deren Familien und die Helfer vereinen - das ist Gottes Handeln. Wenn dagegen Menschen Chaos, Verwüstung und Zerstörung hervorrufen, dann ist das nicht einmal ein Handeln von Leuten, die wirklich an Gott glauben. Gott hat mit dieser Tragödie absolut nichts zu tun."
Paulsen und Schneider nahmen auch über Satellit zu den Terroranschlägen in den USA Stellung. Ihre Ansprachen konnten in aller Welt von etwa 12 000 adventistischen Gemeinden, die mit Satellitenschüsseln ausgestattet sind, empfangen werden.
Der Präsident der Adventisten in Mittel- und Südeuropa, Pastor Ulrich Frikart (Bern), sprach "von einer Katastrophe für die weltweite Zivilisation". Auch er rief zum Gebet "als Zeichen der Solidarität" auf. Ursache derart fürchterlicher Anschläge lägen allzu oft im religiösen Fanatismus und in der Unduldsamkeit gegenüber dem Glauben und der Überzeugung anderer. "Wir rufen deshalb Menschen aller Konfessionen und Religionen, politischer Überzeugungen und Nationalitäten, insbesondere aber die Christenheit dazu auf, unterschiedliche Auffassungen und Traditionen zu respektieren, anstatt sie zu bekämpfen", betonte Frikart. Jesus Christus fordere von seinen Nachfolgern ein glaubwürdiges und barmherziges Leben. Er wolle nicht, dass Menschen sich gegenseitig bekämpfen - weder durch Unterdrückung der Glaubens- und Gewissensfreiheit noch durch Gewaltmassnahmen. [140/2001]

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