Lutherisch-adventistische Gesprächsreihe spricht sich im Abschlussbericht gegen Behandlung der Siebenten-Tags-Adventisten als Sekte aus

Genf/Basel | 18.08.1998 | lwi/APD | International

Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten soll in Zukunft von \"Lutheranern und Lutheranerinnen in ihren nationalen und regionalen kirchlichen Kontexten nicht als Sekte betrachtet, sondern als Freikirche und christliche Weltgemeinschaft\" anerkannt werden. Zu dieser Empfehlung kommt der Abschlussbericht der bilateralen Gesprächsreihe. Der 17 Seiten umfassende Bericht wurde der lutherisch-adventistischen Konsultation vorgelegt, die vom 10. bis 16. Mai in Cartigny, (Schweiz) tagte.

Lutheraner und Adventisten teilen gemeinsam die Überzeugung, dass es \"aufrichtige, gläubige Christen auch in anderen Kirchen gibt.\" Deshalb empfiehlt der abschliessende Bericht ausdrücklich, \"dass diese gemeinsame Überzeugung von den Adventisten in ihren Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen konsequent bekräftigt wird\".

Beide Gesprächsseiten empfehlen zudem die gegenseitige Anerkennung der \"grundlegend christlichen Bindung\" der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft. Beide Seiten werden zudem dazu aufgefordert, in ihrer öffentlichen Darstellung und ihrer theologischen Ausbildung die Sichtweise der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft im Blick auf die Autorität der Kirche \"wahrheitsgemäss und ohne Polemik\" und ihrem Selbstverständnis entsprechend zu zeigen

Auch in Zukunft sollen \"beratende Verbindungen\" zwischen Lutheranern und Adventisten \"zum Wohle der gesamten christlichen Gemeinschaft\" aufrechterhalten werden. Als mögliche Bereiche künftiger Zusammenarbeit nennt der Abschlussbericht die Linderung menschlichen Leidens, den Einsatz für Religionsfreiheit, Pfarr- bzw. Predigerkonferenzen, gemeinsame Gebetsveranstaltungen sowie die Arbeit in den Bibelgesellschaften.

Nach Abschluss der vierjährigen Gesprächsreihe auf Weltebene soll es zu weiteren gelegentlichen bilateralen Konsultationen zwischen Lutheranern und Adventisten kommen. Als mögliches Thema nennt der Abschlussbericht die theologische Grundlegung und die spirituelle Dimension des biblischen Ruhetagsgebotes und des Gottesdienstes mit besonderer Berücksichtigung der \"modernen Gesellschaft\".

Die lutherisch-adventistische Gesprächsreihe begann vor vier Jahren im November 1994 in Darmstadt. Es handelte sich damals um die erste internationale Konsultation zwischen Vertretern und Vertreterinnen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) und dem Lutherischen Weltbund (LWB). Ziele des ersten Zusammentreffens waren unter anderem eine bessere gegenseitige Verständigung, der Abbau falscher Klischeevorstellungen sowie die Erforschung der jeweiligen Glaubensgrundlagen. In dem vier Jahre langen Gesprächsverlauf ging es um Rechtfertigung durch Glauben, Gesetz, Gesetz und Evangelium, Ekklesiologie und das Verständnis der Autorität der Kirche sowie um Fragen der Eschatologie.

Die vierte, die Gesprächsreihe abschliessende Sitzung in Cartigny fand unter dem gemeinsamen Vorsitz von dem adventistischen Vertreter, Bert B. Beach (USA), und dem lutherischen Vertreter, dem Osloer Dekan Ole Chr. Kvarme, statt. Einer der Höhepunkte der diesjährigen Konsultation war der Besuch von Pastor Robert S. Folkenberg, Präsident der Generalkonferenz (der Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, mit Sitz in Silver Spring (Maryland/USA), und von Pastor Ishmael Noko, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB).

Der Abschlussbericht sowie die Konsultationsbeiträge sollen veröffentlicht werden.

Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten hat mehr als zehn Millionen erwachsene Mitglieder in 204 Ländern. Der LWB zählt 124 Mitgliedskirchen mit rund 57 Millionen Mitgliedern weltweit.


Die Tagungsorte und -daten der bilateralen Konsultationen LWB/STA

Darmstadt (Deutschland): 1. bis 5. November 1994
Toronto (Kanada): 17. bis 21. Juni 1996
Jongny (Schweiz): 1. bis 6. Juni 1997
Cartigny (Schweiz): 10. bis 16. Mai 1998
Silver Spring (Maryland/USA): Ende Oktober 1997 (Redaktionssitzung Abschlussbericht)

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