Mazedonischer Präsident Boris Trajkovski tödlich verunglückt

Zürich | 27.02.2004 | APD | International

Der mazedonische Staatspräsident Boris Trajkovski ist am 26. Februar bei einem Flugzeugabsturz im Süden Bosniens ums Leben gekommen. Er galt als politischer Hoffnungsträger seines Landes.

Der verunfallte mazedonische Staatspräsident Boris Trajkovski hinterlässt in seiner Heimat eine grosse politische Lücke. Darin waren sich europäische Diplomaten in Skopje schon wenige Stunden nach dem Unglück einig. Denn das westlich orientierte Staatsoberhaupt galt als Garant des Ausgleichs zwischen der mazedonischen Mehrheit im Lande und der albanischen Minderheit.

Dabei hatte sich der stets geschliffen auftretende 47-Jährige selbst innerhalb kürzester Zeit vom glühenden mazedonischen Nationalisten zum Vermittler der Friedensgespräche zwischen Mazedoniern und Albanern nach den blutigen Unruhen im Sommer 2001 gewandelt. Er hat nicht nur das Friedensabkommen von Ohrid mit gestaltet, sondern auch die Europäische Union (EU) um militärischen Beistand gebeten.

Wer den politischen Versöhnungsweg von Trajkovski fortsetzen kann, ist nicht abzusehen. Der zuletzt beruhigte Nationalitätenkonflikt im Lande birgt noch jede Menge Sprengstoff. Denn die riesigen wirtschaftlichen Probleme des Landes könnten sich schnell wieder in landesweiten Ausschreitungen entladen. Grosse Teile der Wirtschaft liegen am Boden, die Arbeitslosenquote erreicht 35 Prozent, Auslandsschulden und ein ständiges Defizit in der Leistungsbilanz sorgen für eine unsichere ökonomische Zukunft.
Boris Trajkovski galt als politischer Hoffnungsträger des erst 1991 selbstständig gewordenen Mazedonien.

Der Jurist hatte nach dem Studium in Skopje seine berufliche Karriere als Leiter der Rechtsabteilung des mazedonischen Bauunternehmens Sloboda begonnen. Seine politische Arbeit startete er 1998 als stellvertretender Aussenminister. Als Staatspräsident hat er versucht, sein kleines Land aus der politischen Isolation in Richtung Europa zu führen. Durch mehrere Studienaufenthalte in den USA hatte er ein besonderes Verhältnis zu Amerika entwickelt.

Die Europäische Union sah in dem Vater von zwei Kindern einen Vermittler zwischen der mazedonischen Mehrheit und der albanischen Minderheit, die bis zu einem Drittel der rund zwei Millionen Einwohner stellt. (Redaktion: Thomas Brey, Skopje, für das Bieler Tagblatt, Biel-Bienne)


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Erklärung der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK)

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Zum Tod von Boris Trajkovski: Makedonien verliert einen Mann des Ausgleichs und der Versöhnung

von Bischof Heinrich Bolleter (Zürich) und Superintendent Wilhelm Nausner (Wien)

Völlig unerwartet hat uns heute die Nachricht erreicht, dass das Flugzeug, das den Präsidenten von Makedonien zur Internationalen Geberkonferenz nach Mostar bringen sollte, in Bosnien abgestürzt ist. Boris Trajkovski, Staatspräsident der Republik Makedonien, ist tot.

Der Jurist Boris Trajkovski (47), verheiratet, zwei Kinder, arbeitete mehrere Jahre als Berater des Buergermeisters von Skopje. 1993 wurde er Vize-Aussenminister der Republik Makedonien. Während des Kosovo-Krieges war er für hunderttausende — vorwiegend albanische — Flüchtlinge, die nach Makedonien flohen, verantwortlich. 1999 wurde er zum Präsidenten der Republik Makedonien gewählt und am 15. Dezember 1999 in sein Amt eingesetzt. 2001 stand die Republik aufgrund der Spannungen zwischen der makedonischen und der albanischen Bevölkerung des Landes am Rande eines Bürgerkrieges. Präsident Trajkovski erwies sich in dieser Zeit als ein Mann des Ausgleichs und des Friedens und trug so zur Befriedung bei. Der Weltrat Methodistischer Kirchen verlieh ihm deswegen 2002 seinen Friedenspreis. Anfang dieses Jahres wurde er von Patriarch Pavle in Belgrad und vom Ökumenischen Patriarchen in Istanbul um Vermittlung im Konflikt zwischen der Serbisch-orthodoxen Kirche und der Regierung der Republik Makedonien gebeten.

Boris Trajkovski stammt aus einer methodistischen Familie. Er war von Jugend auf aktiv in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Makedonien. Von 1978 bis 1988 war er Vorsitzender der Kommission für Kinder- und Jugendarbeit. 1989 wurde er in den Kirchenvorstand der Evangelisch-methodistischen Kirche im damaligen Jugoslawien gewählt. 1994 wurde er Präsident des Kirchenvorstandes der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Republik Makedonien. 2003 wurde er in diesem Amt wiedergewählt.

Präsident Trajkovski war ein überzeugter und bekennender Christ. Auch in der Ausübung seines hohen Amtes bekannte er sich öffentlich zu Christus und zur Evangelisch-methodistischen Kirche. Er besuchte regelmässig den Gottesdienst. Wenn er Besuche im Ausland machte, ging er auch dort zum Gottesdienst — wenn möglich in eine methodistische Gemeinde. Wir sind Gott für dieses Zeugnis dankbar.

Wir trauern um Boris Trajkovski. Unsere Anteilnahme und unsere Fürbitte gilt in besonderer Weise seiner Frau Vilma und seinen Kindern. Darüber hinaus bitten wir aber auch für die Evangelisch-methodistische Kirche in Makedonien und für das ganze Land. Möge Gott es schenken, dass andere das Werk des Friedens und der Versöhnung, für das sich Boris Trajkovski eingesetzt hat, fortführen

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