Zahl der Aids-Waisen steigt auf 15 Millionen weltweit

Bangkok, Thailand | 14.07.2004 | epd/APD | Gesundheit & Ethik

Die Zahl der Aids-Waisen ist in den vergangenen Jahren auf 15 Millionen Kinder drastisch angestiegen, berichtet der Evangelische Pressedienst (epd) von der der Welt-Aids-Konferenz aus Bangkok Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF verloren allein seit 2001 rund 3,5 Millionen Kinder einen oder beide Elternteile durch die Seuche. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" forderte auf der Konferenz die Pharmaindustrie auf, geeignete Medikamente für HIV-infizierte Kinder zu entwickeln.

Im südlichen Afrika leben nach UNICEF-Angaben 12,3 Millionen der Aids-Waisen. Im Jahr 2010 wird es voraussichtlich 18,4 Millionen Jungen und Mädchen geben, deren Eltern an der Immunschwäche gestorben sein werden.
Eine ähnliche Situation wie im südlichen Afrika droht in einigen Jahren auch in Asien. Der Anstieg der Zahl der Aids-Waisen sei eine Bedrohung für die wirtschaftliche und politische Entwicklung, sagte UNICEF-Chefin Carol Bellamy. "Diese Kinder leben häufig auf der Straße, gehen nicht in die Schule und haben keine Zukunft", sagte sie. In vielen Entwicklungsländern werde es daher in Zukunft an qualifizierten Arbeitskräften fehlen.

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" warf den Pharmakonzernen vor, bislang keine geeigneten Medikamente für Aids-kranke Kinder entwickelt zu haben. "Die Firmen haben einfach kein Interesse daran, weil es dafür in reichen Ländern keinen Markt gibt", sagte David Wilson, Aids-Experte der Organisation. Anders als für Erwachsene gebe es für Kinder noch keine Tabletten, die alle nötigen Wirkstoffe auf einmal enthielten. In abgelegenen Regionen fehlten aber Ärzte, um die komplizierte Kombinationstherapie richtig zu dosieren, sagte Wilson.

Wissenschaftler aus sechs europäischen Staaten und aus Südafrika wollen gemeinsam einen neuartigen Aids-Impfstoff entwickeln. Es handele sich um ein Kombinationspräparat, das sowohl vorbeugend als auch therapeutisch wirken soll, teilte die Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig mit, die an dem Projekt beteiligt ist.

Die frühere UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, unterstrich auf der Welt-Aids-Konferenz in Bangkok die Rolle von Glaubensgemeinschaften im Kampf gegen die Immunschwäche. Hochrangige Repräsentanten von Religionen hätten großen Einfluss in Entwicklungsländern und könnten glaubwürdig über die Epidemie informieren, sagte die frühere irische Staatspräsidentin. Religiöse Organisationen dürften Kondomen nicht ablehnen, weil sie der wirksamste Schutz gegen die Immunschwäche seien, fügte sie hinzu.

Der US-amerikanische Filmstar Richard Gere kündigte eine Fernsehkampagne gegen Aids in Indien an. Dort leben nach Schätzungen etwa 5,1 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, mehr als in irgendeinem anderen Land der Welt. Mit Unterstützung der Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates hat Gere Fernsehspots produziert, in denen indische Prominente für Kondome werben.

Weltweit sind 38 Millionen Menschen mit Aids infiziert. Die meisten davon leben in Entwicklungsländern. Allein im vergangenen Jahr steckten sich fünf Millionen Menschen mit dem HI-Virus an, mehr als jemals zuvor. An der bis 16. Juli Welt-Aids-Konferenz nehmen rund 17.000 Wissenschaftler, Ärzte sowie Vertreter von Religionsgemeinschaften, Hilfsorganisationen und Regierungen teil.

(C) Evangelischer Pressedienst (epd), Frankfurt am Main 2004.

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