Abschied von Pastor Arno Kuhn

Gedenkgottesdienst für erschossenen Pastor: "Selig sind, die Zivilcourage üben"

Hamburg, Deutschland | 31.08.2004 | APD | International

Unter dem Leitgedanken "Selig sind, die Zivilcourage üben" führte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Hamburg (ACKH) am 30. August in der Hauptkirche St. Petri einen Gedenkgottesdienst durch, in dem Hunderte Hamburger unterschiedlicher Konfessionen von dem adventistischen Pastor Arno Kuhn Abschied nahmen, der in Lübeck von einem betrunkenen Autofahrer erschossen wurde. Bischöfin Maria Jepsen wandte sich in ihrer Ansprache an die Witwe des Ermordeten, Carola Kuhn, und betonte, sie zeige, wozu der christliche Glaube auch im Leid befähigen könne: "Jesus, unser Vorbild, will uns stärken, damit wir nicht in Hass oder Resignation verfallen." Arno Kuhn sei in Gott geborgen. Nichts könne uns von der Liebe Gottes trennen.

Joachim Lang, Pastor der adventistischen Gemeinde Hamburg-Barmbek, in welcher der Verstorbene vielfältig mitgearbeitet hatte, schilderte Arno Kuhn als einen eher zurückhaltenden Menschen. Dennoch sei er seiner christlichen Überzeugung treu geblieben, "und das kostete ihn das Leben". Er selbst hätte sich nicht als Held angesehen. "Er tat, was er immer tat, nämlich sich für andere einzusetzen." Seine Beziehung zu Gott habe es gar nicht zugelassen, anders zu handeln. Als am 12. August ein Autofahrer in Lübeck zwei Kinder von der Fahrbahn drängte, so dass sie stürzten, habe Arno Kuhn ihn auf seine Rücksichtslosigkeit ansprechen und an sein Verantwortungsgefühl appellieren wollen. Wer den Verstorbenen kannte, wisse, dass er nicht unfreundlich mit dem Autofahrer geredet habe. Doch dieser zog eine Pistole und erschoss Kuhn. "Er starb in der Gewissheit, mit Gott im Reinen zu sein."

Der Vorsitzende der ACKH, Superintendent Karsten W. Mohr, schilderte den Ermordeten als "einen, der nicht wegsieht, sondern beherzt und besonnen eingreift". Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke erinnerte an das Bibelwort: "Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“ (Matthäus 5,4). Der Tod habe nicht das letzte Wort. Da Jesus von den Toten auferstanden sei, gebe es auch für Trauernde eine Hoffnung "auf eine Zukunft, die hell ist". Hauptpastor Christoph Störmer rief dazu auf, wie Arno Kuhn Zivilcourage zu zeigen. Es gelte von Verzagtheit und Furcht frei zu werden und stattdessen Kraft, Liebe und Besonnenheit zu zeigen. Gebete im Gottesdienst sprachen Achim Strehlke, Pastor in Hamburg-Lemsahl, dem Wohnort des Verstorbenen, Pfarrer Aziz Aslan (Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien), Erzpriester Dr. Ambrosius Backhaus (Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland), Ralf Otto (Alt-katholische Kirche), Gerda Brouer (Mennonitengemeinde) und ein Vertreter der Indonesischen Christlichen Gemeinschaft. Nach Bischöfin Maria Jepsen habe der Gottesdienst deutlich gemacht, dass Christen "einander in Freud‘ und Leid brauchen". Auch die Muslime der Stadt hätten sich verbunden gefühlt, denn Arno Kuhn habe sich für Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt.

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