Peru: Bibelgesellschaft will die Verbreitung des Evangelium in den Anden verstärken

Lima, Peru | 21.09.2004 | APD | Bibel

"Früher halfen mir Coca-Blätter und Alkohol, meine schwere Arbeit zu ertragen", sagt Gaytano Pillihuaman. "Heute gibt Gott mir die Kraft, die ich brauche." Der einfache Bauer aus dem südperuanischen Dorf Totora wurde vor elf Jahren Christ, nachdem ihm sein Onkel aus der Bibel vorgelesen hatte. Gottes Wort berührte Pillihuamans Herz und weckte in ihm das Verlangen, selbst lesen zu können – der damals 64-Jährige war Analphabet, wie etwa jeder Zehnte in Peru. Mit der Bibel in seiner Muttersprache Ketschua und der Unterstützung des Pastors seiner Gemeinde fing er an, mühevoll Buchstabe für Buchstabe zu entziffern. Allmählich erschloss sich ihm so die ganze Heilige Schrift.

Dass Kinder und Erwachsene mit Gottes Wort lesen lernen, ist in Peru keine Seltenheit: In vielen einheimischen Sprachen existieren ausser Bibelübersetzungen keine anderen Bücher. Das Christentum wurde im 16. Jahrhundert von den spanischen Eroberern ins Land gebracht. Die meisten Gläubigen gehören der römisch-katholischen Kirche an, es gibt aber auch eine wachsende Zahl von protestantischen Gemeinden. Indios machen fast die Hälfte der rund 26,7 Millionen Einwohner des Andenstaats aus. Neben der Amtssprache Spanisch sind etwa 80 bis 90 Indio-Sprachen und -Dialekte in Gebrauch. Am weitesten verbreitet ist Ketschua, das von 40 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird.

Die erste vollständige Übersetzung der Bibel auf Ketschua liegt seit 1987 vor. Mehr als 50 weitere Sprachgruppen haben Zugang zur Bibel oder zumindest zu Teilen daraus – ein Umstand, der vor allem dem unermüdlichen Einsatz der 1964 gegründeten Peruanischen Bibelgesellschaft zu verdanken ist. "Die Bibel ist wichtig für unser tägliches Leben", betont Generalsekretär Pedro Arana Quiroz. "In ihr offenbart sich Gott. Sein Wort ist eine Quelle der Ermutigung und Hilfe – für den Einzelnen, aber auch für die ganze Gesellschaft." Seit 1987 können diese Ketschua-Indios die Bibel in ihrer Muttersprache lesen

Quiroz fügt hinzu: "Das grösste Problem in unserem Land ist die Armut. Und die Armut hat viele Aspekte: soziale, wirtschaftliche, rechtliche und moralische. Als Christen müssen wir darauf mit biblischen Werten antworten." Etwa die Hälfte der Bevölkerung Perus lebe am Existenzminimum. Der Besitz einer Bibel – Hoffung und Licht in ihrem harten Dasein – sei ein Wunsch, den sich viele Menschen selbst nicht erfüllen können. Hier trete die Bibelgesellschaft in Aktion, indem sie alljährlich Tausende von kostenlosen Bibeln und Neuen Testamenten sowie Millionen sonstiger biblischer Schriften an Bedürftige und Ausgegrenzte verteile.

Auch darüber hinaus beweise die nationale Bibelgesellschaft ganz konkrete Nächstenliebe. Ein zentraler Grundsatz ihrer Arbeit sei es, geistliche und materielle Hilfe miteinander zu verbinden: So versorge sie im Rahmen des Projekts "Pan de Vida" (Brot des Lebens) Hunderte von Strassenkindern nicht nur mit biblischen Schriften, sondern auch mit einer täglichen Mahlzeit. An Strafgefangene würden Bibeln zusammen mit Lebensmitteln ausgehändigt. Mehr als 300 Kranke erhielten im vergangenen Jahr durch die Bibelgesellschaft kostenfreie ärztliche Behandlung und Medikamente.

Aufgrund der unvorstellbaren Armut im eigenen Lande lasse sich all dies nur durch Spenden finanzieren, so Pedro Arana Quiroz. Die Peruanische Bibelgesellschaft sei insbesondere für die geplante Verteilung von 50.000 Bibelteilen ( z.B. Evangelien, Psalmen), 80.000 biblischen Leselernheften, 7 Millionen Schriften mit ausgewählten Bibeltexten und 800.000 biblischen Auswahlschriften in einfacher Sprache auf die Solidarität der Bibelgesellschaften in aller Welt angewiesen.

Um die Übersetzung, Herstellung und Verbreitung der Heiligen Schrift in ärmeren Länder effektiv fördern zu können, wurde von der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG), mit Sitz in Stuttgart, die "Aktion Weltbibelhilfe" ins Leben gerufen. Sie sammelte im Jahr 2003 insgesamt 5,6 Millionen Euro an Spendengeldern. Jetzt hat die DBG auch das Vorhaben der peruanischen Bibelgesellschaft für die Anden-Region in ihre Projekt-Liste aufgenommen. Über die einzelnen Projekte der "Aktion Weltbibelhilfe" informiert die Web Site http://www.dbg.de/channel.php?channel=14

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