Seebeben beherrschendes Thema in Kirche und Staat

Basel | 03.01.2005 | APD/epd.ö | Religion + Staat

Das Seebeben im Indischen Ozean, das nach UN-Angaben wahrscheinlich über 165.000 Tote gefordert hat, ist zum beherrschenden Thema der Gottesdienste und Ansprachen von Vertretern von Kirche und Staat geworden. Fast überall wurde gespendet und gebetet.

Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler sagte, er wisse, dass viele für die Opfer beten. "Das tue ich auch", fügte er hinzu. Der Schweizer Bundespräsident Samuel Schmid hat in seiner Neujahrsansprache der Schweizer Bevölkerung für ihre Solidarität mit den Opfern des Seebebens in Asien gedankt. Er rief dazu auf, in diesen Stunden einen Augenblick innezuhalten, um in Gedanken bei den Betroffenen des Unglücks zu sein.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber (Berlin), predigte im ZDF-Gottesdienst am 2. Januar. Im Blick auf die weltweite Hilfsbereitschaft sagte er, die Globalisierung erschöpfe sich nicht in wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Vielmehr bringe sie auch fremdes Leid nahe und mache es zum eigenen. "Global denken kann nur, wer auch bereit ist, global zu fühlen."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, rief zu "riesiger weltweiter Solidarität" auf. Er forderte im Deutschlandfunk eine soziale Globalisierung. "Wenn das die Nebenfrucht der Katastrophe wäre, dann könnte man hoffen, dass auch in der Menschheit ein neues Denken beginnen könnte."

Auch der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky rief zu Gebeten und Spenden für die Opfer auf und warnte vor Schicksalsergebenheit: "Wir haben auf schreckliche Weise erfahren müssen, wie unsicher nicht nur der Einzelne ist, sondern wie Hunderttausende plötzlich in Lebensgefahr kommen können. Dennoch dürfen wir uns keinem blinden Schicksal ergeben."

Bei einem Gottesdienst für die Opfer und Leidtragenden der Flutkatastrophe in Südasien hatte Weihbischof Ludwig Schwarz am 30. Dezember im Wiener Stephansdom die "tiefe Betroffenheit" über Trauer und Leid so vieler Menschen, die "Opfer einer unvorstellbaren Flutkatastrophe geworden" zum Ausdruck gebracht. An dem Gottesdienst im Stephansdom nahmen auch der österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, Innenministerin Liese Prokop, Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, Aussenministerin Ursula Plassnik, Sozialminister Herbert Haupt und Justizministerin Karin Miklautsch teil.

Mit dem Appell "Der Flut der Zerstörung im Indischen Ozean muss jetzt eine Welle der Hilfsbereitschaft folgen" wandte sich der österreichische Caritaspräsident Franz Küberl angesichts der grössten jemals zu bewältigenden Naturkatastrophe an die österreichische Bevölkerung..

Der Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in Mittel-, Süd- und Westeuropa, Pastor Ulrich Frikart (Bern), hat den Opfern der Flut in Südasien sein Mitgefühl ausgesprochen und zu Spenden für die Katastrophengebiete aufgerufen. Es sei die höchste Pflicht von Christen, angesichts solcher Katastrophen mit den leidgeprüften Menschen solidarisch zu sein. Frikart dankte den Mitarbeitern der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA, "dass sie unverzüglich die notwendigen Massnahmen eingeleitet haben, um der Bevölkerung des Katastrophengebietes zu helfen". Auch der Vorsitzende der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, Pastor Klaus van Treeck (Hannover) äusserte: "Wir beklagen fassungslos die Opfer der Katastrophe und sprechen den Opfern, Hinterbliebenen und Angehörigen unser tiefes Mitgefühl aus. Wir beten zu Gott, dass er Gnade schenkt."

Der Weltkirchenrat (ÖRK) hat die dringende Notwendigkeit "unmittelbarer humanitärer Hilfe", aber auch "psychologischer und spiritueller Begleitung" für mehr als fünf Millionen Obdachlose in den vom Tsunami am 26. Dezember betroffenen Uferstaaten des Indischen Ozeans betont. Der armenisch-apostolische Katholikos von Kilikien, Aram I., betonte als Moderator des Weltkirchenrats in einem gemeinsamen Pastoralschreiben mit ÖRK-Generalsekretär Samuel Kobia, eine Lehre aus dem Tsunami bestehe darin, dass die internationale Gemeinschaft und die Religionsgemeinschaften "in einem Geist" zusammenstehen und die Fähigkeit entwickeln müssen, solche Katastrophen gemeinsam zu bewältigen.

Sowohl Kobia als auch der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Ishmael Noko, hatten in den letzten Tagen in getrennten Erklärungen betont, die Katastrophe im Indischen Ozean sei eine Warnung im Hinblick auf die Gefahren des Klimawechsels. Kobia appellierte an jene Staaten, die das Kyoto-Protokoll gegen die Abgasbelastung noch nicht unterzeichnet haben, dies ehebaldigst zu tun.

(Mit Beiträgen vom APD Schweiz und epd-ö)

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