UN befürchten zunehmende Kindersterblichkeit in Katastrophenregion

New York/Banda Aceh | 07.01.2005 | Associated Press AP | International

Die Vereinten Nationen befürchten nach der Flutkatastrophe in Südasien eine zunehmende Kindersterblichkeit in den betroffenen Gebieten. Es gebe bereits erste Anzeichen für eine erhöhte Todesrate unter Kindern, sagte der UN-Beauftragte für humanitäre Einsätze, Jan Egeland in New York. Er verwies dabei auf die Zunahme von Durchfallerkrankungen wegen mangelnder Hygiene.

Man müsse wenigstens ein paar Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen versorgen, sagte Egeland. Dies sei ein Wettlauf gegen die Uhr.

Von der Naturkatastrophe am schlimmsten betroffen ist nach den Worten Egelands die Westküste der indonesischen Insel Sumatra. Dieses Gebiet sei trotz der allgemeinen Fortschritte bei der Katastrophenhilfe in Asien noch immer von jeder Unterstützung abgeschnitten. Er wisse nicht einmal, ob dort Zehntausende oder Hunderttausende von Überlebenden ausharrten und wie viele Menschen ums Leben gekommen seien, sagte der UN-Beauftragte. Möglicherweise würden in dem Gebiet noch Zehntausende von Toten gefunden werden.

Es sei mittlerweile klar, dass die Westküste der indonesischen Insel noch stärker überschwemmt worden sei als die Stadt Banda Aceh im Norden von Sumatra, sagte Egeland weiter. Viele Dörfer dort seien spurlos verschwunden.

Der Flughafen in Banda Aceh wurde am Dienstag vorübergehend für Hilfsflüge gesperrt worden, nachdem ein Transportflugzeug von der Landebahn abgekommen war. Nach offiziellen Angaben stiess die Boeing 737 nach der Landung gegen 01.00 Uhr nachts mit einer Kuhherde zusammen und rutschte von der Piste. Die Maschine hatte Kommunikationsausrüstung geladen. Bei dem Zwischenfall wurde offenbar keiner der vierköpfigen Besatzung verletzt.

Ein Mitarbeiter des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge (UNHCR) ist am Montag im Osten Sri Lankas zu einem Dorf vorgedrungen, das seit der Flutkatastrophe vom 26. Dezember total von der Aussenwelt abgeschnitten ist. Die 4.000 Menschen in dem Ort Kayathrikira nahe der Stadt Ampara haben kein Obdach, kein sauberes Trinkwasser und keine geregelte Versorgung mit Nahrungsmitteln, wie UNHCR mitteilte. Es hiess, am Dienstag solle mit der Versorgung der Bewohner begonnen werden, von denen rund 1.500 Kinder sind.

Die offizielle Zahl der Toten in den elf von der Flutwelle betroffenen Ländern überschritt am Freitag die Marke von 165.000 an. Die Zahl dürfte sich aber noch weiter erhöhen.
UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte unterdessen, es sei zu befürchten, dass nicht alle internationalen Hilfszusagen erfüllt würden. Auch wenn zahlreiche Regierungen insgesamt bereits über zwei Milliarden Dollar versprachen, werde die tatsächliche Summe vermutlich geringer ausfallen, sagte Annan in einer Pressekonferenz. Das zeige die Erfahrung.

Egeland äusserte die Hoffnung, dass private Spender aus aller Welt letztlich genauso viel oder sogar mehr Geld aufbringen würden als die Geberstaaten und internationalen Organisationen. In den USA, deren Regierung 350 Millionen Dollar zugesagt hat, sei dies bereits jetzt der Fall.

Bei der Sat.1.-Spendengala unter dem Motto "Deutschland hilft" sind am Montagabend (3.1.) mehr als zehn Millionen Euro Spenden für die Opfer des Seebebens in Asien zusammen gekommen. An den Telefonen sassen frühere Spitzensportler wie Henry Maske, Oliver Bierhoff, der Schauspieler Till Schweiger, die Rockband Scorpions sowie Spitzenpolitiker wie die Bundesminister Wolfgang Clement, Heidemarie Wieczorek-Zeul (beide SPD), Jürgen Rüttgers und FDP-Chef Guido Westerwelle. Eine der grössten Einzelspenden in Höhe von einer Million Euro kam vom Essener Energiekonzern E-ON.

Die Schauspielerin Sandra Bullock hat dem Amerikanischen Roten Kreuz eine Million Dollar (740.000 Euro) für die Geschädigten der Flutkatastrophe in Asien gespendet. Das teilte das Rote Kreuz am 3. Januar mit. Bullock hatte bereits nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 dieselbe Summe gespendet. "In dieser kritischen Zeit bin ich dankbar, dass Sandra Bullock erneut ihre Führungsstärke, ihr Mitgefühl und ihren Glauben an unsere globale humanitäre Mission demonstriert hat", sagte die Präsidenten den Amerikanischen Roten Kreuzes, Marsha Evans. Sie bezeichnete die Schauspielerin als ein Beispiel für persönliche Grosszügigkeit.

Die früheren US-Präsidenten Bill Clinton und George Bush wollen in Amerika gemeinsam um Spenden für die Opfer der Katastrophe werben. Dies kündigte Präsident George W. Bush in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den beiden in Washington an.

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