Chagall-Ausstellung "Mythen der Bibel" in der Wiener Albertina auf Erfolgskurs

Wien/Österreich | 17.01.2005 | APD | Veranstaltungshinweise

Die aktuelle Ausstellung "Marc Chagall - Die Mythen der Bibel" in der Wiener Albertina ist auf Erfolgskurs: Nach nur einem Monat konnten bereits über 100'000 Besucher gezählt werden. Die biblischen Bildmotive Chagalls sind noch bis zum 28. März 2005 in Wien zu sehen.

Mehr als 150 Gemälde, Pastelle, Gouachen, Radierungen und Lithografien aus dem "Musée National Message Biblique Marc Chagall" in Nizza (Frankreich), aus Privatbesitz und den Beständen der Albertina geben Einblick in Chagalls fantasievolle, verzaubernde Interpreta­tion der Heiligen Schrift. Dank dem Umstand, dass das Chagall-Museum in Nizza derzeit wegen Renovierung geschlossen sei, und die Albertina sehr gute Beziehungen zum dortigen Museumsdirektor Jean-Michel Foray pflege, sei es überhaupt möglich, die Bibelzyklen Chagalls erstmals ausserhalb des Museums von Nizza zu sehen, betonte der Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder gegenüber der Presse.

Den Höhepunkt der Kunstausstellung bilden 16 monumentale Gemälde aus dem zwischen 1955 und 1966 entstandenen, ursprünglich für die aufgelassene Kalvarienkapelle von Vence (Frankreich) konzipierten Zyklus "Biblische Botschaft". Chagall schenkte diesen Gemälde-Zyklus der Stadt Nizza, die dafür 1973 ein eigenes Museum errichtete. Vom Sündenfall über den Empfang des göttlichen Gesetzes (Zehn Gebote) bis zur Wiederherstellung des Paradieses handelt der Zyklus. In einem grossen Bogen malt Chagall die grossen Erzählungen von Liebe, Zerwürfnis und Versöhnung, von Bestrafung und Rettung der Menschheit. Dargestellt sind vor allem die grossen Ereignisse der Bibel, die Chagall aus den Büchern Moses auswählte: Die Erschaffung des Menschen; Das Paradies; Die Vertreibung, Die Opferung Isaaks; Moses und der brennende Dornbusch und Moses empfängt die Gesetzestafeln.

Einen Sonderstatus in der Ausstellung nehmen fünf in purpurrotem Grundton gehaltene Bilder zum alttestamentlichen Hohelied ein. Diese König Salomo zugeschriebene Sammlung von Liebesgedichten setzte Chagall in grosser poetischer Freiheit um.

Die biblischen Erzählungen von Chagall zählen zu den Meisterwerken seiner Kunst. Für ihn war die Poesie der Bibel immer schon Quelle der Inspiration. Marc Chagall wurde 1887 als Kind einer armen jüdischen Familie in Witebsk (Weissrussland) geboren. Er etablierte sich mit seinen Werken als einer der bedeutendsten Wegbereiter der Moderne.

Chagalls lebenslange Auseinandersetzung mit dem Alten Testament begann 1930 mit einem Auftrag des Verlegers Ambroise Vollard, die Bibel zu illustrieren. Die Auswahl der Bildmotive ist dabei von der chassidischen Idee der direkten Beziehung Gottes zum Menschen geprägt. Chagall entwickelte eine ganz eigene, unverwechselbare Bild- und Formensprache bei der künstlerischen Interpretation der Bibel. Für Chagall ist die Auseinandersetzung mit der Bibel nie blosser Kommentar des Textes, sondern immer auch eine Auseinandersetzung mit seiner jüdischen Identität und der Welt seiner Jugend.

"Die Bibel hat mich von Kindheit an fasziniert", sagte der 1985 verstorbene Künstler anlässlich der Eröffnung des Chagall-Bibel-Museums 1973 in Nizza: "Sie scheint mir noch immer die bedeutendste Quelle der Dichtung aller Zeiten zu sein. Seither suche ich im Leben wie in der Kunst nach ihrem Widerschein. Die Bibel ist wie ein Echo der Natur, und dieses Geheimnis bemühe ich mich zu vermitteln ".

Die in der Schweiz wohnhafte Chagall-Enkelin Meret Meyer Graber zeigte sich bei der Eröffnung "beglückt" über die Wiener Präsentation, durch welche die Modernität der Chagall- Bilder und deren Zusammenspiel von Farbe, Musik und Motiv erst richtig zum Tragen komme. Dadurch, dass der Bibelzyklus in der Wiener Albertina nicht wie in Nizza in einem Andachts-Raum präsentiert werde, trete ihre religiöse Thematik etwas in den Hintergrund, zu Gunsten seines politisch-sozialkritischen Gehalts und seiner Verbindung zum jüdischen Theater, für das Chagall ebenfalls gearbeitet hatte. "Die Bilder leuchten hier in Wien stärker aus sich heraus als im mediterranen Lichterbad von Nizza", urteilte Meret Meyer Graber.

Die Ausstellung "Marc Chagall. Die Mythen der Bibel" ist bis 28. März 2005 in der Albertina in Wien täglich von 10 bis 18 Uhr und mittwochs bis 21 Uhr zu sehen. Weitere Informationen im Internet unter: http://www.albertina.at

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