Adventistischer US-Soldat wegen Kriegsdienstverweigerung verurteilt

Camp Lejeune, North Carolina/USA | 28.01.2005 | APD | Religionsfreiheit

APD Das Militärgericht des Marinekorps hat im US-Stützpunkt Camp Lejeune, North Carolina/USA, einen adventistischen Marineinfanteristen, der nach Unterzeichnung eines zweijährigen Wiederanwerbungsvertrages den Waffendienst verweigerte, zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Unteroffizier Joel David Klimkewicz (24) ist mit einer Japanerin verheiratet und hat eine dreijährige Tochter. Das Gericht degradierte ihn zum Gefreiten und verfügte, dass er nach der Haft unehrenhaft aus dem Marinekorps entlassen werden soll.

Klimkewicz war von 1999 bis 2002 Marineinfanterist und verpflichtete sich anschliessend für weitere zwei Jahre. Während dieser Zeit besuchte er an Bord eines Kriegsschiffes die Bibelstunden eines Militärgeistlichen der Siebenten-Tags-Adventisten und schloss sich im Sommer 2003 der Freikirche an. Erst dann sei ihm bewusst geworden, dass er als Christ keine Waffe in die Hand nehmen könne. Daraufhin habe er seinen Vorgesetzten mitgeteilt, dass er ohne Waffe in der Armee dienen wolle. Er habe sich zweimal vergeblich zu einem Einsatz im Irak gemeldet, um dort freiwillig Landminen zu räumen; ein Dienst, bei dem er kein Gewehr hätte tragen müssen. Doch die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen sei ihm am 3. März 2004 verweigert worden. Der Kommandeur des zweiten Pionierbatailions der zweiten US-Marinedivision, Major Kirk Cordova, habe ihm am 12. Mai 2004 zur Vorbereitung auf einen Irakeinsatz die Teilnahme an einer Waffenausbildung befohlen. Nach zweimaliger Befehlsverweigerung sei er abgeführt und am 14. Dezemb¬er 2004 vor das Militärgericht gestellt worden.

"In den 36 Jahren meines Dienstes habe ich ein solch hartes Urteil in einem derartigen Fall nicht erlebt", sagte der Direktor des Adventist Chaplaincy Ministries der adventistischen Generalkonferenz (Weltkirchenleitung), Pastor Richard O. Stenbakken (Silver Spring, Maryland/USA). Dass Klimkewicz nach seiner Bekehrung seinen Glauben ernst nehme, hätten seine Kameraden und Vorgesetzten bestätigt, denen an ihm deutliche positive Veränderungen in seinem Benehmen und Verhalten aufgefallen seien. Der Soldat gehöre nicht ins Gefängnis, sondern zu seiner Frau Tomomi und seiner Tochter, damit er für sie sorgen könne, meinte Stenbakken. Die Japanerin habe lediglich eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung für die USA und beherrsche die englische Sprache nur eingeschränkt. Ihr Mann könne sie finanziell nicht unterstützen, da er aufgrund des Urteils keinen Sold mehr erhalte. Gegenwärtig kümmerten sich Mitglieder der adventistischen Gemeinde in Jacksonville/North Carolina, der auch der Verurteilte angehöre, um Tomomi und deren Tochter.

Rechtsanwalt Mitchell A. Tyner, stellvertretender Leiter des Rechtsberatungsbüros der Weltkirchenleitung und Prozessbeobachter, bezeichnete die Gefängnisstrafe als "äusserst" ungewöhnlich. Mit dem Urteil wolle das Marinekorps anscheinend deutlich machen, dass kein Soldat sich durch Kriegsdienstverweigerung einfach einem Irakeinsatz entziehen könne. "In seinem Eifer, andere davon abzuhalten, ebenfalls die Waffen niederzulegen, hat das Militär diesen Soldaten völlig missverstanden, so dass es zu einem schweren Fehlurteil kam."

Pastor Stenbakken und Rechtsanwalt Tyner haben in einer Eingabe an den kommandierenden General der zweiten US-Marinedivision appelliert, die Haftstrafe für den Verurteilten aufzuheben und ihn ehrenhaft aus der Armee zu entlassen. "Er ist nicht ein Mann, der 'gebessert' werden muss", betonte Stenbakken. "Er hat schon sein Leben geändert, was auch seine Kameraden feststellen konnten."

Die adventistische Kirchenleitung empfiehlt ihren Mitgliedern weltweit nach der Einberufung zum Militär die Kriegsdienstverweigerung oder den waffenlosen Dienst in der Armee, wovon die meisten Gebrauch machen. Eine andere Gewissensentscheidung wird jedoch akzeptiert. In Deutschland würden sich fast alle adventistischen Jugendlichen für die Kriegsdienstverweigerung entscheiden, teilte Pastor Friedbert Hartmann (Ostfildern), Jugendabteilungsleiter der Siebenten-Tags-Adventisten in Süddeutschland, mit. Es gebe daher nur vereinzelt Adventisten in der Bundeswehr. In der damaligen DDR hätten etwa 90 Prozent der adventistischen Jugendlichen den waffenlosen Dienst bei den Bausoldaten gewählt, auch wenn dieser mit beruflichen Nachteilen verbunden gewesen sei. Hartmann war selbst Bausoldat.

In der Schweiz leisteten die meisten adventistischen Christen den Militärdienst ohne Waffen, so Dr. Pierre Hess, Abteilungsleiter für religiöse Freiheit der Schweizer Union der Freikirche. "Diejenigen die zunächst den Dienst mit Waffe wählen, lassen sich nach der Grundausbildung immer häufiger zum waffenlosen Dienst einteilen. Auch der Zivildienst wird als Alternative genutzt."

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