Australische Religionsgemeinschaften bilden "Allianz gegen Abtreibung"

Canberra/Australien | 04.02.2005 | APD | Gesundheit & Ethik

Die Religionsgemeinschaften Australiens haben sich in einer historischen Allianz gegen Abtreibung zusammengetan. Hochrangige Vertreter aller christlichen Kirchen sowie führende Geistliche der Buddhisten, Muslime, Juden und Sikhs richteten am 31. Januar einen 16 Punkte umfassenden Fragenkatalog an die Regierung. Es sei das erste Mal, dass alle Religionen des Landes gemeinsam gegen die Abtreibung Stellung beziehen und sich gleichzeitig für Verbesserungen für Mütter und ihre Kleinkinder einsetzen, hiess es dazu in Canberra.

Am Treffen in Sydney nahmen unter anderen der römisch-katholische Kardinal George Pell, der Anglikanische Erzbischof von Sydney Dr Peter Jensen, der Präsident der Süd-Pazifischen Division der Siebenten-Tags-Adventisten Pastor Laurie Evans, Rabbi Raymond Apple, Dr Sheik Mansour Leghael vom Imam Hussein Islamic Centre und als Vertreter der Griechisch-Orthodoxen Kirche Erzbischof Stylianos teil.

Nach Angaben des Adventistischen Pressedienstes (APD) hätten Vertreter der römisch-katholischen Kirche versucht, alle Religionsgemeinschaft für ihre strenge "Pro Life"-Haltung zu gewinnen. Die katholische Kirche wollte die historische Allianz der Religionen zu einer starken politischen Lobby umfunktionieren. Dies sei Kardinal Pell jedoch nicht gelungen, weil eine Politisierung des Anliegens nicht den Absichten einiger Glaubensgemeinschaften entsprach.

Verschiedene Politiker der beiden grossen Parteien des Landes nahmen als Beobachter am Treffen teil. Der konservative Senator Ron Boswell erklärte, mit der Initiative solle eine Diskussion um die Abtreibungspraxis in Gang gesetzt werden. Der politischen Anti-Abtreibungs-Allianz gehören Vertreter aller Parteien ausser den Grünen an.

Gesundheitsminister Tony Abbott sandte ein Grusswort an das religiöse Gipfeltreffen. Der Katholik hatte nach dem Wahlsieg der konservativen Regierungskoalition im Oktober das Thema Abtreibung weit oben auf die politische Agenda gesetzt und so Regierungschef John Howard verärgert. Howard will die bestehende "liberale" Gesetzgebung nicht ändern.

Wenn im Juli die neu gewählten Senatoren ihr Amt anträten, verfüge die konservative Regierung in beiden Parlamentskammern über die Mehrheit. Unter den neuen Senatoren seien mehrere als Lebensschützer bekannte Politiker. Zudem sei die neue Partei "Family First" (Familie zuerst) mit einem Senator vertreten. Mit geschätzten 70.000 bis 100.000 Abbrüchen pro Jahr habe Australien eine der höchsten Abtreibungsraten

Die Religionsvertreter verlangten in ihrem Fragenkatalog die Erstellung genauerer Abtreibungsstatistiken; gesetzliche Regelungen rund um die Spätabtreibung; sorgfältige und objektive Aufklärung für Frauen, die eine Abtreibung planen, einschliesslich der Darstellung physischer und psychologischer Risiken eines solchen Eingriffs; verbesserte Erziehungsprogramme über Schwangerschaft und Abtreibung sowie bessere Möglichkeiten der Unterstützung von Frauen mit unerwarteten Schwangerschaften.

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