Deutsche Freikirchen zum Tod vom Papst: Ein Brückenbauer für Frieden und Versöhnung

Frankfurt am Main/Deutschland | 05.04.2005 | APD | Ökumene

Vertreter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Deutschland (VEF) haben den am 2. April verstorbenen Papst Johannes Paul II. gewürdigt. Der Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Siegfried Grosmann (Elstal bei Berlin), erinnerte daran, dass sich in der Zeit seines Pontifikates "das Verhältnis zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Freikirchen gewandelt" habe: "Inzwischen bestehen am Ort und zwischen unseren Kirchen auf nationaler und internationaler Ebene viele gute Beziehungen und das Bewusstsein einer gemeinsamen Verantwortung für unseres Gesellschaft in Mission und Diakonie". Dazu habe der Verstorbene "auf vielfältige Weise" beigetragen. Auch in seiner Freikirche habe das Eintreten von Johannes Paul II. für biblische Wahrheiten und für den Frieden in der Welt "einen hohen Widerhall" gefunden, schreibt Grosmann, der auch als VEF-Präsident amtiert.

Grosmanns Stellvertreter in der VEF, der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Peter Strauch (Witten), zeigte sich besonders beeindruckt davon, dass Johannes Paul II. "echt" gewesen sei und "keinem der gängigen Klischees" entsprochen habe: "Einerseits hielt er gegen alle Widerstände unbeirrt an den Fundamenten seiner Kirche fest, andererseits stellte er sich zugleich den grossen Herausforderungen unserer Zeit." Seine Aussagen zum Zölibat, sein Frauenbild und seine sexualethischen Positionen seien "für Progressive ein Skandal" gewesen. Doch andererseits seien mit seinen Stellungnahmen zu Themen wie Gewalt, Krieg und Armut manche Konservative nicht zurechtgekommen. Strauch: "Diese Echtheit und Gradlinigkeit war es vermutlich, die ihn bei jungen Leuten so beliebt sein lies." Strauch, der auch als Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz amtiert, wies aber auch darauf hin, dass evangelische Freikirchen manche Positionen des Papstes "als nicht schriftgemäss" abgelehnt hätten. Dennoch könnten sie "von seiner Echtheit und Gradlinigkeit" lernen.

Die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), würdigte den Papst als „Brückenbauer“ für Frieden und Versöhnung. "Er setzte Zeichen, die von vielen gesehen und verstanden wurden, er suchte den Dialog mit den Weltreligionen und er war in seinem entschiedenen Eintreten gegen den Krieg im Irak vielen methodistischen Kirchengliedern nahe." Man habe auch die ökumenische Leidenschaft des Papstes wahrgenommen. Zugleich bedauerte die Bischöfin, "dass im jetzt zu Ende gehenden Pontifikat keine weitergehenden Schritte hin zu einer vollen Anerkennung der reformatorischen Kirchen und damit wenigstens zur eucharistischen Gastfreundschaft möglich waren". Ferner weist die Bischöfin darauf hin, dass es ihr Wunsch und Gebet sei, "dass die grosse Anteilnahme der Menschen in aller Welt am Tod von Papst Johannes Paul II. zu einem tiefen Fragen nach den Wurzeln des christlichen Glaubens führen möge."

Der Theologische Referent im Norddeutschen Verband der Siebenten-Tags-Adventisten, Dr. Rolf Pöhler (Friedensau bei Magdeburg), erinnerte in einem Kommentar daran, dass der aus Polen stammende Johannes Paul II. "den gottlosen Kommunismus in seinem Heimatland und weit darüber hinaus effektvoll in die Knie" gezwungen habe: "Er scheute sich auch nicht, den Mächtigen mächtig ins Gewissen zu reden, Krieg und Terror, Ausbeutung der Armen und soziale Ungerechtigkeit anzuprangern." Der Papst habe immer wieder "für Erstaunen gesorgt". Pöhler erinnert in dem Zusammenhang an den "eindrucksvoll inszenierten Brückenschlag zum Protestantismus, Judentum und Islam", an das gemeinsame Gebet mit den anderen Weltreligionen, die Rehabilitierung Galileo Galileis, die Akzeptanz der Evolutionslehre sowie die diversen Schuldeingeständnisse und Vergebungsbitten zu den Verfehlungen der Vergangenheit. [Redaktion: Klaus Rösler für APD]

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