Simon Wiesenthal im 97. Lebensjahr verstorben

Wien/Österreich | 20.09.2005 | APD | International

Der als "Nazi-Jäger" bekannte Gründer des Dokumentationszentrums des "Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes" Ing.-Arch. DDr.h.c. Simon Wiesenthal ist in seinem 97. Lebensjahr verstorben, dies teilte das Simon-Wiesenthal-Zentrum heute mit.

Simon Wiesenthal war mit seinem jahrzehntelangen Einsatz für Gerechtigkeit zu einer moralischen Instanz geworden. Er forderte hinsichtlich der Verbrechen des NS-Regimes "Recht, nicht Rache" und setzte sich mit der Kraft seiner moralischen Integrität für das friedliche Zusammenleben verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen ein. Simon Wiesenthal wurde 1908 in Buczacz (damals Galizien, heute Ukraine) geboren, studierte Architektur an den Technischen Hochschulen in Prag und Lemberg und wirkte in dieser Branche bis 1941. Während des Zweiten Weltkriegs verhaftet, war er in verschiedenen KZs interniert und entging nur durch glückliche Umstände dem Tod.

Nach dem Krieg widmete er sich der Suche nach NS-Kriegsverbrechern. 1947 baute er in Linz ein Dokumentationszentrum auf, das auseinander gerissene jüdische Familien zusammenführen wollte und bis 1954 bestand. Im Gefolge der Gefangennahme von Adolf Eichmann 1961, an der Wiesenthal massgeblichen Anteil hatte, eröffnete er das bis heute bestehende Jüdische Dokumentationszentrum in Wien. Neben der Aufgabe, untergetauchte NS-Kriegsverbrecher ausfindig zu machen, verfasste Wiesenthal eine Reihe von massgeblichen Büchern wie "Doch die Mörder leben" (1967) und "Recht, nicht Rache" (1988), das seine Erinnerungen enthält.

1977 wurde in seinem Namen das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles gegründet. Das Zentrum hat heute Zweigstellen in New York, Toronto, Miami, Jerusalem, Paris and Buenos Aires. Es kämpft in aller Welt gegen Rassismus, Antisemitismus, Terrorismus und Völkermord und unterstützt auch die Suche nach Nazi-Verbrechern.

Simon Wiesenthal hatte auch erheblichen Anteil an der Errichtung des im Jahr 2000 enthüllten Mahnmals für die Opfer der Shoa auf dem Wiener Judenplatz. Er hat für seine unermüdliche Tätigkeit zahllose internationale Ehrungen erfahren, sieben Universitäten, darunter die Universität Wien, verliehen ihm Ehrendoktorate; im Jahre 1995 erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien.

Die jüdische Kultusgemeinde Wien wird am 21. September (Mittwoch) in einer Trauerzeremonie am Zentralfriedhof von Wiesenthal Abschied nehmen. Anschliessend wird der Leichnam nach Israel übergeführt, wo für den 23. September (Freitag) die Beerdigung geplant ist.

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