Nordkorea verbietet humanitäre Hilfe aus dem Ausland

Pjöngjang/Nordkorea | 30.09.2005 | APD | ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe)

Ausnahme: Langfristige Entwicklungshilfe, auch christliche Hilfswerke sind betroffen

Die nordkoreanische Regierung hat alle ausländischen Hilfsorganisationen, die humanitäre Projekte betreiben, aufgefordert, das Land bis Ende des Jahres zu verlassen. Der stellvertretende Aussenminister Nordkoreas, Choe Su Hon, hatte ein entsprechendes Ersuchen seiner Regierung am 21. September UNO-Generalsekretär Kofi Annan mitgeteilt.

Gegenüber den Vereinten Nationen gab die Regierung in Pjöngjang als Begründung an, man könne auf die Nothilfe verzichten, weil sich die inländische Produktion deutlich verbessert habe. Ausserdem wolle man nicht in Abhängigkeit vom Ausland geraten. Im Land bleiben dürfen ausländische Hilfsorganisationen, die langfristige strukturelle Entwicklungshilfe leisten. Das Welternährungsprogramm der UNO versorgt rund 6,5 Millionen der 22,5 Millionen Menschen in dem Land, die am Schlimmsten von Hunger bedroht sind. Bei humanitären Hilfen handelt es sich vorwiegend um Lebensmittel- sowie Medizin-Lieferungen.

Betroffen sind von der staatlichen Entscheidung auch christlich-humanitäre Hilfswerke. Ob man weiterarbeiten kann, entscheidet sich für Klaus Dewald, Leiter des Werks "Global Aid Network" (GaiN), an der Frage, inwieweit man der nordkoreanischen Regierung plausibel machen könne, dass es sich bei einem bestimmten Projekt um Entwicklungshilfe handele. GaiN bietet an der Universität in Pjöngjang zwei Studienkurse an, die als Entwicklungshilfe eingestuft werden. Die weitere materielle Unterstützung für 4.500 Kinder in sechs nordkoreanischen Waisenhäusern sei aber fraglich, so Dewald gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.

ADRA-Brötchen für hungrige Kinder Foto: ADRA Schweiz

Ähnlich äusserte sich auch Joakim Cotting von ADRA Schweiz, der die Projekte des adventistischen Hilfswerkes ADRA in Nordkorea betreut. ADRA hat unter anderem ein zerstörtes Krankenhaus wiederaufgebaut und betreibt Grossbäckereien, die täglich 36.000 Kinder mit Brot versorgen. Beide Projekte könnten beim derzeitigen Stand nicht fortgeführt werden. Auch der Direktor von ADRA Schweiz, Alexandre Gasser (Lentigny FR)) hat sich besorgt über die Absage Nordkoreas an internationale humanitäre Hilfe geäussert. "Wir würden es sehr bedauern, wenn wir unsere Arbeit für die Menschen in Nordkorea einstellen müssten", sagte Gasser dem Adventistischen Pressedienst APD.

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