US-Präsident Bush mahnt in China Religionsfreiheit an

Peking/China, | 20.11.2005 | APD | Religionsfreiheit

Der amerikanische Präsident George W. Bush hat die Regierung der Volksrepublik China während seines Besuchs aufgerufen, religiöse Freiheiten zu gewähren und die Menschenrechte zu beachten. Am 20. November (Sonntag) nahm das Ehepaar Laura und George Bush an einem Predigtgottesdienst in der von anglikanischen Missionaren im 11. Jahrhundert gegründeten und heute protestantischen Kirche im westlichen Pekinger Stadtteil Gangwashi teil. Während der Kulturrevolution von 1966 bis 1976 war die Kirche geschlossen.

Mit den Worten "Gott segne Chinas Christen" trug sich der US-Präsident nach dem Gottesdienst in das Gästebuch der Gemeinde ein. Beim Verlassen der Kirche betonte Bush: "Gesund ist eine Gesellschaft, wenn sie die Religionen ihrer Menschen akzeptiert und diesen erlaubt, ihren Glauben zu praktizieren."

Der amerikanische Staatsgast, der am 19. November (Samstag) in Peking eintraf, will im Verlauf seiner Visite auch den Tiannanmen-Platz besuchen, auf dem die Machthaber in Peking 1989 eine Kundgebung der Opposition blutig niedergeschlagen hatten. Nach Unterredungen mit Chinas Staatspräsident Hu Jintao und Permierminister Wen Jiabao vor allem über Fragen der wirtschaftlichen Kooperation will Bush am 21. November (Montag) in die Mongolei weiterreisen.

Nur wenige Tage vor dem Staatsbesuch von US-Präsident Bush ist Bischof Julius Jia Zhiguo (70) von Zhengding (Provinz Hebei), der zum Zweig der nicht anerkannten katholischen Kirche in China gehört, erneut verhaftet worden. Nach Angaben der Polizei wurde er in Gewahrsam genommen, um mit ihm über einen Übertritt zur anerkannten "Katholischen Patriotischen Vereinigung" zu verhandeln, wie die katholische Nachrichtenagentur AsiaNews in Rom berichtete. Zuletzt war Jia im Juli für drei Tage inhaftiert worden. Auch katholische Priester werden immer wieder festgenommen.

In der Chinesischen Volksrepublik leben schätzungsweise zwischen 5 und 13 Millionen Katholiken. Nur Mitglieder der 1957 gegründeten regimenahen "Patriotischen Vereinigung" dürfen ihren Glauben öffentlich ausüben. In jüngster Zeit scheint sich aber die Zusammenarbeit zwischen der offiziellen und der nicht anerkannten katholischen Kirche zu vergrössern. Die meisten katholischen Bischöfe in China sind inzwischen de facto vom Papst legitimiert und bestätigt.

Auch die protestantischen Kirchen in China wachsen ausserordentlich schnell. Vorsichtige Schätzungen gehen von etwa 18 Millionen protestantischen Christen aus. Rund 2 Prozent der chinesischen Bevölkerung bekennen sich zum christlichen Glauben. Trotz ihres Minderheitenstatus’ übernehmen sie mit ihren Wertvorstellungen eine überproportionale Rolle in der chinesischen Gesellschaft ein.

Der wachsenden Zahl von Gläubigen stehen in ganz China rund 50.000 Kirchen und Hausgemeinden zur Verfügung. In China herrscht jedoch ein starker Mangel an ausgebildeten Pfarrern. In den vergangenen Jahren seien nach Angaben aus Kirchenkreisen nur etwa 5.000 protestantische Geistliche in den 18 theologischen Seminaren und fünf Bibelinstituten des Landes ausgebildet worden.

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