Gedenken an Dietrich Bonhoeffers 100. Geburtstag (4. Februar)

Hannover/Deutschland | 25.01.2006 | APD | Ökumene

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Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erinnert und gedenkt des protestantischen Theologen und, Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer anlässlich seines 100. Geburtstages mit Veranstaltungen in Berlin, Breslau und London.

Der am 4. Februar 1906 in Breslau geborene Bonhoeffer hat mit seinem theologischen Denken den Protestantismus tief geprägt und konfessionsübergreifend Bedeutung gewonnen. In kirchlichen Kreisen wird er immer wieder als "evangelischer Heiliger" bezeichnet.

Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 – wenige Wochen vor Kriegsende – im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. Pfarrer Bonhoeffer hatte während des Dritten Reichs schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt der nationalsozialistischen Ideologie widersprochen. Im Jahre 1933 wagte er in einem Rundfunkvortrag deutliche öffentliche Worte: "Führer und Amt, die sich selbst vergotten, spotten Gottes". Auf dem Fundament dieser klaren Grundposition suchte Bonhoeffer die richtige Antwort auf die Herausforderung durch das nationalsozialistische Regime. Er kämpfte mit seinen Freunden entschieden gegen den so genannten Arierparagrafen in der Kirche. Zugleich verlangte er, über den Widerstand gegen die staatliche Kirchenpolitik hinaus zu gehen und ebenso entschieden für die Menschenrechte der Juden im Staate einzutreten.

Bonhoeffer gehörte zum Kreis derer, die das Attentat am 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler vorbereitet haben. Dabei hat er sein politisches Handeln immer theologisch begründet und in dieser Zeit mehrere Bücher geschrieben, die ihn auch als theologischen Denker weltweit bekannt gemacht haben. Seine Briefe und Texte aus der Zeit der Haft (1943-1945) sind nach dem Krieg unter der Überschrift "Widerstand und Ergebung" veröffentlicht worden. Sein 1944 in der Haft geschriebenes Gedicht "Von guten Mächten wunderbar geborgen" ist fester Bestandteil des Evangelischen Gesangbuchs.

Er sei ein Heiliger im evangelischen Verständnis, äusserte der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, der auch Herausgeber der Gesamtausgabe der Texte von Dietrich Bonhoeffer ist, weil er für Andere zum Vorbild im Glauben geworden sei. In diesem Sinne sei er allerdings kein Heiliger, der der Welt geflohen sei, sondern er sei "der Erde treu gewesen", erinnerte Huber. Bonhoeffer habe deutlich gesagt, dass sein geschöpfliches Dasein im Kern zum christlichen Glauben gehöre. In seiner Biographie und in seinen Texten sei deshalb zu beobachten, dass er aus diesem Grund seine eigenen Schwächen nicht versteckt habe: "seine Angst in der Haft, seine Depression, seine Wut". Der EKD-Ratsvorsitzende stellte deshalb gegenüber dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" fest: "Jemand, der diese unterschiedlichen Seiten des Lebens bejaht, ist für mich ein Vorbild im Glauben. Ein Mensch wie Bonhoeffer, der gern Klavier spielt, sich ins Gefängnis Zigaretten schicken lässt und ein gutes Glas Wein nicht verschmäht, taugt durchaus dazu, ein Heiliger zu sein."

Mit verschiedenen Angeboten und Veranstaltungen erinnert die EKD an den Theologen und Widerstandskämpfer. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Bonhoeffergesellschaft und dem Polnischen Ökumenischen Rat (PÖR) finden auch zentrale Feiern in Breslau, der Geburtstadt von Dietrich Bonhoeffer, statt. An einigen zentralen Gedenkveranstaltungen wird auch der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, teilnehmen.

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