Päpstliche Universität richtet Lehrstuhl für Sekten und Esoterik ein

Rom/Italien | 09.05.2006 | APD | Religionsfreiheit

Die Päpstliche Universität "Angelicum" in Rom richtet einen eigenen Lehrstuhl für Sekten und Esoterik ein.

Als ersten Dozenten für den neuen Lehrstuhl hat die von den Dominikanern geleitete Universität den deutschen Religionshistoriker Michael A. Fuss verpflichtet. Wie die Nachrichtenagentur "Kathpress" meldet, soll der Inhalt der im Wintersemester beginnenden Lehrveranstaltungen ein religionswissenschaftlicher Zugang zur "New Age"-Bewegung und die Behandlung "konfliktträchtiger Orientierungen" sein.

Nach Angaben von Professor Fuss sei vorgesehen, die Stelle nicht fest zu besetzen, sondern jeweils Gastprofessuren an internationale Wissenschaftler zu vergeben. Fuss lehrt derzeit an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Bis 1996 hatte er den Lehrstuhl für Religionsgeschichte in Freiburg im Breisgau inne.

Der Vatikan will der Ausbreitung der Sekten verstärkt entgegenwirken. Der grosse Zulauf zu den Sekten besonders in Lateinamerika stelle für die römisch-katholische Kirche und für alle kirchlichen Gemeinschaften, mit denen sie einen Dialog führe, eine "Bedrohung" dar, hatte der verstorbene Papst Johannes Paul II. betont.

Zu Recht herrscht auch in der römisch-katholischen Kirche ein allgemeines Unbehagen über die Verwendung des Begriffs der "Sekte". Eine vorsichtige Auslegung, was der Vatikan heute unter Sekte versteht, geht aus dem Schlussdokument Nr. 24 des 15. Kardinalskonsistoriums hervor : "Es handelt sich um ein sich ständig veränderndes Phänomen von besorgniserregenden Ausmassen, welches fast überall präsent ist, wenngleich mit unterschiedlichen Tendenzen und Ausprägungen. In Afrika dominiert die vielfältige Ausbreitung von 'autonomen Kirchen' des synkretistischen Typs. ln Lateinamerika sind es Gemeinschaften evangelikaler, fundamentalistischer und spontaner Natur, welche sich von der einheitlichen katholischen Tradition abspalten und damit gleichzeitig das soziale Band zerreissen. Im Westen handelt es sich hauptsächlich um gnostisch inspirierte Gruppen. Auch in Asien werden die volkstümlich katholischen Gebiete in einigen Ländern von einer sektiererischen Propaganda im Stil von unabhängigen christlichen Gemeinden überzogen".

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